Fußball-WM 2010

WM-Gastgeber schlagen Frankreich Südafrika scheitert mit Stil

Sie sind zwar immer noch Gastgeber dieser Weltmeisterschaft, mitspielen aber dürfen sie nicht mehr. Südafrikas Fußballer schlagen in ihrem letzten Gruppenspiel peinlich auftretende Franzosen mit 2:1. Ihr Traum vom Erreichen des Achtelfinales erfüllt sich aber nicht.

Ein Sieg zum Abschied: Südafrika schlägt Frankreich - und schaut ab jetzt nur noch zu.

Ein Sieg zum Abschied: Südafrika schlägt Frankreich - und schaut ab jetzt nur noch zu.

(Foto: dpa)

Der Staatschef gratulierte in der Kabine, der scheidende Chefcoach war voll des Lobes: Trotz des historischen Scheiterns in der Vorrunde gab es bei WM-Gastgeber Südafrika keine Spur von Trauer. "Sehen Sie den Stolz und die tolle Laune der Leute hier", sagte Südafrikas brasilianischer Fußball-Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira, "davon hatten wir vor der WM nichts." Nach dem 2:1-Erfolg über den tief gefallenen Vizeweltmeister Frankreich, der sich sang- und klanglos aus dem Turnier verabschiedete, sah Parreira seine Mission am Kap erfüllt und bekräftigte seinen Abschied. "Ich bin dankbar und stolz, dass ich meine WM-Geschichte mit einem Sieg abschließen konnte", sagte der 67-Jährige.

Selbst die Unsportlichkeit seines französischen Kollegen Raymond Domenech konnte ihm nicht die gute Laune verderben. Der gescheiterte Coach der "Equipe tricolore", der nach der WM durch Laurent Blanc ersetzt wird, verweigerte nach der erneuten Pleite Parreira auch noch den Handschlag. Er hatte sich an einigen angeblichen Kommentaren des Brasilianers in der Vergangenheit gestört.

Frankreich einfach nur peinlich

Während die südafrikanischen Fans ihre Mannschaft trotz des erstmaligen Scheiterns eines WM-Gastgebers in der Vorrunde noch lange nach Schlusspfiff mit lauten Gesängen und ihren Vuvuzelas feierten, erwartet Frankreichs Chaos-Truppe bei der Rückkehr in die Heimat ein Spießrutenlauf. Die Franzosen präsentierten sich am Kap als eine der größten Peinlichkeiten der Fußball-Historie. "Dieses Debakel hat die Arbeit von 50 Jahren kaputt gemacht", klagte Verbandschef Jean-Pierre Escalettes. Und Abwehrspieler Abou Diaby sagte nach dem dritten vorzeitigen K.o. bei einem großen Turnier seit 2002: "Es tut mir sehr leid für das französische Volk."

Nach dem im Trainingsboykott vom Sonntag gipfelnden Chaos der vergangenen Tage hatte Domenech alles versucht: Er setzte Kapitän Patrice Evra und vier weitere Akteure auf die Bank, für den nach Hause geschickten Nicolas Anelka spielte Djibril Cissé im Sturm. Aber sein Team ließ bei dieser WM nichts aus. Dem 0:1 ging ein schwerer Fehler von Torwart Hugo Lloris voraus. Nur fünf Minuten später sah Yohann Gourcuff nach einem übertriebenen Ellbogeneinsatz eine allerdings umstrittene Rote Karte. Am Ende fielen die "Blauen" dann in sich zusammen.

Torverhältnis entscheidet

Schlechter Verlierer: Raymond Domenech verweigerte Südafrikas Coach Alberto Parreira den Handschlag.

Schlechter Verlierer: Raymond Domenech verweigerte Südafrikas Coach Alberto Parreira den Handschlag.

(Foto: dpa)

"Ich fühle eine große Enttäuschung bei mir, für die Fans und das französische Volk. Wir haben unser Ziel nicht erreicht", sagte Domenech: "Aber die Mannschaft hat ihr Bestes gegeben, das war das Wichtigste, was sie heute tun konnte." Was genau und warum aus dem Ruder gelaufen ist in den vergangenen Tagen, wollte er "noch nicht konkret analysieren". Aber die große Distanz zwischen dem Trainer, seinem Team und den Fans war für jeden zu erkennen. Die Anhänger pfiffen ihn schon vor dem Spiel gnadenlos aus. Mit Alou Diarra ernannte er einen Mann zum neuen Kapitän, der zuvor noch keine Sekunde gespielt hatte. Nach dem Abpfiff gab Domenech jedem Spieler die Hand. Für eine erfolgreiche WM kam diese Geste aber zu spät. Der geschasste WM-Kapitän Patrice Evra kündigte für die nächsten Tage eine Erklärung darüber an, was im WM-Lager der Equipe Tricolore passiert sei.

Südafrika hingegen trennte am Ende nur das schlechtere Torverhältnis im Vergleich zu Mexiko (0:1 gegen Uruguay) vom Achtelfinale, weil es trotz einer leidenschaftlichen und von bedingungsloser Offensive geprägten Leistung nur zu Toren von Bongani Khumalo (20.) und Katlego Mphela (37.) reichte. Parker, Mphela und Tshabalala vergaben weitere gute Chancen, stattdessen traf Florent Malouda (70.) für Frankreich. "Bafana Bafana" hatte sich einfach völlig verausgabt in dieser Partie. Präsident Jacob Zuma sagte zu seinen "Jungs": "Das ganze Land ist stolz auf euch. Ich würde mich freuen, wenn ihr es zur nächsten WM in Brasilien wieder schafft."

Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, dpa

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