Ob Kolosseum oder Frauenkirche Berühmte Nachbauten ausgestellt
22.07.2010, 08:58 Uhr
Modell des Lübecker Buddenbrookhauses.
(Foto: dpa)
Ob die Frauenkirche in Dresden oder das Kapitol in Washington - viele berühmte Bauten wurden zerstört und wieder aufgebaut. Eine Ausstellung zeigt deren Rekonstruktionen.
Täglich tummeln sich Touristen auf dem Markusplatz in Venedig oder auch im Lübecker Buddenbrookhaus. Doch was viele nicht wissen: Weder das Haus der Großeltern von Heinrich und Thomas Mann noch der Markusturm sind Originale. In beiden Fällen handelt es sich um Rekonstruktionen. Eine Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne (wo bis zum 15. August 2010 auch noch die Ausstellung "Neo Rauch - Begleiter" läuft) zeigt, wie mit dem Wiederaufbau bekannter Gebäude über die Jahrhunderte umgegangen wurde und wo sie heute zu finden sind.
300 Beispiele bekannter Schlösser, Häuser oder Kirchen
Unter dem Titel "Geschichte der Rekonstruktion - Konstruktion der Geschichte" präsentiert das Architekturmuseum der Technischen Universität München bis zum 31. Oktober 2010 rund 300 Beispiele bekannter Schlösser, Häuser oder Kirchen. Sie alle wurden durch Kriege, Naturkatastrophen oder Brände dem Erdboden gleichgemacht und rekonstruiert.

Modelle der Frauenkirche in Dresden (r), des Knochenhaueramtshauses (l) in Hildesheim und des Chinesischen Turms in München ...
(Foto: dpa)
Das 1758 erbaute "Buddenbrookhaus" in Lübeck beispielsweise legten 1942 Brandbomben in Schutt und Asche. Übrig blieben Mauerfragmente, die Fassade und Kellergewölbe. 1955 wurde das Gebäude rekonstruiert, heute ist es ein Literaturmuseum. Der Campanile von San Marco in Venedig wurde von 1903 an wiederaufgebaut, nachdem das Symbol der Stadt ein Jahr zuvor eingestürzt war.
"Die einzelnen Bauten wie das Kolosseum in Rom oder die Dresdner Frauenkirche stehen doch geradezu für eine Stadt", sagte der Direktor des Architekturmuseums, Winfried Nerdinger. In vielen Fällen hätten deshalb die Bürger den Wiederaufbau vorangetrieben.
München "rekonstruierte Stadt"

... nochmal aus einer anderen Perspektive: Das Modell des Chinesischen Turms im Vordergrund.
(Foto: dpa)
In München beispielsweise ging der Chinesische Turm im Englischen Garten 1944 in Flammen auf. Er wurde schon 1951/52 auf Initiative eines Bürgervereins hin wiederaufgebaut. In der bayerischen Landeshauptstadt seien im Zweiten Weltkrieg 60 Prozent der Häuser zerstört worden. "Man geht heute durch eine rekonstruierte Stadt", betonte Nerdinger.
Während in Europa vor allem das exakte Wiederherstellen und die Authentizität der Bauten ausschlaggebend seien, gehe es in Japan um die Weitergabe "des authentischen Geistes", sagte Nerdinger. Der Schrein in Ise wird seit mehr als 1300 Jahren alle 20 Jahre exakt nach dem Vorbild des Vorgängers neu erbaut - und der Altbau abgeschlagen. "Jede Generation soll dazu in der Lage sein, es so zu machen wie seine Vorfahren", sagte der Direktor. Material zerbreche oder verbrenne, das Wissen aber bleibe bestehen.
Quelle: ntv.de, Katia Rathsfeld, dpa