Zehn Orte und viel Platz zum Skifahren Das Alpbachtal in Tirol
25.11.2009, 07:40 UhrDas gemütliche Nischen-Skigebiet ist anders als das Zillertal, das mit 700 Pistenkilometern und der steilsten Piste Österreichs Rekorde bietet. Um Superlative geht es im Alpbachtal nicht.
Ausgerechnet bei ihren ersten Versuchen im Skigebiet hat Erika einen schlechten Tag: Den Übungshügel kommt sie in hübsch geschwungenen Pflugbögen herunter, aber mit der letzten Kurve will es nicht so richtig klappen. Erika kommt aus Nürnberg und hat sich mit 55 dazu durchgerungen, im Alpbachtal in Tirol den ersten Skikurs ihres Lebens zu besuchen. "Ich will endlich mit meinem Mann fahren können", sagt sie. Skilehrer Tony hilft ihr auf die Füße und redet beruhigend auf sie ein. "Entspann' dich. Und konzentriere dich darauf, was wir gelernt haben", sagt er. Alles ganz ohne Hektik - das ist das Motto im Alpbachtal, wo es viel Platz zum Skilaufen gibt.
Es ist der Tag vier des "Skikurses 45+". Acht Pistenneulinge haben sich in Kramsach zusammengefunden, um das Skifahren zu lernen - und zwar in Ruhe, mit einem geduldigen Skilehrer und Spaß. "Wir hatten uns eigentlich schon aufs Langlaufen verständigt", sagt der älteste Teilnehmer des Kurses, der 64-jährige Hans aus Detmold. Doch die Neugier siegte. Auch Hans' zwei Jahre jüngere Ehefrau Gitte steht das erste Mal auf Skiern und macht, wie ihr Mann, bald eine gute Figur.
Die Anfänger haben in Kramsach eine Abfahrt ganz für sich allein - und zwar mit voller Absicht. "Wir haben zwar keinen großen Skizirkus, aber einen flachen, ruhig gelegenen Einsteigerhügel", sagt Leo Meixner, Sprecher des regionalen Tourismusverbandes. Das Konzept bei "45+": Die Skianfänger älteren Semesters bleiben unter sich, lassen es langsam angehen - und wagen sich, wenn die Pflugbögen sitzen, in das nahegelegene größere Skigebiet in Reith, das zwischen dem Zillertal und der Wildschönau liegt. "Mitbringen müssen die Einsteiger nur die Unterwäsche", erläutert Meixner. Beim Verleiher am Ort bekommen sie Skier und Schuhe, Skihose, Anorak und Handschuhe.
Keine Superlative

Stapfen durchs Schneefeld: Bergtour im Alpbachtal.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Mit 53 Pistenkilometern ist das Alpbachtal ganz anders als das unweit gelegene Zillertal, das mit fast 700 Pistenkilometern, der steilsten Piste Österreichs und dem Ganzjahres-Skigebiet am Gletscher in Hintertux allerlei Rekorde bietet. Um solche Superlative geht es den Touristikern im Alpbachtal nicht. Sie wollen gemütlich sein, ein Skigebiet, das Nischen bedient - für die älteren Anfänger zum Beispiel und vor allem für Familien. Das Konzept geht auf: Die älteren Anfänger kommen seit fast zehn Jahren gern ins Inntal, und auch für viele Familien aus Deutschland, Belgien, England, Schweden und den Niederlanden ist das Gebiet schon lange ein beliebtes Ziel.
Begonnen wurde mit dem Skisport im Alpbachtal in den 60er Jahren. "In Kramsach wurde der erste Lift noch mit alten amerikanischen Panzermotoren gebaut", erinnert sich Meixner. An den inzwischen 21 Liften gibt es nur selten Wartezeiten, die Pisten sind überwiegend blau gekennzeichnet und damit einfach. "Aber bei uns muss sich auch kein guter Skifahrer langweilen", meint Leo Meixner. "Es gibt auch schwarze Abfahrten." Und es ist Platz da - Platz für alle. "Das ist der Unterschied zu den großen Skigebieten, bei denen die Leute die Berge raufgepumpt werden, und es dann Stau gibt. Denn die Pisten werden nicht breiter, nur weil man mehr Lifte hat."
Schönstes Dorf Österreichs
Wer sich die Skier oder das Snowboard mal einen Tag lang nicht anschnallen will, findet in den zehn Orten der Region genügend Zerstreuung. Zum Beispiel in Kramsach: Auf 520 Metern Seehöhe, am Fuße des Rofangebirges, gibt es zum Beispiel Wanderstrecken und das Museum "Tiroler Bauernhöfe". Alpbach wird wegen seines einheitlichen Holzbaustils auch das "schönste Dorf Österreichs" genannt, Rattenberg die kleinste Stadt des Landes. Ein Schloss und Museen gibt es zu entdecken, dazu Handwerker, die ihre Kunst in Schaustuben erklären.
Auch wer es lieber aktiv mag, hat Alternativen zu den Skiern und Snowboards: Schneeschuhwandern, Kutschfahrten, Rodeln, Bogenschießen, Eislaufen, Langlaufen, Hüttenabende und nächtliche Fackelwanderungen lassen die Tage häufig schnell vergehen - und zwar auch ohne Skipass.
Allgemeine Informationen

Zwischen Innsbruck und Kufstein: Das Alpbachtal lässt sich leicht über die Inntalautobahn erreichen.
ANREISE: Zum Alpbachtal gehören die Orte Alpbach, Brandenberg, Breitenbach, Brixlegg, Kramsach, Kundl, Münster, Radfeld, Rattenberg und Reith im Alpbachtal. Mit dem Auto erreichbar ist die Region über die Ausfahrt Kramsach der Inntalautobahn A12. Eine Möglichkeit zur Anreise ohne die österreichische Autobahnvignette besteht von München aus über den Tegernsee und den Achenseepass. Regionalzüge der Bahn halten in Brixlegg und Rattenberg, Schnellzüge (ICE/IC/EC) in Jenbach und Wörgl - beide Bahnhöfe sind 10 Kilometer vom Alpbachtal entfernt.
INFORMATIONEN: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1, A-6233 Kramsach
Quelle: ntv.de, Verena Wolff, dpa