Endspiel um die Champions League Freiburg kann, Schalke muss, beide wollen
18.05.2013, 10:50 Uhr
Jens Keller bleibt Cheftrainer auf Schalke - ob man es gemeinsam in die Champions League schafft, entscheidet sich in Freiburg.
(Foto: dpa)
Unbekümmertheit beim Außenseiter, Muffensausen beim Favoriten - im Duell um Platz vier zwischen Freiburg und Schalke könnten die Vorzeichen unterschiedlicher nicht sein. Während ein Sieg für den SC das Sahnehäubchen auf eine sensationelle Saison wäre, hängt für S04 das Wohl und Wehe der mittelfristigen Zukunft von nur einem Spiel ab. Diesem Spiel.
Die Ausgangslage am letzten Spieltag ist klar: Gewinnt der SC Freiburg gegen den FC Schalke, geht es nächste Saison in die Qualifikation um die "Königsklasse" – eine Rechnung, von der man im Breisgau nichts hören möchte. "Das ist mir alles viel zu kompliziert", wird Torwart Oliver Baumann auf der Vereins-Homepage zitiert: "Alles was zählt ist, dass die Schalker hier unser Gegner sind, wir uns gut und gewissenhaft auf das letzte Spiel vorbereiten, die Hütte ausverkauft und die Stimmung bestimmt gut sein wird."
Es passt zu Freiburg, dass die Macher des Erfolgs um Ruhe bemüht sind. Der SC hat sich innerhalb von eineinhalb Jahren, seit der Amtsübernahme von Trainer Christian Streich, klammheimlich vom Tabellenletzten zum Europacup-Teilnehmer gemausert. Dank einer bärenstarken Saison ist die Teilnahme an der Europa League schon jetzt faktisch sicher – was bei Baumann & Co. noch gar nicht angekommen ist: "Was wir in den vergangenen eineinhalb Jahren geschafft haben, dürfte den meisten von uns erst in ein paar Tagen bewusst werden."
Schalkes Erwartungen größer als der Erfolg
Auf Schalke sind sich Verantwortliche und Spieler dagegen bewusst, dass man in dieser Spielzeit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist. Nach einer Berg- und Talfahrt gilt es, wenigstens noch den 4. Platz ins Ziel zu retten. "Nach der Hinserie waren wir nur Siebter, da haben uns alle abgeschrieben. Doch in der Rückrunde haben wir uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet und es selbst in der Hand, Platz 4 zu verteidigen", so Kapitän Benedikt Höwedes, der sich der Favoritenrolle bewusst ist: "Wir sind Schalke 04 und haben die bessere Mannschaft. Wenn wir als geschlossene Einheit auftreten, werden wir unser Ziel auch erreichen."
Um die volle Konzentration auf die Partie am Samstag zu legen, ließ Coach Jens Keller wie sein Kollege Christian Streich in Freiburg am Donnerstag und am Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. "Der Geräuschpegel kann auch mal ablenken, zudem müssen die Spieler und ich jedes eigene Wort auf die Goldwaage legen", begründet Keller die Maßnahme, die auch Höwedes begrüßt: "Es ist immer schön, wenn Leute da sind. Aber vielleicht tut uns die Ruhe ganz gut."
Tönnies denkt ans große Geld
Da passt es eigentlich nicht ins Bild, dass Schalke-Boss Clemens Tönnies unter der Woche mal wieder ordentlich auf den Tisch gehauen hat. "Die Spieler müssen sich ihrer Verantwortung dem Verein und den Fans gegenüber langsam mal bewusst werden. Wir registrieren schon länger, dass es hier Defizite gibt", sagte Tönnies der "Sport Bild" und erhöhte vor dem Endspiel den Druck auf die Profis: "Da erwarte ich komplette Hingabe, Einsatz und den unbedingten Willen, sie zu nutzen. Dann werden wir abrechnen."
Bei diesen Worten wird deutlich, dass Tönnies ein waschechter Unternehmer ist und beim Endspiel in Freiburg neben dem sportlichen vor allem den finanziellen Aspekt im Auge hat. Qualifiziert sich Schalke letztendlich für die Champions League, winken dem Verein mindestens 20 Millionen Euro – Geld, auf das die 'Königsblauen' bitter angewiesen sind. Weil die Saison gezeigt hat, dass im Kader die Qualität fehlt, um vorne mitzuspielen, wird Schalke in Neuverpflichtungen investieren müssen. Namhafte Leute kommen allerdings wiederum nur, wenn die sportliche Perspektive stimmt – Schalke ist also zum Siegen verdammt.
Ganz anders Freiburg: Klar hätte die Mannschaft von Streich sicher nichts dagegen, auf der ganz großen europäischen Fußball-Bühne zu spielen. Fraglich ist allerdings, ob es mehr als die zwei Qualifikationsspiele werden. Wegen des schlechten UEFA-Koeffizienten des SC würden dort nämlich – Stand jetzt – Schwergewichte wie der FC Arsenal, FC Valencia, AC Mailand oder Olympique Lyon warten. Ob nun Champions- oder Europa League, Oberbürgermeister Dieter Salomon freut sich jetzt schon wie sicherlich ganz Freiburg auf das Europa-Abenteuer in der neuen Saison: "Wenn es terminlich irgendwie passt, werde ich zu jedem europäischen Auswärtsspiel mitfahren, egal wohin."
Quelle: ntv.de