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Der erste elektrische Jeep Klein, aber cool: So fährt sich der Jeep Avenger

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In der Kühlermaske eines originalen Jeeps müssen immer sieben Streben erhalten sein. Das "e" steht für rein elektrischen Antrieb.

In der Kühlermaske eines originalen Jeeps müssen immer sieben Streben erhalten sein. Das "e" steht für rein elektrischen Antrieb.

(Foto: Patrick Broich)

Jetzt also auch Jeep: Die kernige Traditionsmarke mit ihren ikonischen Offroadern elektrifiziert sukzessive das Modellprogramm. Den rein elektrischen Einstand gibt der Avenger als Kleinwagen-SUV mit Frontantrieb.

Kann eine kernige Geländewagen-Marke wie Jeep überhaupt landen mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen? Aber klar, denn für den Einsatz im Geröll sind elektrische Antriebe ja sogar viel besser. Denn während das nicht allzu feinfühlig dosierbare Moment beim Verbrenner auch noch einigermaßen kompliziert mit Differenzialsperren und mechanischen Kupplungen an die einzelnen Räder gelangen muss, lässt sich mit den ultrafein ansprechenden E-Maschinen maximal präzise durch schwergängiges Gebiet kraxeln. Doch viel Glück dabei, auf einer langen Wüstentour die entsprechenden Ladesäulen zu finden.

Allerdings: Bisher ist das ja alles graue Theorie, denn noch hat hierzulande jedenfalls kein einziger Hersteller einen leistungsfähigen elektrisch angetriebenen Offroader im Angebot (allerdings steht die G-Klasse bereits in Stellung).

Mehr cooler Lifestyler als harter Geländegänger

Die ikonische Jeep-Front hier in der Felge "eingraviert" – eins der typischen "Ostereier".

Die ikonische Jeep-Front hier in der Felge "eingraviert" – eins der typischen "Ostereier".

(Foto: Patrick Broich)

Jeep wird zwar elektrisch, ja, aber im Kontext mit dem jetzt präsentierten Avenger von Geländewagen zu sprechen, wäre wohl vermessen. Die Botschaft ist dennoch gesetzt: Jeep bringt das erste elektrisch angetriebene SUV. Und zumindest optisch gibt es keinerlei Zweifel daran, dass der Avenger ein echter Jeep ist. Kantiger Auftritt, traditionelle sieben Lüftungsschlitze in der Frontmaske und ein gerüttelt Maß an "Ostereiern".

Was ist denn bitte das? Überall am und im Auto lassen sich kleine Design-Gimmicks entdecken - vom ikonischen Kühlergrill, der sich in Miniaturform am Felgenrand findet, bis zum stilisierten Sternenbeobachter am Rande der Windschutzscheibe. Und die Themen Bodenfreiheit wie Böschungswinkel hat Jeep selbst beim Avenger auf dem Zettel. Immerhin schwebt der Unterboden ansehnliche 20 Zentimeter über der Erdoberfläche, und der Vorderwagen verarbeitet Hindernisse im 20-Grad-Winkel.

LED-Rückleuchten mit auffällig gestaltetem Lichtlayout bürgen für hohen Wiedererkennungswert nachts.

LED-Rückleuchten mit auffällig gestaltetem Lichtlayout bürgen für hohen Wiedererkennungswert nachts.

(Foto: Patrick Broich)

Das mögen böhmische Dörfer sein für die mutmaßliche Hauptklientel dieses Fahrzeugs, doch nur so viel: Beim wirklich geländetauglichen Cherokee beträgt der vordere Böschungswinkel 21 Grad. Will heißen, über Hindernisse kraxeln kann der Jeep Avenger durchaus. Dabei basiert der gerade einmal 4,08 Meter lange Kleinwagen auf der vielseitigen eCMP-Plattform, auf welcher der Stellantis-Konzern bereits etliche elektrisch angetriebene Cityflitzer realisiert hat vom DS3 Crossback E-Tense über den Opel Corsa bis hin zum Peugeot 2008.

Entsprechend fallen beim Avenger insbesondere die Spezifikationen der elektrischen Komponenten aus: Die Akkukapazität darf mit netto 51 kWh als überschaubar gelten, ebenso die Ladeleistung von 100 Kilowatt. Immerhin nennt das Werk lediglich 24 Minuten für einen Ladezyklus von 20 auf 80 Prozent State of Charge, aber dann müssen die Ladebedingungen wirklich top sein. Somit sind lange Strecken mit dem Avenger zwar möglich, aber ein wenig Geduld wäre in diesem Fall gefragt. Am Schnellladenetzwerk hierzulande scheitern Fernfahrten jedenfalls nicht.

Innen halten sich Ästhetik und Funktion in der Waage

Poppig gemacht und dennoch aufgeräumt: Im Jeep Avenger sitzen macht Spaß.

Poppig gemacht und dennoch aufgeräumt: Im Jeep Avenger sitzen macht Spaß.

(Foto: Jeep)

Hier steht nun erst einmal der Testloop an mit rund 100 Kilometern Fahrstrecke. Kein Problem für den Avenger, auf dessen Zehn-Zoll-Kombiinstrument (reine Displayfläche) knapp 400 Kilometer angezeigt werden. Dass sich hier Digital Natives wohlfühlen sollen, wird schnell klar: Weitere zehn Zoll an Monitor gibt die Mittelkonsole nämlich her, obwohl die Bedienung der Klimaanlage erfreulicherweise über physische Tasten abzuhandeln ist.

Aber am Ende ist es ohnehin die adrette Architektur, die im Kopf bleibt. Hier waren Raumausstatter unterwegs, denen ein bleibender Eindruck der Passagiere offenbar am Herzen lag. Besonders die Armaturen stechen hervor mit poppigem Gelb, während eine breite Mittelkonsole gespickt mit zahlreichen Strom- und USB-Anschlüssen für den praktischen Part bürgt. Außerdem nimmt ihr immanentes Fach jede Menge Kleinkram auf, der sich mit einer mehrfach klappbaren Matte verstecken lässt - sie dient quasi als Deckel, um die Öffnung zu verschließen. Um den Avenger überhaupt losrollen zu lassen, fungieren zur Abwechslung Drucktasten als Getriebesteuerung. Kurz auf "D" getippt, und der lautlose Jeep setzt sich in Bewegung.

Der Avenger mit schwarzem Dach und auffälliger Motorhauben-Beklebung.

Der Avenger mit schwarzem Dach und auffälliger Motorhauben-Beklebung.

(Foto: Patrick Broich)

Und das sogar ziemlich flink, denn es geht mit 156 Pferdestärken voran - da sind 1,5 Tonnen Leergewicht kein nennenswertes Problem. Und ziemlich früh anliegende 260 Newtonmeter Drehmoment lassen die Haftreibgrenze der vorderen Pneus vor allem auf den staubigen und teils hügeligen Straßen Andalusiens schnell überschreiten. Resultat sind aber nicht etwa scharrende Räder, sondern promptes Herunterregeln der Leistung. Gelingt in der Tat recht sanft. Dass die Zeichen beim Avenger vor allem auf Leichtgängigkeit stehen, leuchtet angesichts der Fahrzeugklasse ein. Eigenschaften wie eine nicht ganz so feinsinnig rückmeldende Lenkung oder das etwas undefinierte Bremspedal sollten hier keinen Hinderungsgrund für den Kauf darstellen.

Apropos: In Deutschland kostet der stets elektrisch angetriebene Jeep Avenger (Italien und Griechenland halten auch Verbrenner vor) mindestens 37.000 Euro - aber die Förderung ist hier noch nicht enthalten. Aktuell wären also 7000 Euro abzuziehen, allerdings kann sich das ja ändern.

Das ist mal ein Treffer. Ton in Ton harmonieren die Blumenkübel mit dem Dekor auf der Motorhaube des Avenger, als seien sie nur für ihn installiert worden.

Das ist mal ein Treffer. Ton in Ton harmonieren die Blumenkübel mit dem Dekor auf der Motorhaube des Avenger, als seien sie nur für ihn installiert worden.

Mit LED-Scheinwerfern, schlüssellosem Schließsystem, Smartphone-Integration, Tempomat und Verkehrszeichen-Erkennung ist die Grundausstattung solide. Allerdings bitte genau die Preisliste studieren vor der Anschaffung. Grundmodell kaufen und nach Herzenslust individualisieren geht mit Jeeps Politik der Ausstattungslinien und Pakete eher nicht. So ist das 490 Euro Aufpreis kostende Navigationssystem lediglich für die "Summit"-Line erhältlich. Und dann werden stramme 43.500 Euro Grundpreis fällig. Gleiches gilt für das Assistenzpaket zu 1290 Euro mit adaptivem Tempomat (bremst selbsttätig), Rundum-Kamera und Totwinkelwarner.

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Die genannte Kamera ist übrigens eine nützliche Angelegenheit. So wird das Fahrzeug aus der Vogelperspektive gezeigt (kann mithilfe mehrerer Objektive simuliert werden), was dabei hilft, umliegende Hindernisse zu erkennen. Allerdings sollte der Stellantis-Konzern bitte auch dem Avenger das leistungsfähigere System mit mehr Kameras spendieren, damit das Bild sofort nach Aktivieren der Funktion aufgebaut werden kann. Hier baut sich das Bild erst vollständig auf, nachdem man zunächst ein bisschen hin- und herrangiert. Dieser Umstand führt das System jedoch ad absurdum, denn man möchte etwaige Hindernisse ja vor dem Rangieren erkennen, denn wenn es knirscht, ist es zu spät.

Schwamm drüber, der Avenger macht unter dem Strich dennoch Spaß und geht als begehrenswertes Lifestyle-Objekt durch. Angeblich liegen dem Konzern bereits 20.000 Bestellungen vor. Sie finden doof, dass er nur mit einer angetriebenen Achse zu haben ist? Keine Sorge, eine Allradversion folgt. Ebenfalls rein elektrisch? Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass der 4x4 ein Hybrid werden könnte. Lassen wir uns überraschen.

Quelle: ntv.de

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