Bis zu 850 Baustellen gleichzeitig Bahn kündigt gigantisches Bauprogramm an
08.12.2014, 19:39 Uhr
Die Müngestener Brücke - eine von 25.000 im Besitz der Bahn. Viele sind sanierungsbedürftig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Bahn-Infrastruktur befindet sich teilweise in sehr schlechtem Zustand. Jetzt ruft der DB-Vorstand das "Größte Modernisierungsprogramm in der Geschichte der Bahn" aus. Die Kunden sollen möglichst wenig von den Bauarbeiten mitbekommen.
Das deutsche Schienennetz ist an vielen Stellen stark in die Jahre gekommen. 191 Jahre nach Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth ist der Investitionsstau für die Modernisierung von Schienen und Bahnhöfen so groß, dass Eigentümer und Betreiber, Bund und Bahn, gezwungen sind, deutlich mehr Geld zu investieren. Die nun geschlossene Vereinbarung sieht für den Zeitraum von 2015 bis 2019 Investitionen in die Infrastruktur in Höhe von 28 Milliarden Euro vor.
Laut Bahn-Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer müssen zwar noch der DB-Aufsichtsrat und der Haushaltsausschuss des Bundestags dem Paket zustimmen, doch scheint dies nur noch Formsache zu sein. Denn die Planungen der Bahn zur Modernisierung der Infrastruktur sind weit fortgeschritten.
Schon für das kommende Jahr plant der Konzern demnach die Erneuerung und Instandhaltung von 3800 Kilometern Schiene, 2000 Weichen, 2,5 Millionen Eisenbahnschwellen und rund vier Millionen Tonnen Schotter. Zudem sollen mehr als 120 Brücken erneuert werden. Im kommenden Jahr wird es den Plänen zufolge an manchen Tagen bundesweit mehr als 850 Baustellen geben. Wegen der Arbeiten werden Bahnfahrer in den nächsten Jahren auf zahlreichen Strecken länger unterwegs sein. Damit Kunden von den Erneuerungen der Schienen, Weichen und Brücken möglichst wenig mitbekommen, sehen Fahrpläne längere Fahrzeiten vor.
"Bau unter rollendem Rad"
Von 2015 bis 2019 würden unter anderem 17.000 Kilometer Schiene, 8700 Weichen und mindestens 875 Brücken erneuert, teilte die Bahn mit. Es handele sich um "das größte Modernisierungsprogramm, das es in der Infrastruktur der Bahn je gegeben hat", erklärte Infrastruktur-Vorstand Kefer. Das "oberste Ziel" bei der Netzsanierung sei, "so wenig Einschränkungen für unsere Reisenden wie möglich" zu verursachen, erklärte er. Ganz ohne gehe es aber nicht.
Es sei eine "Kunst", die Bauarbeiten so zu planen, dass die Kunden davon "so gut wie nichts mitbekommen", sagte der für Vertrieb und Fahrplan zuständige Vorstand der DB Netz AG, Jörg Sandvoß. So baue die Bahn teilweise in verkehrsarmen Zeiten an Wochenenden oder in der Nacht. Auch mit dem sogenannten "Bau unter rollendem Rad", bei dem eine Strecke eingleisig weiter betrieben wird, habe der Konzern Erfahrung. Darüber hinaus könnten Züge umgeleitet werden, Strecken bei Sperrungen mit Schienenersatzverkehr bedient werden.
Um die Zahl und Dauer baubedingter Sperrungen so gering wie möglich zu halten, bündelt die Bahn die größten Maßnahmen in sogenannte Korridore. 2015 sind laut Kefer in über achtzig Korridoren mehr als 500 Einzelmaßnahmen geplant. Allein für nächstes Jahr kündigte die Bahn 12.750 Baufahrpläne an.
Auch ICE-Srecken von Sperrungen betroffen
Für mehrere Strecken sind bereits Sperrungen geplant: Betroffen ist etwa die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und dem Rhein-Main-Gebiet. Diese wird im April und Mai an vier Wochenenden komplett gesperrt. Die Züge fahren dann entweder eine andere Strecke, was eine Stunde länger dauert, oder fallen aus. Auch Reisende auf den Strecken Hannover-Göttingen, Köln-Aachen, Köln-Siegen, Mannheim-Stuttgart, Nürnberg-Ansbach und München-Ingolstadt sowie im Berliner S-Bahn-Verkehr müssen sich zeitweise auf Einschränkungen einstellen.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte, "hochleistungsfähige Mobilitätsnetze" seien Grundlage für den Erfolg Deutschlands als Wirtschaftsstandort. "Ausschlaggebend für die Zukunftsfähigkeit des Systems Schiene ist eine leistungsfähige und moderne Infrastruktur."
Quelle: ntv.de, AFP/dpa