Auto

Henrys heißester HengstNeuer Ford Mustang GTD - fast schon zu brachial

16.12.2025, 07:21 Uhr
00:00 / 09:21
Der-GTD-zaehlt-zu-den-extremsten-Mustangs
Der GTD zählt zu den extremsten Ford Mustangs. (Foto: Ford)

Er ist der meistverkaufte Sportwagen der Welt und wird von der europäischen Konkurrenz gerne belächelt. Doch spätestens als GTD schließt der Ford Mustang zu Ferrari & Co auf. Allerdings gilt das auch für die Exklusivität - und den Preis.

Acht Zylinder, fünf Liter Hubraum und 446 PS für 60.400 Euro. Wer ein Auto mit solchen Eckdaten bei BMW, Mercedes oder Porsche kaufen möchte, der muss schon nach einem ganz betagten Gebrauchten schauen. Von Ferrari, Lamborghini oder Aston Martin ganz zu schweigen. Kein Wunder, dass Ford mit dem Mustang nicht nur den erfolgreichsten Achtzylinder in Deutschland stellt. Weil das amerikanische Wildpferd daheim noch viel billiger ist, haben es Coupé und Cabrio zugleich zum meistverkauften Sportwagen der Welt gebracht - und halten diese Position schon seit Jahrzehnten.

Dumm nur, dass ihnen die Sache mit dem Sport so recht keiner abnimmt. Zumindest nicht in Europa und erst recht nicht bei den elitären Marken aus Italien, England und dem deutschen Süden, die sich als Gralshüter der Bleifußfraktion verstehen und den Mustang deshalb gerne neben ihren Modellathleten als billiges Musclecar für die Masse und als Möchtegern-Sportwagen verlachen.

Lediglich-rund-50-Autos-pro-Jahr-sind-fuer-Deutschland-vorgesehen
Nur rund 50 Ford Mustang GTD pro Jahr sind für Deutschland vorgesehen. (Foto: Ford)

Doch jetzt könnte der europäischen Elite das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn in kaum mehr als einem Jahr haben die Amerikaner den Wildfang zu einem waschechten Rennpferd trainiert und lassen ihn jetzt als GTD von der Leine. Mit einem Seitenblick auf die GT-Rennen in Daytona - daher der Name - entwickelt und bei Multimatic in Kanada binnen vier Wochen von Hand gebaut, ist er einem Rennwagen so nah wie früher allenfalls noch der GT. Und genau wie die legendäre Flunder ist er ausgesprochen rar. Denn es wird wohl keine 1.000 Autos pro Jahr geben, von denen allenfalls ein Viertel nach Europa und nicht viel mehr als 50 nach Deutschland kommen.

Doch wer einen davon ergattert, der sieht den automobilen Reitsport mit neuen Augen - und zwar nicht nur, weil ein anstelle der Rückbank ein Guckloch in die Karbon-Karosse geschnitten haben. Sondern weil man dadurch ein Pushrod-Fahrwerk wie für die Rundstrecke sieht, mit dem der Mustang auf Knopfdruck in die Knie geht und sich noch tiefer auf den Asphalt duckt.

Der-V8-kommt-auf-825-PS
Der V8 kommt auf 825 PS. (Foto: Ford)

Dann beginnt ein heißer Ritt, der je nach Talent des Fahrers in die Hölle führt oder direkt in den PS-Himmel. Denn während der Kompressor kreischt wie eine Furie und die vier Endrohre lauter blasen als die Trompeten von Jericho, schöpft der stärkste Motor in über 60 Jahren Mustang-Geschichte aus seinen 5,5 Litern Hubraum 828 PS und mehr als 900 Nm.

Und weil beim heißesten Hengst in Henrys Stall von dem ins Heck verlegten Doppelkupplungsgetriebe und der Karbon-Karosse mit gewaltigen Nüstern in der Motorhaube und riesigen Rippen in den Kotflügeln bis hin zum Heckflügel Marke Pommes-Theke alles auf Performance getrimmt ist, raubt einem Vortrieb schier den Atem: Wenn sich der Fuß ans Bodenblech heftet und sich die 345er-Cup R-Reifen mit dem Asphalt verzahnen, vergehen kaum mehr als drei Sekunden, bis der Mustang aus dem Stand die 100 km/h-Marke erreicht. Und wer das Pedal dann nicht lupft, sondern bei 200 km/h auf der Autobahn noch einmal runterschaltet, der spürt einen zweiten Wind, hat ruckzuck 300 km/h auf dem Tacho und kann gar nicht glauben, dass bei 325 Sachen schon Schluss sein soll.

Die-Preise-starten-bei-360
Die Preise starten bei 360.000 Euro. (Foto: Ford)

Der gepflegte Galopp auf der Autobahn ist das eine. Aber wehe, man wechselt erst auf die Landstraße und dann in den Sport- oder nach einem kurzen Zwangsstopp gar in den Race-Mode, der sich nur im Stand aktivieren lässt. Dann fällt das Auto von jetzt auf gleich vier Zentimeter tiefer auf die Straße und wird zur gierigen Bestie, die Meter um Meter mehr den Asphalt frisst. Während die fast profillosen Gummis am Teer kleben wie Tesa Supertape und der Fahrtwind den Mustang nach unten drückt wie die Faust eines Riesen, galoppiert der heiße Hengst immer wilder davon, stoppt vor den engen Kehren wie vom Blitz getroffen, krallt sich in der Kurve fest wie ein Schiffbrüchiger an die letzte Planke, nur um danach noch schneller wieder auf die Gerade herauszuschießen. Was für ein Ritt.

Wie gut, dass man dabei den Blick fest auf die Straße heftet. Sonst nämlich würde sich in die Begeisterung auch eine gehörige Enttäuschung mischen. Denn so konsequent und hingebungsvoll die Ingenieure an Antrieb, Fahrwerk, Aero- und Thermodynamik gearbeitet haben, so lieblos ist das Interieur. Schließlich hat sich zum Standard-Mustang bis auf ein paar Grafiken im digitalen Cockpit und den etwas tiefer ausgeschnittenen, aber noch immer ziemlich plüschigen Recaros kaum was geändert.

Im-Cockpit-hat-sich-kaum-etwas-veraendert
Im Cockpit des Ford Mustang hat sich kaum etwas verändert. (Foto: Ford)

Und wo man dem Muscle Car für die Masse das angesichts der fast schon lachhaften Preise noch durchgehen lässt, kann man bei einer derart exklusiven Kleinserie ein bisschen mehr erwarten als Kunststoff im Karbon-Look, schlampige Schalterleisten selbst für so elementare Lust-Funktionen wie den Trackmode oder die Launch Control und eine gravierte Plastik-Plakette mit der Seriennummer. Dabei wissen sie in Dearborn sehr wohl, wie es richtig geht: Wer einen noch nicht näher bezifferten Aufpreis bezahlt, bekommt die Schaltwippen und den schmucklosen Knubbel für die Gangwahl nämlich aus Titan, das Ford der US-Airforce aus alten F22-Jagdfliegern abgekauft hat.

Die Idee ist charmant, aber der Aufpreis eine Frechheit, wie hoch auch immer er sein mag. Schließlich ist das Grundmodell schon teuer genug. Denn als GTD kommt er der europäischen Elite nicht nur in der Performance so nahe wie nie zuvor, sondern auch beim Preis: Der liegt sieben Mal über dem normalen Mustang und startet bei 359.000 Euro. In den USA gibt es den Ford Mustang GTD schon, nach Deutschland kommt er im Frühjahr.

Das-Sondermodell-Spirit-of-America-traegt-die-Nationalfarben
Das Sondermodell "Spirit of America" trägt die Nationalfarben. (Foto: Ford)

Ford Mustang GTD - technische Daten

  • Zweisitziges Coupe

  • Länge: 4,92 Meter, Breite: 2,07 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,08 Meter), Höhe: 1,41 Meter, Radstand: 2,72 Meter, Kofferraumvolumen: ka

  • 5,5-Liter-V8; 609 kW/828 PS, maximales Drehmoment: 900 Nm, Heckantrieb, Siebengang-Doppelkupplung, 0-100 km/h: 3,2 s, Vmax: 325 km/h, Normverbrauch: KA, CO2-Ausstoß: KA, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: KA,

  • Preis: ab 359.000 Euro

Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x

US-Amerikanische AutobauerFord-ModelleSportwagenAutohersteller