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Stromern auf Bayrisch BMW iX3 - ein echtes SUV, nur nachhaltig

Nur die blauen Akzente am BMW iX3 weisen darauf hin, dass es sich um ein Elektro-SUV handelt.

Nur die blauen Akzente am BMW iX3 weisen darauf hin, dass es sich um ein Elektro-SUV handelt.

(Foto: Bernhard Limburger)

Mit dem iX3 präsentiert BMW sein erstes rein elektrisch betriebenes SUV. Äußerlich unterscheidet sich der Stromer nur durch Akzente von einem herkömmlichen X3. Das hat seinen Grund, denn die Bayern fahren eine eigene Strategie bei der E-Mobilität - und das kommt auch dem iX3 zugute.

Auspuffrohre braucht der BMW iX3 natürlich nicht. Er fährt 460 Kilometer rein elektrisch.

Auspuffrohre braucht der BMW iX3 natürlich nicht. Er fährt 460 Kilometer rein elektrisch.

(Foto: Bernhard Limburger)

Seitens der Autohersteller gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an die Elektromobilität. Während man bei Volkswagen auf eine eigene Architektur in Form des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) setzt, der ausschließlich Stromern vorbehalten ist, hat man sich bei BMW gesagt: Wir wollen eine Plattform, die alle Antriebsarten möglich macht. Das heißt, die kommenden Fahrzeuge aus Bayern können sowohl mit fossilen Brennstoffen als auch als Plug-in-Hybride oder eben rein elektrisch auf einer gemeinsamen Basis rollen. Die Idee ist intelligent und nachvollziehbar, da kein Mensch mit Sicherheit sagen kann, ob sich die E-Mobilität am Ende durchsetzen wird. Zudem hat man in Bayern mit dem i3 bereits erfahren, was es bedeutet, ein nur für sich stehendes Elektroauto zu bauen. Mit der multiplen Plattform hingegen kann man kurzerhand auch einen Bestseller wie den X3 zu einem iX3 und damit zu einem waschechten Elektro-SUV machen.

Optisch unterscheidet sich der iX3 von seinen Brüdern nur durch die blauen Akzente, die man in den Kühlergrill, die Seitenschweller oder den Diffusor am Heck gebracht hat. Auch im Innenraum ist alles vertraut, und der Stromer zeigt sich auch hier als echter BMW: sportliche Sitze, volldigitale Displays, Gangwahlhebel in der Mittelkonsole mit dem viel gelobten Drück-Dreh-Steller zur Bedienung der Menüs im Zentraldisplay. Natürlich verweisen auch hier blaue Intarsien darauf, dass es sich um ein Elektroauto handelt. Dem Wohlbefinden und der Psyche tut dieser Gleichbau jedenfalls gut, denn der Fahrer behält das gute Gefühl, ein echtes SUV zu fahren, gleichsam aber nachhaltig und zukunftsweisend unterwegs zu sein.

Alle Erfahrung im iX3 gebündelt

Die Ingenieure haben penibel darauf geachtet, dass sich der iX3 auch als Elektroauto wie ein echter BMW fährt.

Die Ingenieure haben penibel darauf geachtet, dass sich der iX3 auch als Elektroauto wie ein echter BMW fährt.

(Foto: Bernhard Limburger)

Und damit das so ist, hat BMW die seit 2011 gesammelten Erfahrungen mit elektrifizierten Antrieben im iX3 auf eine neue Stufe gehoben. Die fünfte Generation zeichnet sich laut BMW durch ein vollkommen neues, hochintegriertes Konstruktionsprinzip aus. Erstmals werden nämlich der Elektromotor, die Leistungselektronik und das Getriebe gemeinsam in einem zentralen Gehäuse angeordnet. Das reduziert nicht nur Bauraum und Gewicht, sondern verbessert auch die Leistungsdichte. So erzeugt der E-Motor im iX3 eine Höchstleistung von 286 PS. Das aus dem Stand abrufbare maximale Drehmoment beträgt 400 Newtonmeter. Und weil ihm die BMW-Ingenieure auch noch die typische Leistungscharakteristik verpasst haben, schiebt der iX3 auch an wie ein echter Bayer. In 6,8 Sekunden ist die Fuhre auf Landstraßentempo beschleunigt, und die maximale Geschwindigkeit liegt bei abgeregelten 180 km/h.

Beides ist recht imposant, denn BMW hat die Leistungscharakteristik in drei Stufen unterteilt: Eco Pro für maximale Sparsamkeit, Comfort für das sanfte Dahingleiten und Sport für den maximalen Spaß. Bei letztgenannter Stufe gibt es nicht nur ob der spontanen Kraftentfaltung ein breites Grinsen im Gesicht des Fahrers, sondern auch wegen der hier hinterlegten Akustik. BMW hat nämlich einen prägnanten, weil sehr tiefen und kehligen Motorsound, der dennoch nicht aufdringlich wirkt, für den Sport-Modus kreiert. Um genau zu sein, waren es der Oscar-prämierte Filmkomponist Hans Zimmer und der BMW-Sound-Designer Renzo Vitale, die neben der Start-Stop-Melodie auch den Sound zu den Fahrmodi erschaffen haben. Gelungen, wie an dieser Stelle gesagt werden muss. Denn bei höheren Geschwindigkeiten versinkt dieser Klang förmlich in den Rollgeräuschen der Reifen. Natürlich kann man mit dem iX3 auch ganz ohne Untermalung unterwegs sein. Im Eco-Modus zum Beispiel.

Fast 500 Kilometer stromern

Natürlich hängt die Reichweite eines BMW iX3 auch immer von der Fahrweise ab.

Natürlich hängt die Reichweite eines BMW iX3 auch immer von der Fahrweise ab.

(Foto: Bernhard Limberger)

Aber ob mit oder ohne akustische Beigaben, wie weit kommt man denn mit dem iX3? Im Datenblatt vermerken die Bayern nach WLTP 460 Kilometer, die mit der im Fahrzeugboden untergebrachten 80 kWh leistenden Batterie zurückgelegt werden können. Natürlich ist davon auszugehen, dass nicht die gesamte Strecke im Sport-Modus bei durchgestrecktem Gasfuß zu absolvieren ist. Aber tatsächlich ließen sich 168 Kilometer problemlos bewältigen, wobei der Autor im ersten Test keinerlei Rücksicht darauf nahm, dass es sich hier um ein Elektroauto handelte. Insofern waren hier Landstraßenfahrten mit Tempo 100 ebenso dabei wie Ortsdurchfahrten mit 50 km/h oder kurze schnelle Passagen auf den freien Stücken der Autobahn mit 180 km/h. Am Ziel angekommen, vermeldete der Bordcomputer eine verbleibende Reichweite von etwas über 200 Kilometern. Wer also zurückhaltend fährt, sollte keine Probleme haben, ganz real über 420 Kilometer zu stromern.

Zumal das Reichweitenmanagement auf Wunsch durch die Navigation unterstützt wird. Die adaptive Rekuperation bezieht hier topografische Daten und die durch Sensoren ermittelten Verkehrssituationen in die Bremsintensität mit ein. Auf freier Strecke hingegen wird beim Lupfen des Gaspedals nicht rekuperiert, sondern die Segelfunktion aktiviert, das heißt, der Wagen rollt einfach ohne weitere Energiezufuhr. Wird während des Segelns der Blinker gesetzt, fängt sofort wieder der Bremsvorgang und die damit verbundene Energierückführung an. Anders als bei anderen Elektroautos ist dieser Vorgang aber nicht mit einem arg spürbaren Bremseingriff verbunden, sondern vollzieht sich sehr sanft. Diese Philosophie hat aber auch zur Folge, dass der Fahrer eine ganz andere Bremsstrategie im Auge haben muss. Denn auch das Pedal zur Verzögerung der Geschwindigkeit muss, um kräftig zu verzögern, einen deutlich längeren Weg als in einem herkömmlichen BMW zurücklegen. Erst im letzten Drittel beißen die Zangen nämlich richtig zu.

Fährt wie ein BMW

Beim Platzangebot macht der BMW iX3 im Vergleich zu einem herkömmlichen X3 keine Abstriche.

Beim Platzangebot macht der BMW iX3 im Vergleich zu einem herkömmlichen X3 keine Abstriche.

(Foto: Bernhard Limberger)

Ansonsten erfreut der iX3 aber seinen Fahrer dadurch, dass er sich wie ein herkömmliches SUV bewegen lässt. Die Lenkung ist nicht ganz so eng, wie man es von den Bayern vielleicht gewohnt ist, arbeitet aber zielgenau und unaufgeregt. Auch das Fahrwerk geht mit dem Gewicht in der Mitte des Unterbaus sehr souverän um. Kaum ist hier ein durch das Zusatzgewicht hervorgerufenes Ziehen oder Schieben zu spüren. Der Test-Stromer lag dank seines adaptiven Fahrwerks mit elektronischer Steuerung erstaunlich satt auf der Straße und zeigte sich auch in schnell gefahrenen Kurven eher gutmütig als launisch. Der Clou: Wer will, kann per drahtlosem "Remote Software Upgrade" ohne Werkstattaufenthalt ein M-Fahrwerk ordern, also die Dämpfercharakteristik noch mehr in Richtung Sport ausrichten lassen.

Nun ist natürlich auch der Akku eines iX3 mal am Ende und muss aufgeladen werden. Das geht an der Haushaltssteckdose ebenso wie an der Industriesteckdose, die so manch einer in der hauseigenen Garage hat. BMW bietet hier ein "Flexible Fast Charger" an, der diese beiden Optionen ebenso berücksichtigt wie die Lademöglichkeit an einer öffentlichen Station. Liegt dort zum Beispiel eine Leistung von 11 kW an, dann ist der Akku in 7,5 Stunden von 0 auf 100 Prozent aufgeladen.

Der Kofferraum bietet im BMW iX3 bei aufrechter Rückbanklehne 510 Liter Stauraum.

Der Kofferraum bietet im BMW iX3 bei aufrechter Rückbanklehne 510 Liter Stauraum.

(Foto: Bernhard Limberger)

An einer Gleichstrom-Schnelladestation lässt sich die Batterie innerhalb von 34 Minuten von 0 auf 80 Prozent ihrer Gesamtkapazität aufladen. Dort kann außerdem innerhalb von zehn Minuten genügend Strom eingespeist werden, um die Reichweite um etwa 100 Kilometer zu erhöhen. Insofern sollten auch längere Reisen bei entsprechender Planung und freien Ladepunkten mit überschaubaren Verzögerungen einhergehen. BMW selbst hat eine Rechnung aufgemacht, bei der die Reise von Berlin nach Paris, also 1000 Kilometer mit entsprechenden Ladestopps und ohne Staus, 11,5 Stunden betragen würde. Also circa zwei Stunden länger als mit einem herkömmlich angetriebenen Fahrzeug.

Auch für die Reise

Apropos Reise: An dieser Stelle soll noch darauf hingewiesen sein, dass sich das Gepäckraumvolumen des iX3 zwischen 510 und 1560 Litern bewegt. Das heißt, dass sich das primäre Stauvolumen dabei exakt auf dem Niveau des konventionell angetriebenen X3 bewegt. Und noch etwas, optional wird der iX3 auch mit einer Anhängerkupplung angeboten, denn der Stromer kann immerhin 750 Kilogramm an den Haken nehmen.

Wer also mindestens 69.800 Euro parat hat, bekommt mit dem BMW iX3 ein nach herkömmlichen Parametern der individuellen Mobilität gemessenen Maßstäben recht alltagstaugliches Auto. Klar, was bleibt, sind verglichen mit einem Tankvorgang längere Ladezeiten, aber ansonsten hat man in allen Belangen einen X3, der eben dank des i nachhaltig ist.

Quelle: ntv.de

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