Hängepartie in Irland beflügelt Deutsche Anleihen im Hoch
17.11.2010, 17:56 UhrIrland bekommt finanzielle Hilfen - ob Dublin nun will oder nicht. Und genau dieses Hickhack treibt die Anleger in sicherer erscheinende Anlagen - wie deutsche Anleihen.
Angesichts der Hängepartie im irischen Schuldendrama haben Anleger bei den als sicher geltenden deutschen Anleihen zugegriffen. Der Bund-Future, der für die gesamte Euro-Zone als richtungsweisend gilt, stieg in der Spitze um 57 Ticks auf 128,71 Punkte. Die Rendite der dem Bund-Future zugrundeliegenden zehnjährigen deutschen Bundesanleihe fiel zeitweise auf 2,57 von 2,60 Prozent am Vorabend. Daher erhöhte sich der Risikoaufschlag für die irischen Anleihen weiter. Entsprechend verteuerten sich auch die Kreditausfallversicherungen (CDS) für irische Papiere.
Für Erleichterung sorgte zwar die Nachricht, dass Irland EU-Hilfen nicht länger rundweg ablehnt. Allerdings erklärte Ministerpräsident Brian Cowen, dass Kredithilfen nicht ohne Vorbereitung beantragt würden. "Wie es nun weitergeht, wird dadurch aber auch nicht klarer", sagte ein Händler. Nach Einschätzung von EU-Diplomaten dürfte ein Hilfsantrag an den 750 Mrd. Euro schweren Rettungsfonds von EU, IWF und Euro-Ländern jedoch nur noch eine Frage der Zeit sein. "Solange die Ungewissheit anhält, dürfte auch der Euro weiter unter Druck stehen", sagte HSBC-Volkswirt Thomas Amend.
US-Verbraucherpreise helfen Euro
Die Gemeinschaftswährung notierte am späten Nachmittag mit 1,3534 Dollar über dem niedrigen Vorabendschlussniveau von 1,3487 Dollar. Die EZB hatte am Dienstagmittag den Referenzwert noch mit 1,3612 Dollar deutlich höher ermittelt. Etwas Auftrieb erhielt der Euro von den US-Verbraucherpreisen, die schwächer als erwartet ausfielen. Damit gibt es nach Einschätzung von HSBC-Volkswirt Amend weniger Anlass, am Umfang des Anleihenkaufprogramms der Fed zu zweifeln. Die Fed will weitere 600 Mrd. Dollar in die schwächelnde Wirtschaft pumpen, um Deflationsgefahren schon im Keim zu ersticken. Die Aussicht auf eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik in den USA hatte den Dollar in den vergangenen Wochen auf Talfahrt geschickt.
"Letztlich interessiert die Anleger in diesen Tagen aber nur, wie sich die Schuldenkrise in Europa weiter entwickeln wird", sagte ein Händler.Analysten fürchten, dass gerade der Zickzack-Kurs Irlands die Rettung noch verteuern könnte. "Je länger die Iren sich sträuben, desto größer wird der Abstand der irischen Papiere zu den deutschen Benchmarks", erklärte ein Stratege in London. Zugleich rechnen die Analysten damit, dass die Renditen der deutschen Anleihen weiter fallen werden. "Man kann davon ausgehen, dass der Markt sich die Peripherieländer eines nach dem anderen vorknüpft", erklärte ein Händler. "Das sollte die Bundesanleihen stützen."
Höchste Rendite zahlen Griechen
Am Rentenmarkt standen vor allem die Kurse der zehnjährigen portugiesischen und der spanischen Anleihen unter Druck. Die Regierung in Lissabon muss zur Zeit gut 6,8 Prozent für zehnjährige Papiere bezahlen. Der Risikoaufschlag (Spread) der portugiesischen Bonds ging nach der erfolgreichen Platzierung einer 750-Millionen-Euro-Anleihe im Vergleich zur Bundesanleihe allerdings um zehn Basispunkte auf 419 Basispunkte zurück. Die Rendite der spanischen Bonds lag bei 4,6 Prozent.
Die höchste Rendite in der Euro-Zone haben die Griechen mit 11,8 Prozent zu zahlen. Aussagen des österreichischen Finanzministers Josef Pröll, wonach den hoch verschuldeten Griechen erst im Januar anstatt wie geplant schon im Dezember neues EU-Geld überwiesen werden soll, verprellte die Anleger am Vormittag zusätzlich. Pröll räumte jedoch später ein Missverständnis ein. Die Auszahlung der nächsten Hilfstranche über neun Milliarden Euro sei schon immer für Januar angepeilt worden, erklärte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn.
Quelle: ntv.de, rts