Wirtschaft

Aufstand der Aktionäre? Investor Icahn will Apples Milliarden

Dem US-Konzern Apple stehen turbulente Zeiten bevor.

Dem US-Konzern Apple stehen turbulente Zeiten bevor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Apple-Chef Cook steht mit seinem Konzern vor turbulenten Zeiten: Der für seine aggressiven Methoden bekannte Investor Icahn fordert den iPhone-Hersteller kurz nach seinem Einstieg zum Aktienrückkauf auf und weckt damit bei vielen Aktionären Hoffnungen auf schnell verdientes Geld.

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"Carl Icahn als Aktionär zu haben, das ist als hätte man einen Tumor, der einen anbrüllt", hat der amerikanische Tech-Journalist Ashlee Vance die Nachricht vom Einstieg des bekannten Investors bei Apple kommentiert. Der schroffe Vergleich fängt perfekt den Ruf Icahns ein: Der 77-Jährige ist in Chefetagen von US-Konzernen so unbeliebt wie gefürchtet - und sehr laut. Allein dass der Kurs um über fünf Prozent hochschoss, nur weil Icahn per Twitter-Nachricht von einer nicht näher bezifferten "hohen Position" in Apple-Aktien berichtete, ist schon ein Tribut an seine Durchschlagskraft.

Dabei ist Icahns Apple-Anteil auf den ersten Blick vernachlässigbar. Über 1,5 Milliarden Dollar sind seine Apple-Aktien nach Informationen des "Wall Street Journal" wert. Das mag eine unvorstellbare Summe für einen Normalsterblichen sein - am teuersten Unternehmen der Welt erkauft man sich damit aktuell gerade einmal 0,33 Prozent. Selbst wenn Icahn rechtzeitig vor der jüngsten Kurserholung eingestiegen sein sollte - er dürfte auf jeden Fall deutlich weniger als ein Prozent halten.

Trotzdem stellt er unverhohlen Forderungen an die Firmenführung: Jetzt sei die Zeit für einen großen Aktienrückkauf, ließ er Apple-Chef Tim Cook wissen, der immerhin sofort bereit zu einem Gespräch mit seinem neuen großen Kleinaktionär war. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg schwebt ihm ein Aktienrückkauf im Umfang von 150 Milliarden Dollar vor - offenbar zusätzlich zu der bereits laufenden 100-Milliarden-Ausschüttung. Zur Finanzierung solle Apple 150 Milliarden Dollar Schulden machen - um Steuern zu sparen.

Unzufriedene Apple-Aktionäre begrüßen Icahns Investment

Ist es selbst für jemanden mit Icahns Ruf nicht vermessen, eine solche Attacke mit einer so mickrigen Beteiligung zu reiten? Nicht unbedingt. Denn die Unzufriedenheit ist groß unter den gewichtigen Apple-Anteilseignern. Und Icahn hatte zuletzt bei Dell demonstriert, wie gut er Kräfte mobilisieren kann. Der Plan des Gründers Michael Dell, die Firma zurückzukaufen und von der Börse zu nehmen, wäre höchstwahrscheinlich schon an der von Icahn orchestrierten Blockade zerschellt, wenn Dell nicht eine Änderung der Regeln bei der Aktionärsabstimmung erreicht hätte. Jetzt kämpfen sie weiter.

Icahn könnte der Anführer sein, auf den die vergrätzten Apple-Investoren gewartet haben. In diesem Jahr bereitete bereits der Fonds-Manager David Einhorn der Apple-Führung Ärger. Er erreichte zwar viel Aufmerksamkeit, aber nicht die von ihm geforderte Ausgabe von Vorzugsaktien mit üppiger Dividende. Stattdessen stockte Cook zwar den Aktienrückkauf deutlich auf - kanzelte Einhorns Aktionen aber auch als "dümmlichen Nebenkriegsschauplatz" ab, der nur Zeit und Geld verschlinge. Einhorn hielt gerade einmal 0,1 Prozent an Apple.

Apple-Gründer Steve Jobs hielt die Investoren in den 14 Jahren seit seiner Rückkehr 1997 auf Diät: Unter seiner Führung wurde Apple zwar vom Pleitekandidaten zur schuldenfreien Milliardenmaschine. Doch alle Forderungen nach Dividende oder Aktienrückkauf ließ Jobs abblitzen. Immerhin ging es mit dem Aktienkurs steil nach oben. Sein Nachfolger Cook zeigte sich offener für die Meinung der Anteilseigner, räumte ein, dass Apple mehr Geld habe als es brauche, führte eine Dividende ein und beginnt einen Aktienrückkauf. Doch mit Blick auf die aktuellen Reserven von über 146 Milliarden Dollar wissen die Aktionäre, dass bei Apple noch mehr zu holen ist: "Wenn Icahn sagt, sie können noch weiter gehen, können sie das bestimmt", zitierte Bloomberg David Rolfe von der Investmentfirma Wedgewood Partners, die auch einen Apple-Anteil hält.

Apple verliert im Smartphone-Markt massiv an Boden

Hoffnungsträger für Apple: Das iPhone 5C.

Hoffnungsträger für Apple: Das iPhone 5C.

(Foto: Sonny Dickson)

Die Auseinandersetzung mit gewinnhungrigen Aktionären ist allerdings nicht die einzige Baustelle, die Apple zurzeit zu kämpfen hat: Im zweiten Quartal ist der US-Konzern im wichtigen Smartphone-Geschäft im Kampf um die Krone mit Samsung erneut erheblich zurückgefallen. Apple kommt den Marktforschern von Gartner zufolge nur noch auf einen Marktanteil von 14,2 Prozent nach 18,8 Prozent im Vorjahr. Der Erzrivale aus Südkorea konnte dagegen seine Marktführerschaft ausbauen.

Samsung kommt mit 31,7 Prozent sogar auf einen mehr als doppelt so hohen Marktanteil wie der Konzern aus Cupertino. Im Vorjahr lag das Unternehmen aus Seoul noch knapp unter der Schwelle von 30 Prozent. Damit öffnet sich die Schere zwischen den beiden Unternehmen immer weiter. Aber nicht nur Samsung konnte Apple Marktanteile abnehmen, auch kleinere Konkurrenten legten deutlich zu.

Hervorzuheben sind besonders Lenovo und LG Electronics. Der chinesische Computerkonzern, der besser bekannt ist als harter Rivale von Dell oder HP im PC-Geschäft, steigerte seinen Marktanteil im Geschäft mit den Alleskönnern auf 4,7 Prozent von 2,8 Prozent. Damit tragen die Pläne von Lenovo immer mehr Früchte, stärker im Smartphone-Markt mitzumischen. Und auch LG legte zu, auf 5,1 von 3,8 Prozent.

Neues iPhone 5C als Retter aus der Krise?

Der iPhone-Hersteller fällt damit nicht nur hinter Samsung weiter zurück. Die immer größer werdende Konkurrenz setzt Apple-Chef Tim Cook stärker zu als bisher. Umso wichtiger ist es daher für den US-Konzern, endlich das neue iPhone an die Kundschaft zu bringen. Informanten zufolge will Apple das Modell am 10. September vorstellen.

Zwar macht das Unternehmen nach wie vor eine Menge Geld mit dem Smartphone. Apple musste aber schon in den vergangenen Monaten immer stärkere Einbußen bei den weltweiten Marktanteilen verzeichnen. Als Grund werden zusätzlich zum harten Konkurrenzkampf mit Samsung auch die günstigen Android-Geräte genannt.

Eine der zentralen Fragen bei der Präsentation dürfte sein, ob Apple einen neuen Weg einschlagen und auch auf dem Smartphonemarkt abseits der hochklassigen Modelle wildern wird. Bislang hatte der US-Konzern für diese Zielgruppe vor allem ältere Modelle seiner beliebten iPhones im Angebot.

Quelle: ntv.de, cri/dpa/DJ

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