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Überleben ist das Ziel Tsunami war 23 Meter hoch

Die Monsterwelle riss alles mit sich.

Die Monsterwelle riss alles mit sich.

(Foto: AP)

Neuesten Erkenntnissen zufolge war die Monsterwelle, die in Japan Tausende Menschen in den Tod riss, mindestens 23 Meter hoch. Die höchste jemals registrierte Tsunami-Welle in Japan gab es alten Aufzeichnungen zufolge 1896 mit 38 Metern.

Ofunato nach dem Tsunami.

Ofunato nach dem Tsunami.

(Foto: AP)

Die Tsunami-Welle, die vor einer Woche die Nordost-Küste Japans verwüstete, war einer Untersuchung zufolge mindestens 23 Meter hoch. Dies habe eine Studie des Forschungsinstituts der Hafenbehörde unter Auswertung von eigenen Messungen und GPS-Daten ergeben, berichtete die Tageszeitung "Yomiuri". Konkret sei die Wellenhöhe in Ofunato in der Präfektur Iwate gemessen worden, wo das Wasser ganze Siedlungen mitriss.

Der Tsunami hatte sich nach dem Erdbeben der Stärke 9,0 ereignet, das Japan am Freitag vergangener Woche erschütterte. Die höchste jemals registrierte Tsunami-Welle in Japan gab es alten Aufzeichnungen zufolge 1896 mit 38 Metern.

Inzwischen haben die Behörden wieder neue Zahlen bekanntgegeben. Danach kamen bei dem Beben und dem Tsunami mindestens 6911 Menschen ums Leben. Das meldete der Fernsehsender NHK am Freitag unter Berufung auf die Polizei. Nach diesen Angaben werden noch immer mehr als 17.000 Menschen vermisst. Andere Quellen sprachen am Freitag von über 10.000 vermissten Menschen. Damit hat das Erbeben mehr Opfer gefordert, als das Kobe-Beben 1995, bei dem mehr als 6400 Menschen ums Leben kamen. Es ist die schlimmste Nachkriegskatastrophe des Landes.

Sorge um Japans Hochbetagte

Bangen um Familie und Freunde: Tausende gelten als vermisst.

Bangen um Familie und Freunde: Tausende gelten als vermisst.

(Foto: AP)

Viele der in den Katastrophengebieten betroffenen 380.000 Menschen kämpfen weiter ums Überleben: Menschen wärmen sich am offenen Feuer und stehen Stunden an für Essen. Auch Benzin und Medikamente fehlen. Weil es zu wenige Transportfahrzeuge gibt, bleibt die Versorgung der abgelegenen Krisengebiete schwierig, wie die Agentur Kyodo meldete.

Japan, bekanntermaßen das Land mit vielen Hundertjährigen, sorgt sich nun um die Hochbetagten in den Katastrophengebieten, denn vor allem bei Älteren und Kranken schwinden in den Notunterkünften die Kräfte. Bei winterlichen Temperaturen litten vor allem Ältere und Kranke in den oft ungeheizten Notunterkünften. Mehr als 20 Menschen starben bereits - wohl auch wegen der Eiseskälte in der Region.

Während in manchen Orten die Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben und Tsunami überhaupt erst begannen, normalisierte sich in den weniger betroffenen Regionen das Leben langsam.

Schweigeminute für die Opfer

Mit einer Schweigeminute erinnerten Opfer und Helfer in den Katastrophen-Regionen Miyagi, Iwate und Fukushima um 14.46 Uhr (Ortszeit) an das erste Beben vor genau einer Woche. Die darauffolgende Flutwelle riss an der Pazifikküste im Nordosten des Industrielandes Tausende Menschen in den Tod.

Die Hoffnung, in den Trümmern noch Lebende zu finden, war bereits in den vergangenen Tagen aufgegeben worden. Den verzweifelten Angehörigen bleibt nur die schwache Hoffnung, dass sich ihre vermissten Verwandten oder Freunde noch nicht bei den Behörden melden konnten. Die 90.000 professionellen Helfer von Polizei, Armee und Rettungsdiensten werden von einem riesigen Heer an Freiwilligen unterstützt. Überall bieten die Menschen ihre Hilfe an. Auf den Straßen entstehen Suppenküchen. In Turnhallen, Gemeindesälen und Schulen kümmern sich Männer und Frauen um Bedürftige.

Viel Solidarität unter Nachbarn

Eine Woche nach der Katastrophe sind auch in Ofunato wieder unbeschädigte Austos zu sehen.

Eine Woche nach der Katastrophe sind auch in Ofunato wieder unbeschädigte Austos zu sehen.

(Foto: dpa)

"Wir haben sehr viel Kraft erhalten durch unsere Nachbarn, darunter auch ältere Menschen", schilderte die Leiterin eines Kinderheims, Caelina Mauer. "Und wir haben wiederum diese Nachbarn mit Essen versorgt." Das 150 Kilometer von Fukushima entfernte Heim war durch das Beben schwer beschädigt worden. Die 60 Kinder mussten vorübergehend in einer Turnhalle leben.

"Stark betroffen sind in den Notunterkünften die chronisch kranken Menschen - und das sind oft die Älteren", sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen, Frank Dörner. Die Hilfsorganisation sei mit zwölf Experten in kleinen Teams von drei bis vier Personen in den betroffenen Gebieten unterwegs. "Sie versuchen zu Menschen vorzudringen, die bislang noch keine Hilfe erhalten haben."

Im Nordosten normalisiert sich die Lage

Das erste Bad eine Woche nach dem Beben.

Das erste Bad eine Woche nach dem Beben.

(Foto: AP)

Einige Regionen im japanischen Nordosten kehren langsam zur Normalität zurück. In einer Einkaufsstraße in Sendai öffneten zum Beispiel fast alle Geschäfte wieder, berichtete Kyodo. Auch Läden in Tome boten den Kunden das Nötigste, nachdem die Stromversorgung wieder aufgebaut worden war. Zerstörte Straßen, Flughäfen und Häfen sind wieder soweit intakt, dass Rettungskräfte in die Katastrophengebiete vordringen, sowie Flugzeuge und Helikopter starten und landen können.

Die Naturgewalten zerstörten nach Angaben der Regierung fast 12.000 Häuser und Hunderte Straßen. Infolge der Katastrophe seien zudem knapp 270 Feuer ausgebrochen.

Die Behörden forderten Flüchtlinge in der Provinz Miyagi auf, in die benachbarten Präfekturen auszuweichen. Grund sei der akute Platzmangel in den Notunterkünften. In Fukushima südlich von Miyagi sind ebenfalls viele Lager überfüllt. Menschen suchen deshalb auch in angrenzenden Präfekturen Schutz. Landesweit gibt es derzeit 2200 Unterkünfte für die Katastrophenopfer.

Die Infrastruktur wird im Nordosten zwar schrittweise wiederhergestellt. Allerdings ist das Benzin immer noch sehr knapp. Die Präfektur-Regierung von Miyagi gestattete deshalb, dass Opfer auch ohne Verbrennung bestattet werden dürfen. Die Politiker beschlossen zudem, fast 50 Millionen Euro aus ihren Finanzreserven zu nehmen, um den Treibstoffbedarf der Armee zu finanzieren. Diese bringt seit Tagen unter anderem Hilfsgüter zu den Bedürftigen.

Quelle: ntv.de, dpa

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