Finanzielles Desaster Toyota und die Gaspedale
01.02.2010, 20:35 UhrDie weltweiten Rückrufaktionen wachsen sich für den japanischen Automobilbau immer mehr zur Image-Katastrophe aus. Für das Problem der klemmenden Gaspedale findet Hersteller Toyota eine Lösung. Ab kommender Woche werden entsprechende Bauteile geliefert.
Nach seiner gigantischen Rückrufaktion will der japanische Autobauer Toyota in Kürze mit der Reparatur der klemmenden Gaspedale beginnen. Die Bauteile für die zurückgerufenen Fahrzeuge sollen ab der nächsten Woche in die europäischen Werkstätten geliefert werden.
Toyota hatte zuvor mitgeteilt, eine Lösung für das Problem an den Gaspedalen gefunden zu haben, das eine großangelegte Rückrufaktion ausgelöst hatte. Durch das Einsetzen eines zusätzlichen Bauteils am Gaspedal soll dies nicht mehr verhaken oder verklemmen, wie ein Sprecher in Köln sagte.
Autoexperten schätzen die Kosten der Rückrufaktionen für Toyota auf über hundert Millionen bis zu einer Milliarde Dollar. Inzwischen meldeten sich viele besorgte Kunden bei Toyota in Deutschland, ob sie in die Werkstatt müssten.
"Wir hoffen, dass es in den nächsten Tagen losgehen kann", sagte der hiesige Unternehmenssprecher, Ekkardt Sensendorf, in Köln. Die Zahl der Fahrzeuge, die in Deutschland von dem Rückruf betroffen sind, könne noch nicht beziffert werden - in Europa sind es 1,8 Millionen Autos der Modelle AYGO, iQ, Yaris, Auris, Corolla, Verso, Avensis und RAV4 mehrerer Baujahre.
Kraftfahrtbundesamt informiert Halter
"Wir haben ordentlich Betrieb an unserer Hotline, und auch bei den Händlern hat sich schon eine Reihe von Kunden gemeldet", berichtete Sensendorf. "Die meisten wollen wissen, ob ihr Auto betroffen ist und was sie jetzt tun sollen." In der Werkstatt werde das Gaspedal überprüft und wenn nötig ausgetauscht. Offiziell informiert würden die Halter der betroffenen Fahrzeuge vom Kraftfahrtbundesamt (KBA), nachdem Toyota bereits Modell und Baujahre genannt hatte.
Bis es soweit ist, kann es aber noch Tage oder gar Wochen dauern. Ein KBA-Sprecher sagte in Flensburg, es sei noch nicht absehbar, wie viele Briefe herausgingen und wann. Zunächst müsse Toyota anhand der Fahrzeugnummer ermitteln, welche Fahrzeuge genau betroffen sind. Zudem habe ein Anschreiben nur Sinn, wenn für die fehlerhaften Gaspedale auch Ersatz vorhanden sei, betonte der Sprecher. "Da ist Toyota dran." Die Kosten des KBA für die Briefe für solche Rückrufaktionen tragen grundsätzlich die Fahrzeughersteller.
Probleme auch bei PSA Peugeot Citroën
Auch der französische Konzern PSA Peugeot Citroën ruft 97.000 Kleinwagen in die Werkstätten, rund 10 000 davon in Deutschland. Betroffen sind die Typen Peugeot 107 und Citroën C1. Sie haben dieselben Probleme mit dem Gaspedal wie der baugleiche Toyota Aygo und stammen aus demselben Werk in Tschechien. "Die Kunden sind verunsichert", sagte ein Sprecher von Peugeot Deutschland in Saarbrücken. Bei den betroffenen Autos handele es sich um weniger als zehn Prozent der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge dieser Typen.
In den USA sind 2,3 Millionen Toyota-Fahrzeuge von dem Problem betroffen, dass Gaspedale in der durchgetretenen Stellung festhängen bleiben können. Daraufhin wurde der Verkauf der betroffenen Modelle in den USA gestoppt. Am Wochenende hatte sich Toyota-Präsident Akio Toyoda bei den Kunden seines Unternehmens entschuldigt.
Rückrufaktion bei Honda
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht durch den Rückruf das Image von Toyota erheblich angekratzt. Ein Rückruf dieser Dimension erschüttere die Marke, teilte er der dpa mit. An dem aktuellen Fall zeige sich auch das Problem, das durch den Trend zu Plattform-Autos und Gleichteilstrategien entstehe. Zwar sei es kostengünstiger, wenn ein Teil in mehrere Modelle eingebaut werden könne - wenn dieses Teil Probleme aufweist, seien jedoch auch entsprechend viele Modelle davon betroffen. Dadurch komme es zu einer Kettenreaktion.
Unterdessen hat auch der japanische Autohersteller Honda eine Rückrufaktion für hunderttausende Autos gestartet. Hintergrund ist nach US-Medienberichten der Tod eines Honda-Fahrers in Südafrika nach einem Kurzschluss in der Elektronik des Fensterhebers. Deutschland und Kontinentaleuropa sind nach Angaben eines Sprechers in Offenbach allerdings nicht betroffen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP