Zukunftsmacher

"Man kann nicht alles dem Staat überlassen" Microsoft-Chef im Gespräch

Vor vier Jahren startete Microsoft seine Gründerinitiative "unternimm was". Gründer, die in das Netzwerk aufgenommen werden, profitieren nicht nur von Microsofts Software, sondern auch vom Know-How des Global Players. Carola Ferstl sprach mit Achim Berg, dem vorsitzenden Geschäftsführer von Microsoft Deutschland. 

Achim Berg ist seit 2007 Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland.

Achim Berg ist seit 2007 Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland.

 

Das Gründungsklima ist in Deutschland schlechter geworden. Ist die Krise auch im IT-Sektor angekommen?

Während das BIP um sechs Prozent sinkt, hat die Softwareindustrie nur einen Rückgang um zwei Prozent zu verkraften und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt. Speziell im Software- und im IT-Dienstleistungsbereich sind wir noch relativ stabil im Vergleich zu 1995 und 2000.

 

Könnte es der Staat den Gründern einfacher machen? Sehen Sie internationale Vorbilder?

Die ersten Schritte werden in Deutschland gut betreut: Unternehmen werden selektiert, es gibt einen Hightech-Gründerfonds und andere Programme. Probleme gibt es aber bei der weiteren Begleitung, beim Übergang von guten Ideen und der ersten Förderung hin zu Venture Capital und Business Angels. England und Frankreich sind da weiter. Wenn ich in beispielsweise in Frankreich als Business Angel ein Unternehmen unterstütze, kann ich sofort 50.000 Euro von der Steuer absetzen. Das ist in Deutschland so nicht möglich. Und dieses Know How und das erste Kapital fehlen uns in Deutschland.

 

Der Staat unterstützt Unternehmen, aber er kann sein Geld nur einmal ausgeben. Was ist in der Krise sinnvoller: jungen Gründern helfen oder etablierte Unternehmen retten?

Solche Förderungen sind immer eine Wette auf die Zukunft. Nehmen wir die vier Milliarden Euro für die Abwrackprämie: Ich kann gut verstehen, dass man eine Branche fördern will, die uns viele Jahre Wachstum gebracht hat. Man könnte mit dem Geld aber auch 4000 jungen Unternehmen jeweils eine Million Euro zur Verfügung stellen und damit einen Motor anwerfen. Auf Dauer dürfte das Geld hier besser eingesetzt sein.

 

Abgesehen vom Geld: Was ist für Gründer wichtig?

Wichtiger als Geld ist für viele Gründungen das Know How. Die jungen Unternehmer stehen mit einer guten Idee da und fragen sich: wie komme ich damit weiter? Hier kommen die großen Unternehmen ins Spiel. Bei Microsofts Gründerinitiative "unternimm was" unterstützen wir Unternehmen mit technischem Know How. Wichtige Themen sind beispielsweise Werbung und Kundengewinnung. So helfen wir den jungen Kollegen mehr, als wenn wir einfach Geld überweisen.

 

Sind die großen Unternehmen in der Pflicht zu helfen?

Ja, in gewisser Weise schon. Man kann nicht alles dem Staat überlassen. Bei Microsoft öffnen wir unsere Labors und lassen Technologien zu den Unternehmen weiterlaufen - und diese Hilfe ist entscheidend. Es gibt relativ wenig große Unternehmen, die bewusst Hightech-Gründungen helfen, um sie groß und stark ins Leben zu entlassen.

 

Wie sieht die Unterstützung des Gründernetzwerks "unternimm was" konkret aus?

Die Förderung ist für alle Unternehmen ähnlich: Wir öffnen unsere Labors, stellen Technologien zur Verfügung und helfen auch bei der Vermarktung. Wir nehmen die jungen Kollegen auch mit Amerika, zeigen dort unsere neuen Entwicklungen und stellen auch Software zur Verfügung.

 

Wie finden Sie die Unternehmen für das Netzwerk?

Als wir vor vier Jahren begonnen haben, sind wir übers Land gezogen und haben aktiv nach guten Ideen gesucht, etwa bei Talentwettbewerben. Das hat sich geändert, seit sich unsere Initiative herumgesprochen hat. Inzwischen treten die Investoren an uns heran und stellen uns Unternehmen vor.

 

Sind die Unternehmen aus dem Netzwerk Hoffnungsträger in der Krise?

Wenn nicht sie – wer dann? Wir sind auf neue Technologien angewiesen und haben keine anderen Rohstoffe außer "Brain". Hightech-Unternehmen sind meiner Meinung nach der einzige Bereich, in dem wir in der Krise wachsen können.

 

Beteiligen Sie sich auch mit Geld an den Unternehmen?

Geld zu überweisen wäre wesentlich einfacher als das, was wir machen. Wir bieten den Unternehmen Technologie-, Marketing- und PR-Beratung. Wir unterhalten uns über die Business-Cases und helfen den Unternehmen auf diese Weise. Wenn diese wichtigen Grundlagen stimmen, ist die Finanzierung eine Kleinigkeit.

 

Ist schon der Börsengang eines Netzwerk-Unternehmens absehbar?

 

Wir machen das Netzwerk jetzt seit vier Jahren und merken schon bei mindestens zwei handvoll Unternehmen, dass es brodelt. Jetzt kommt es auf den nächsten Schritt an: die Unternehmen sind größer, durch die Krise sind aber auch sie von der Finanzierungsproblematik betroffen. Wir werden sehen: Wer hat die beste Idee, wer kann sich am besten vermarkten? Mit Sicherheit werden wir in Zukunft ein Unternehmen sehen, das richtig groß geworden ist.

 

Vielen Dank für die Informationen.

Quelle: ntv.de

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