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Regierung: Kernschmelze eingetreten Tepco bittet Frankreich um Hilfe

Simulation des schweren Erdbebens und des nachfolgenden Tsunamis am 11. März.

Simulation des schweren Erdbebens und des nachfolgenden Tsunamis am 11. März.

(Foto: REUTERS)

Nun ist es amtlich: Bereits kurz nach den Ereignissen vom 11. März findet nach Angaben der japanischen Regierung die Kernschmelze im Reaktor zwei des AKW Fukushima statt. Fachleute hatten das längst vermutet. Ob auch die Außenhülle des Reaktors beschädigt ist, kann nicht zweifelsfrei gesagt werden. Der Betreiber Tepco bittet nun die französischen Firmen EDF und Areva um Hilfe.

Der Betreiber des japanischen Katastrophen-Atomkraftwerks Fukushima, Tokyo Electric Power (Tepco), hat französische Firmen um Hilfe gebeten. Es seien Unternehmen wie EDF und Areva angesprochen worden, meldete die Agentur Kyodo. 

Die Strahlenbelastung in Japan ist erheblich gestiegen.

Die Strahlenbelastung in Japan ist erheblich gestiegen.

(Foto: REUTERS)

Am Morgen hatte die japanische Regierung nach mehr als zwei Wochen eingeräumt, dass es im havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist. Die hohe Strahlenbelastung im Wasser eines Reaktors des Kraftwerks sei darauf zurückzuführen, dass Brennstäbe zum Teil geschmolzen seien und das hoch belastete Material mit Kühlwasser in Berührung gekommen sei, sagte Regierungssprecher Yukio Edano.

Seine Ausführungen deuteten nicht darauf hin, dass die Außenhülle des Reaktors beschädigt sei. Die Kernschmelze habe vermutlich bereits kurz nach den Ereignissen vom 11. März stattgefunden, so die japanische Regierung.

Gebrauch von Regenwasser verboten

Derweil hat das Gesundheitsministerium die Wasseraufbereitungsanlagen im ganzen Land angewiesen, kein Regenwasser mehr zu verwenden und Becken mit Plastikplanen abzudecken. Auch aus Flüssen dürfe kein Trinkwasser mehr entnommen werden. Allerdings sollten diese Maßnahmen nur in dem Maße umgesetzt werden, wie sie nicht die Trinkwasserversorgung gefährden.

Regierung hadert mit Tepco

Tausende Menschen werden noch vermisst. Hier bei der Suche nach den Verschütteten.

Tausende Menschen werden noch vermisst. Hier bei der Suche nach den Verschütteten.

(Foto: AP)

Im Kampf gegen die atomare Bedrohung zeichnete sich weiter kein schneller Erfolg ab. Am Wochenende mussten die Arbeiten wegen zu hoher Strahlenbelastung zweitweise ganz abgebrochen werden. Die Regierung erhob mittlerweile schwere Vorwürfe gegen den Betreiber des Kraftwerkes, Tokyo Electric Power (Tepco).

Tepco hatte am Sonntagabend mitgeteilt, die veröffentlichten Werte zur Strahlenbelastung seien falsch und damit viel zu hoch angegeben worden. Das Unternehmen macht einen zunehmend hilflosen Eindruck, wie es die Katastrophe in den Griff bekommen will. Leider gebe es keinen konkreten Zeitplan, um klar zu sagen, in wie vielen Monaten oder Jahren die Krise vorbei sei, sagte Tepco-Vizepräsident Sakae Muto. Tepco-Aktien brachen in Tokio um fast 18 Prozent ein.

Experte: Japan kann es nicht schaffen

Das Wasser in Staubecken und Flüssen ist so hoch radioaktiv belastet, dass es nicht mehr zur Trinkwasseraufbereitung genutzt werden sollte.

Das Wasser in Staubecken und Flüssen ist so hoch radioaktiv belastet, dass es nicht mehr zur Trinkwasseraufbereitung genutzt werden sollte.

(Foto: AP)

Internationale Experten fürchten, die Lage sei ernster als offiziell angegeben. Nach Einschätzung des Atomexperten Najmedin Meshkati von der University of Southern California ist Japan nicht fähig, die Krise im Alleingang zu bewältigen. "Das ist deutlich mehr als das, was eine Nation alleine bewältigen kann", sagte er und forderte ein Eingreifen des UN-Sicherheitsrates. "Meiner Meinung nach ist dies wichtiger als eine Flugverbotszone über Libyen." Um die Krise in Libyen in den Griff zu bekommen hat die internationale Gemeinschaft per UN-Resolution und unter Beteiligung der Nato eine Flugverbotszone in dem nordafrikanischen Land eingerichtet.

Bei den jüngsten Naturkatastrophen in Japan sind nach bisherigem Stand 27.000 Menschen getötet worden oder gelten als vermisst. Zahlreiche Arbeiter in Fukushima wurden verstrahlt.

Weitere Erdbeben

In der Nacht zum Montag wurde der Nordosten Japans erneut von einem Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Stärke von 6,5. Eine Tsunami-Warnung wurde wenig später wieder aufgehoben. Berichte über Schäden lagen nicht vor. Das schwerste je in Japan registrierte Beben am 11. März hatte eine Stärke von 9,0 und löste eine rund zehn Meter hohe Tsunami-Welle aus.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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