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Japanbilder im TV Für Kinder "der emotionale Super-GAU"

Die Bilder aus Japan schockieren selbst Erwachsene. Kinder dürfe man damit nicht alleine lassen, sagen Fachleute. Gegen die Angst helfe nur eines: erklären, erklären, erklären. Eine Aufgabe, der die Schulen zu wenig nachkommen, kritisieren Therapeuten.

Die schrecklichen Bilder aus Japan können für Kinder traumatisch sein. Besonders dann, wenn das Leid japanische Kinder zu sehen ist.

Die schrecklichen Bilder aus Japan können für Kinder traumatisch sein. Besonders dann, wenn das Leid japanische Kinder zu sehen ist.

(Foto: Reuters)

Wer seine Kinder mit den Katastrophen-Bildern aus Japan vor den Fernseher alleine lässt, gefährdet ihre seelische Gesundheit. "Das wäre der emotionale Super-GAU", sagt Friederike Wetzorke, die stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten.

Gefährlich ist vor allem das, was Fachleute "Intrusion" nennen: das Festsetzen von Bildern im Kopf. In wie weit diese inneren Bilder die äußere Realität spiegeln, sei dabei völlig unerheblich: "Alles, was Angst auslöst, ist real - denn die Angst ist real", sagt die hessische Therapeutin.

Über die Angst sprechen

Auch die Berliner Professorin Silke Gahleitner findet es "schwierig", wenn Kinder Bilder anschauen, wie sie seit einer Woche im Fernsehen laufen, vor allem, "wenn noch rennende, schreiende, verletzte Kinder" zu sehen seien. "Solche Bilder können Kinder schon überfordern und auch traumatisieren", glaubt die Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit.

Der Angst der Kinder begegne man am besten, indem man über sie spreche, sagt Marion Schwarz, die Bundesvorsitzende des 460 Mitglieder starken Psychotherapeutenverbandes, der am Wochenende in Frankfurt zu einer Tagung geladen hatte. Seit dem Erdbeben hätten auch viele Kinder, die sie in Behandlung habe, die Therapeutin auf dieses Thema angesprochen. "Dramatisch" findet Schwarz, dass das Thema nach ihrer Beobachtung in den Schulen nicht aufgegriffen wird: "Die Kinder stehen auf dem Pausenhof und diskutieren darüber, aber im Unterricht ist das kein Thema: Das hat mich erschreckt."

"Nichts Falsches sagen"

Dabei sei es durchaus möglich, das Geschehen in Japan auch für kleine Kinder zu erklären. Die Eltern sollten sich dabei "an den Fragen der Kinder orientieren". Diese seien der beste Orientierungspunkt, was die Kinder beunruhige und auf welchem Niveau man ihnen Erdbeben, Tsunamis und Atomkraftwerke erklären müsse. Generelle Ratschläge seien schwierig, sagen die Fachfrauen, dazu sei der Entwicklungsstand bei Kindern selbst innerhalb einer Altersstufe zu unterschiedlich. Wichtig sei aber: "Nichts Falsches sagen!"

Und die eigenen Emotionen kontrollieren. Denn die Gefühle der Eltern übertrügen sich auf die Kinder, sagt Gahleitner. Wer das Geschehen zusätzlich dramatisiere, verschlimmere die Wirkung der Bilder. Aus fachlicher Sicht wäre Fernseh-Abstinenz der beste Weg, findet die Professorin - für realistisch hält sie ihn aber nicht.

Quelle: ntv.de, Sandra Trauner, dpa

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