Spezial

Angst vor Wirtschaftseinbruch Rohstoffpreise rutschen ab

Die Angst vor einer atomaren Katastrophe in Japan und einer anschließenden Rezession der Weltwirtschaft löst an den Rohstoffmärkten Verkäufe auf breiter Front aus. Nicht nur die Preise für Industriemetalle und Energie sacken deutlich ab. Auch der Preis für das in unsicheren Zeiten sonst so gefragte Gold ist auf dem Rückzug.

Ein kräftiger Dämpfer des globalen Wirtschaftswachstums würde die Ölnachfrage deutlich dämpfen.

Ein kräftiger Dämpfer des globalen Wirtschaftswachstums würde die Ölnachfrage deutlich dämpfen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Rohstoffpreise sind am Dienstag unter dem Eindruck großer Unsicherheit über die Folgen der Nuklear-Katastrophe in Japan gefallen. Der zuletzt kräftig gestiegene Ölpreis gab um rund fünf Dollar pro Fass nach. "Für die Rohstoffmärkte bedeuten die jüngsten Ereignisse in Japan vor allem einen Schock auf der Nachfrageseite, denn Japan verfügt selbst über keine nennenswerten Bodenschätze und ist einer der weltweit größten Rohstoffimporteure", sagte Rohstoff-Fondsmanager Torsten Dennin von der Altira Group. Kurzfristig sei vor allem mit einem Rückgang der Nachfrage bei Industriemetallen zu rechnen, weil viele Industrieanlagen in Japan derzeit still stünden oder gar zerstört seien.

In den Abwärtssog geriet sogar Gold, das in Krisenzeiten gewöhnlich als sicherer Anlagehafen angesteuert wird. Der Preis für das Edelmetall sackte um 3,2 Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 1380,90 Dollar je Feinunze ab. Der Silberpreis rutschte um mehr als sechs Prozent auf 33,56 Dollar. "Es ist nicht unüblich, dass auch der Goldpreis fällt, wenn es große Verkäufe über viele Anlageklassen hinweg gibt", erklärte UBS-Analystin Edel Tully. "Die Investoren haben manchmal keine andere Wahl als das Edelmetall zu verkaufen, um auftretende Verluste in anderen Bereichen auszugleichen."

Auch Platin und Palladium mussten kräftig Federn lassen. Die Preise für diese beiden Rohstoffe, die wegen ihrer Bedeutung für den Bau Autokatalysatoren von Anlegern eher als Industriemetalle betrachtet werden, fielen jeweils auf den tiefsten Stand seit etwa drei Monaten. Platin verlor wegen der Furcht vieler Anleger vor einer Abschwächung der Weltkonjunktur 3,2 Prozent auf 1693,65 Dollar je Feinunze, Palladium gab bis zu 4,4 Prozent auf 707,23 Dollar nach. Der Kupfer-Preis fiel um bis zu 2,6 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 8950 Dollar je Tonne und Zink stürzte zeitweise um sieben Prozent auf 27.800 Dollar ab.

Der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent brach um 4,1 Prozent auf 109 Dollar je Barrel ein. US-Leichtöl WTI verlor 3,4 Prozent auf 97,74 Dollar.

Den Analysten der Commerzbank zufolge zogen sich vor allem spekulativ orientierte Anleger zurück. Deren Positionen hätten vor dem Japan-Beben auf Rekordniveau gelegen, so dass eine Korrektur fällig gewesen sei. "Von einer Panik an den Rohstoffmärkten ist noch nichts zu spüren", betonten die Experten.

Rohstoff-Fondsmanager Dennin riet Investoren aber dazu, zunächst vorsichtig zu bleiben und die Entwicklung genau zu beobachten. Mittelfristig sieht der Experte aber Chancen für einige Rohstoffklassen: So dürfte der anstehende Wiederaufbau der Infrastruktur in Japan zu einer anziehenden Nachfrage vor allem bei Industriemetallen führen.

Die Verkäufe an den Rohstoffmärkten erstreckten sich auch auf Agrar-Produkte. Die Preisrückgänge seien aber fast ausschließlich den Krisen in Japan und im Nahen Osten geschuldet, betonte Analyst Victor Thianpiriya von der ANZ Bank. An den fundamentalen Aussichten für die Agrar-Rohstoffe habe sich nichts geändert. Vor allem bei Mais und Soja dürften einige Anleger die aktuellen Kursrückgänge für Käufe nutzen, da sich das Angebot voraussichtlich weiter verknappen werde.

Der Terminkontrakt auf US-Weizen verbilligte sich um 5,3 Prozent auf 7,1325 Dollar je Scheffel. Der europäische Weizen-Future brach um rund fünf Prozent ein. Mais gab 4,4 Prozent auf 6,4250 Dollar je Scheffel nach. Auch Kaffee, Kakao und Zucker verbilligten sich deutlich.

Unterdessen sind in Erwartung einer höheren Nachfrage die Preise für Erdgas in den USA gestiegen. Der April-Terminkontrakt legte in New York um 1,1 Prozent auf 3955 Dollar je Millionen BTU zu. Händlern zufolge wird damit gerechnet, dass Japan Erdgas importieren muss, nachdem zahlreiche Atomkraftwerke infolge des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis keinen Strom mehr produzieren.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen