Politik

RAF-Prozess Becker Polizist schildert Festnahme

Das halbautomatische Gewehr HK 43 wurde vom BKA als die Mordwaffe identifiziert. Mit ihm wurde auch Verena Becker angeschossen.

Das halbautomatische Gewehr HK 43 wurde vom BKA als die Mordwaffe identifiziert. Mit ihm wurde auch Verena Becker angeschossen.

(Foto: dpa)

Hat Verena Becker auf Generalbundesanwalt Buback geschossen? Fast 34 Jahre nach der Tat soll das der Stuttgarter RAF-Prozess klären, in dem nun der Polizist aussagt, der Becker am Bein angeschossen hatte - wie sich herausstellte, mit der Mordwaffe.

Im Stuttgarter RAF-Prozess hat ein Polizist die Verhaftung der Terroristen Verena Becker und Günter Sonnenberg am 3. Mai 1977 geschildert. "Der Beifahrer hat mit zwei Faustfeuerwaffen auf unsere Gruppe geschossen", sagte der 68-jährige pensionierte Polizeibeamte vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart-Stammheim. Er habe daraufhin in dem Durcheinander mit einer im Fluchtauto gefundenen Waffe zurückgeschossen und - wie sich später zeigte - Verena Becker am Bein getroffen.

"Jeans, Lederjacke, kurze Haare: Es war zunächst schwer zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war", sagte der Zeuge.

Michael Buback ist davon überzeugt, dass Becker seinen Vater getötet hat.

Michael Buback ist davon überzeugt, dass Becker seinen Vater getötet hat.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Prozess soll klären, welche Rolle Becker bei dem Attentat auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback am 7. April 1977 hatte. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sie an der Planung und Vorbereitung beteiligt war. Michael Buback, Nebenkläger und Sohn des Opfers, hält Becker dagegen für die Schützin. Für ihn ist deshalb unter anderem die Frage wichtig, ob auf dem Tatmotorrad auch eine Frau gesessen haben könnte.

Wie sich herausstellte, war es die Mordwaffe, zu der der Polizist in dem "Tohuwabohu" gegriffen hatte und Becker verletzte. Das sagte ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes in dem Prozess aus.

Fahrkarten in die Schweiz

Verena Becker verantwortet sich wegen Mitschuld am Mord von Buback seit September 2010 vor Gericht.

Verena Becker verantwortet sich wegen Mitschuld am Mord von Buback seit September 2010 vor Gericht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach Auskunft eines 69-jährigen Kriminalbeamten hatte Verena Becker bei ihrer Festnahme am 3. Mai 1977 in Singen unter anderem Bahnfahrkarten in die Schweiz sowie gefälschte Ausweise dabei, auf denen ihr Gesicht zu sehen war. Zudem wurden bei ihr und dem bei der Festnahme sehr schwer verletzten Terroristen Günter Sonnenberg mehrere Waffen mit Munition, größere Geldbeträge sowie Landkarten und Stadtpläne aus der Schweiz gefunden. Ermittler fanden auch einen Kalender, bei dem die Seiten von Mitte Februar bis zum Tag nach dem Buback-Attentat herausgerissen worden waren.

Von wem jedoch welche Fundstücke stammen, ist mehr als 33 Jahre nach dem Geschehen teilweise schwer zu klären. Der 65-jährige frühere Ermittler war hier schon knapp zwei Wochen nach der Festnahme Beckers nicht weiter gekommen: "Bei dem Tohuwabohu waren keine großen Erkenntnisse mehr rauszuholen."

Zuzuordnen ist der Ex-Terroristin aber vermutlich ein Koffer mit Kosmetika und Bekleidung, der am Tag vor der Festnahme mit der Bahn nach Zürich geschickt worden war. "Die Beschriftung stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von Frau Becker", sagte der Ermittler. Dazu, ob sie auch Hotelmeldescheine für Schweizer Hotels ausgefüllt hat, soll später ein Schriftgutachter gehört werden.

Wie kam die Polizei zu Beckers DNA?

Anlass zum Rätseln und Schmunzeln gab die Aussage eines 78-jährigen ehemaligen Polizeibeamten. Er schilderte im Prozess, dass er Verena Becker nach zwei vergeblichen Versuchen beim dritten Anlauf eine Speichelprobe abgenommen hat. Wie ihm das ohne Einwilligung Beckers gelang, wollte er aber nicht verraten: "Das wissen noch nicht einmal meine Kollegen - und sie wollten es alle wissen."

Quelle: ntv.de, dpa

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