Nach palästinensischen Krawallen Polizei sperrt Tempelberg ab
25.10.2009, 17:39 UhrAuf dem Tempelberg in Jerusalem liefern sich Palästinenser Auseinandersetzungen mit israelischen Polizisten. Mehr als hundert Muslime verschanzen sich in der Al-Aksa-Moschee. Muslimische religiöse Repräsentanten hatten zuvor dazu aufgerufen, den Tempelberg zu verteidigen.
Bei neuen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischer Polizei auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt hat es Verletzte und zahlreiche Festnahmen gegeben. Mehr als hundert Muslime hatten sich in der Al-Aksa-Moschee auf der heiligen Stätte verschanzt, teilte der israelische Polizeisprecher Cohen mit. Bei den Unruhen seien 17 Palästinenser festgenommen und drei Polizisten verletzt worden. Die Polizei riegelte nach den Auseinandersetzungen den Zugang zum Tempelberg ab.
Der Polizeisprecher sagte, zahlreiche junge Muslime hätten Steine und eine Brandflasche auf Polizisten geworfen. Diese seien zu einer Routinepatrouille auf der Stätte mit der Al-Aksa-Moschee unterwegs gewesen, die als das drittwichtigste islamische Heiligtum gilt. Zudem hätten die Palästinenser Öl auf dem Boden verteilt, damit die Beamten darauf ausrutschten. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin Blendgranaten eingesetzt, um die Demonstranten zu vertreiben.
Polizei kündigt rechtliche Schritte an
Insgesamt zweimal habe ein großes Polizeiaufgebot den Tempelberg gestürmt, sagte Cohen. Er rief alle Demonstranten zur Zurückhaltung auf. "Die israelische Polizei wird mit harter Hand gegen alle Störenfriede vorgehen", sagte er Journalisten. Er kündigte auch rechtliche Schritte an. Unter den Festgenommenen waren demnach auch Ali Abu Scheicha, ein Führer der Islamischen Bewegung in Israel, und der palästinensische Jerusalem-Beauftragte Hatem Abdel Chader. Ihnen wird Aufwiegelung zur Gewalt vorgeworfen.
Muslimische religiöse Repräsentanten hatten zuvor dazu aufgerufen, den Tempelberg zu verteidigen. Es gab auch Aufrufe rechtsorientierter jüdischer Repräsentanten zu Besuchen auf dem Heiligtum, wie Polizeichef Cohen bestätigte. Der Tempelberg mit seinen beiden Moscheen - Al-Aksa und Felsendom - befindet sich nach jüdischer Glaubenslehre auf den Überresten des im Jahre 70 von den Römern zerstörten zweiten jüdischen Tempels.
Abbas: Israel muss Provokationen stoppen
Ein Sprecher der Islamischen Bewegung in Israel machte die israelische Polizei für die Auseinandersetzungen verantwortlich. Diese entschuldige ihre Angriffe stets mit Steinewerfern, sagte Kamal Chatib. "Es ist aber klar, dass sie nur ihre Verbrechen rechtfertigen wollen." So habe die israelische Polizei auch Busse mit Muslimen gestoppt, um sie an ihrer Reise nach Jerusalem zu hindern.
Die Palästinensische Autonomiebehörde unter Präsident Mahmud Abbas forderte Israel auf, "sämtliche Akte der Provokation" zu stoppen. Die internationale Gemeinschaft müsse daher Druck auf die israelische Regierung ausüben, erklärte ein Sprecher von Abbas. Auch die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas machte Israel für die "gefährliche Aggression" in Jerusalem verantwortlich.
Cohen erklärte, es sei Israels Politik, "den Tempelberg für alle Religionen und alle Gläubigen offen zu halten". Vergangenen Monat war es bereits während der jüdischen Feiertage zu Krawallen auf dem Tempelberg gekommen. Die Polizei erlaubte daraufhin zwei Wochen lang nur Muslimen, die älter als 50 Jahre alt und im Besitz eines israelischen Ausweises sind, den Zugang. Muslimische Repräsentanten verurteilten dies als Einschränkung der Religionsfreiheit.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP