Exklusive Edel-Ladeparks Porsche Charging Lounges - eigenes Ladenetz nur für Kunden


Hier startet ein Porsche Taycan auf die 1111 Kilometer lange Tour. Große Kunst ist das allerdings nicht.
(Foto: Porsche)
Porsche demonstriert, dass man mit dem Taycan 1111 Kilometer an einem Tag fahren kann und nennt es Challenge. Der Autor meint, das sei gar keine Challenge (mehr). Dennoch lassen sich Lehren aus dieser Tour ziehen.
Porsche-Taycan-Challenge also, um die 1100 Kilometer am Stück soll der elektrische Gran Turismo mit den vier Touren quasi am Stück zurücklegen und sich dafür feiern lassen. Ganz ehrlich, liebe Porsche-Leute, wo ist die Nachricht? Ja, der sündhaft teure Taycan (was nicht heißt, dass er seine 101.500 Euro als Mindestpreis nicht wert ist) trägt eine riesige Batterie unter dem Blech, die sich auch noch in Windeseile aufladen lässt dank 800-Volt-System und Traum-Ladekurve mit scheinbar unendlichem Plateau. Spätestens nach 15 bis 20 Minuten birgt der Stromspeicher also wieder Saft für einige Hundert Kilometer Fahrt.

Auch ein Porsche Taycan mit riesigem Akku braucht mal Energiezufuhr. Die Ladegeräte kommen ab sofort von Alpitronic und werden nicht mehr von Porsche selbst entwickelt.
(Foto: Porsche)
Ich formuliere bewusst so vage, weil der exakte Wert von verschiedenen Faktoren abhängt. Bewege ich mich geografisch eher in Richtung Höhenlage? Erwische ich ein freies Stück Autobahn und lasse den Taycan laufen? Ist es draußen eher um 0 Grad frisch oder herrschen milde 16 Grad? All diese Kriterien haben eine signifikante Auswirkung auf die Reichweite. Ein alter Hut eigentlich.
Aber weil viele bisher noch verbrennermotorisch mobile Autofahrer großen Wissensdurst haben hinsichtlich des Umgangs mit Elektromobilität, muss man immer wieder drüber reden und schreiben. Wie ist das mit langen Strecken und so? Ja, natürlich kann man leicht 1111 Kilometer binnen eines Tages mit dem Porsche Taycan zurücklegen, wenn man gerne Zeit im Auto verbringt. Porsche hat es jetzt eben noch einmal untermauert mit einem Journalistentross an Bord vieler Taycan-Exemplare.
Start im österreichischen Koblach, einer winzigen Gemeinde im Vorarlberg (warum gerade dort, erfahren Sie später). Von dort aus geht es nach Bingen an den Rhein, dann über Würzburg und Ingolstadt zurück nach Österreich. Und jetzt wird es spannend. Da steht auf der einen Seite die Erkenntnis, dass man zwar in kurzer Zeit wieder Saft in den Akku bekommt, aber so schnell wie Sprit in den Tank eben auch nicht.

Die Porsche Ladelounges sehen architektonisch schick aus und passen zum elektrischen Porsche-Luxusliner.
(Foto: Porsche)
Daher hatte Porsche die Idee, seinen Kunden das Laden so richtig schmackhaft zu machen - mit sogenannten Porsche Charging Lounges. Dabei handelt es sich um architektonisch stilvolle Anlagen mit der Möglichkeit zum Einkehren. Solange das Fahrzeug lädt, darf man drinnen Getränke und Snacks zu sich nehmen. Gut, die Idee ist jetzt auch nicht gerade porscheexklusiv. Andere große, von Autoherstellern unabhängige Ladelabels suchen sich immer wieder Partner, die auch ähnliche Annehmlichkeiten bieten - aber okay, nicht immer mit standardisierten Features und vielleicht auch nicht immer so schön fancy-technisch.
Jeder Porsche-Stromer darf zu den Lade-Lounges
Die Berechtigung, bei den Porsche-Lounges zu laden, hat jeder Porsche quasi automatisch mit dem Einloggen seiner ID. Dann wird sogar das Kennzeichen hinterlegt und die Schranke öffnet sich, sobald der entsprechende Stromer sich ihr nähert. Die Stromaufnahme erfolgt per 300 oder gar 400 kW starker Ladesäule und kostet in der Tat günstige 33 Cent je Kilowattstunde. Ach ja, barrierefreie Sanitäranlagen stehen auch zur Verfügung sowie ein WLAN-Netzwerk. Und klimatisiert sind die Lounges natürlich auch.
Noch einmal zurück zur Challenge: Porsche hat es den Teilnehmern der Roundtour von Koblach nach Koblach nicht erlaubt, an anderen Ladesäulen aufzufrischen. Und um das zu schaffen, durfte man sich auf den Autobahnetappen zumindest nicht ganz so arg verausgaben. Am Ende muss man aber auch noch einmal anmerken, dass es gar nicht so ungewöhnlich ist, wenn Autohersteller Ladeinfrastruktur bereitstellen. Tesla hat es gleich zu Beginn exakt so gemacht. Auch Audi und Mercedes sind schwer im Ladeinfrastruktur-Geschäft. Und nicht zu vergessen - die Lademarke Ionity ist Eigentum der deutschen Autoindustrie plus Hyundai.
Es gibt durchaus genug Schnellladesäulen in Deutschland
Der Punkt ist: Im Kontext mit der Elektromobilität ist das Laden oft ein Knackpunkt. Häufig steht das Argument im Raum, es seien nicht genügend Ladepunkte vorhanden. Für das gesamte Bundesgebiet vermeldet die Bundesnetzagentur etwa 150.000. Natürlich gibt es regional große Unterschiede. Aber selbst in sehr ländlichen Räumen finden sich Schnellladesäulen, wenngleich 73 Prozent der Gemeinden in Deutschland derzeit noch über keinen einzigen Schnellladepunkt verfügen, wie die Fachzeitschrift "Autobild" berichtet.
Am Ende der Taycan-Challenge lässt sich feststellen, dass kein einziger Teilnehmer liegengeblieben ist. Allerdings hätte man, falls es eng geworden wäre, auch an einem der von Porsche ebenfalls aufgestellten Destination Charger laden können, wenngleich das wohl Punktabzug bedeutet hätte. Hier dürfen übrigens auch Fremdfabrikate laden mit den meisten populären Ladeanbietern zum entsprechenden Roaming-Tarif. Diese stehen meistens auf den Grundstücken von Porsche-Autohäusern und bieten keine Möglichkeit der Einkehr - außer, man möchte sich zum Verkauf stehende Fahrzeuge ansehen.
Weitere Charging Lounges sollen übrigens in Deutschland, Österreich und der Schweiz errichtet werden. Die Lounge in Bingen war die erste Destination dieser Art, und auch in Koblach ist eine entstanden. Sonst hätte Porsche die Veranstaltung womöglich an einem eher bekannten Ort starten lassen. Am Ziel, dass die Zuffenhausener den Verkaufsanteil elektrisch angetriebener Modelle schon in sechs Jahren auf 80 Prozent steigern, will das Unternehmen übrigens weiterhin festhalten, wie der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume jüngst bekräftigte.
Quelle: ntv.de