Politik

Opferzahl vor Lampedusa steigt weiter Taucher bergen dutzende neue Leichen

Zu den bereits im Hangar des Flughafens von Lampedusa aufgebahrten Leichen müssen nun noch weitere Särge hinzugefügt werden.

Zu den bereits im Hangar des Flughafens von Lampedusa aufgebahrten Leichen müssen nun noch weitere Särge hinzugefügt werden.

(Foto: REUTERS)

Unter widrigen Witterungsbedingungen haben Taucher vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa etliche weitere Ertrunkene geborgen - womit die Zahl der getöteten Flüchtlinge auf fast 200 steigt. EU-Parlamentspräsident Schulz fordert eine Reform der europäischen Asylpolitik.

Auch drei Tage nach dem Bootsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa haben Taucher erneut weitere Tote geborgen. Wie die Küstenwache mitteilte, wurden die Leichen von 83 ertrunkenen afrikanischen Bootsflüchtlingen an die Wasseroberfläche gebracht. Damit wurden nach Behördenangaben bislang 194 Menschen tot geborgen. Mehr als 100 gelten weiterhin als vermisst. Hoher Seegang und starker Wind behinderten die Arbeit der rund 40 Bergungstaucher. Das Schiffswrack befindet sich in 47 Metern Tiefe.

Nach der Bootskatastrophe hat EU-Parlamentspräsident Martin Schulz die Bundesregierung zur Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge aufgefordert. "Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika so lange alleingelassen hat", kritisierte der SPD-Politiker in der "Bild"-Zeitung. Die Flüchtlinge müssten in Zukunft gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden. "Das heißt auch, dass Deutschland zusätzliche Menschen aufnehmen muss", verlangte Schulz. Über das Thema müssten die EU-Staaten auf ihrem Gipfel in Oktober in Brüssel beraten, wird er zitiert.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel unterstrich die Bedeutung der Entwicklungspolitik, für bessere Chancen der Menschen in ihren Heimatländern zu sorgen. Die Tragödie zeige aber auch, "dass wir eine gemeinsame europäische Migrations- und Flüchtlingspolitik brauchen". Der Unions-Außenexperte Philipp Mißfelder, forderte in der Zeitung mehr Unterstützung für Afrika.

Überlebenden droht hohe Geldstrafe

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sprach sich hingegen für schärfere Maßnahmen gegen Schlepper aus. "Fest steht, dass wir noch stärker die Netzwerke organisierter und ausbeuterischer Schleusungskriminalität bekämpfen müssen", sagte Friedrich der "Welt am Sonntag". "Die Schleuser-Verbrecher sind es, die die Menschen mit falschen Versprechungen in Lebensgefahr bringen und oftmals in den Tod führen."

Am Donnerstag war ein Boot mit 500 Flüchtlingen aus Eritrea und Somalia vor der sizilianischen Küste gesunken. 155 Menschen konnten gerettet werden. Die Überlebenden müssen mit Strafanzeigen und einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro rechnen. Die Flüchtlinge berichteten Parlamentsabgeordneten am Samstag, sie hätten an ihre Schlepper Tausende Dollar für die Reise durch die Sahara und über das Mittelmeer bezahlt. Unter dem Eindruck der Katastrophe hat Italien die Europäische Union um mehr Hilfe gebeten. In Deutschland entbrannte eine Diskussion über eine neue EU-Flüchtlingspolitik.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen