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Hoffnungsträger für 25.000 EuroPremierenfahrt im neuen Volkswagen ID.Polo - aber noch getarnt

15.12.2025, 12:23 Uhr Patrick-portraetfotoVon Patrick Broich, Barcelona
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Es dauert noch eine ganze Weile, bis der neue Volkswagen ID.Polo die Tarnfolie verliert. Bis zum Frühsommer des nächsten Jahres müssen sich die Fans noch gedulden. (Foto: Volkswagen)

Volkswagen zündet die nächste Stufe im Elektroauto-Fahrplan. Der Kleinwagen ID.Polo wirft seine Schatten voraus und darf nun erstmals dynamisch erlebt werden als getarnter Entwickler. ntv.de hatte die Möglichkeit, sich hinter das Steuer zu setzen.

Die deutsche Autoindustrie verpennt den Elektrotrend? Dafür ist Volkswagen allerdings ganz schön aktiv und macht Tempo bei den elektrischen Antrieben. Und die ID-Modelle sind auch im deutschen Straßenbild mittlerweile alles andere als rar. So ist der ID.7 beispielsweise gar nicht weit vom Passat entfernt, was die Neuzulassungen betrifft, insofern darf man sagen, dass elektrische Antriebe durchaus mehr und mehr akzeptiert werden.

Und jetzt schicken sich die Wolfsburger an, ein neues Segment zu besetzen. Und zwar ein nicht gerade unwichtiges: Es geht um die Kleinwagen-Kategorie. Ab rund 25.000 Euro wird der Kunde demnächst also einen vollelektrischen Polo bekommen - damit demokratisiert der Konzern das lautlose Vergnügen. Sie denken, der Preis klingt hoch? Ein aktueller Benziner-Polo steht ab 20.135 Euro in der Liste - der ist dann jedoch mit manuellem Schaltgetriebe und 80 PS starkem Dreizylinder ausgerüstet, also eher mau.

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Wirklich kompakt fällt der neue Stromer aus, mit 4,05 Metern sogar zwei Zentimeter kürzer als der aktuelle Benziner-Polo. (Foto: Volkswagen)

Da bietet die künftige Elektroversion mit 116 PS deutlich mehr. Aber auch mehr Emotion? Emotion muss natürlich auch verstärkt über Design und Heritage transportiert werden, doch dazu wird Volkswagen zu gegebener Zeit auch noch etwas kommunizieren. Aber nicht nur. Hier und heute dürfen Journalisten erstmals in der jüngsten Ableitung des Modularen Elektrobaukastens (MEB+) einsteigen und sogar eine ausgiebige Runde fahren, um herauszufinden, ob der Elektrostrang nicht vielleicht doch auch ein Quäntchen Emotion zu bieten hat.

Vorab muss man wissen, dass die Ingenieure hier ordentlich umgekrempelt haben. Durch das Umlegen der Antriebseinheit von hinten nach vorn konnten die Techniker auf strukturelle Verstärkungen im Heckbereich verzichten; vorn ist die Karosserie aus Crashschutzgründen ohnehin entsprechend steif, sodass keine weiteren Modifikationen erforderlich sind. Das senkt das Fahrzeuggewicht auf rund 1,5 Tonnen - im Elektrokosmos ist das leicht. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der konventionelle Polo satte 300 Kilogramm weniger auf die Waage bringt.

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Dass der neue elektrische Volkswagen Polo typisch nach Volkswagen aussieht, erkennt man sogar trotz Tarnung. (Foto: Volkswagen)

Günstiger LFP-Akku unter dem Blech

Zur Gewichtsreduktion bekommen die Basismodelle nur 37 kWh eingepflanzt. Und zur Preisreduktion der Ausführungen mit 116 respektive 135 PS trägt auch die Lithium-Eisenphosphat-Technologie bei. Das klingt in der Tat nach einem mickrigen Speicher, allerdings prognostiziert Volkswagen etwa 300 Kilometer Reichweite dank ausgeprägter Effizienz. Mit einer Peak-Ladeleistung von 90 kW bewegt sich der jüngste ID im typischen Kleinwagen-Korridor. Der größere Akku, ein Lithium-Ionen-Speicher von 52 kWh Kapazität, saugt mit maximal 130 kW; die prognostizierten Ladezeiten von 10 auf 80 Prozent liegen bei 27 respektive 23 Minuten für den leistungsstärkeren Akku. In letzterem Fall geht Volkswagen von 450 Kilometern Reichweite aus - das ist schon recht ordentlich, zumal auch viele ID.3 auf diesem Level unterwegs sind.

Doch wie fährt der ID.Polo überhaupt? Bissig und zackig, so viel sei vorweggenommen. Durch den Frontantrieb bekommt der Polo jedenfalls mehr traditionelle Volkswagen-Vibes. Und da die Niedersachsen für die Fahrten mit den späten Entwicklungsvehikeln die schon schärfere 211-PS-Variante bereitgestellt und eine extra kurvenreiche Testrunde ausgewählt haben, ist eine tiefe Fahrpedalstellung erwünscht und jede Menge Lenkarbeit die Konsequenz.

Und wie fühlt sich das an, wenn das inhouse entwickelte Powerpaket (intern APP290 genannt) mit fast 300 Newtonmetern auf die vorderen Pneus losgeht? Ziemlich druckvoll jedenfalls und nicht immer frei von Antriebseinflüssen bei diesem Punch. Allerdings haben die Techniker sämtliche Fahrwerkskomponenten angefasst im Vergleich zu den bisherigen MEB-Ausbaustufen mit Heckantrieb. Für den ID.Polo setzt Volkswagen auf eine Kombination von handelsüblicher McPherson-Konstruktion vorn sowie der einfacher (Kostengründe) und kompakter (Platzgründe) bauenden Verbundlenker-Achse hinten.

Extra für den Kleinwagen designte Federbeinlager sollen Anfederungsverhalten und den Abrollkomfort verbessern. Und auch die neu entwickelte Hinterachse hat jede Menge Feinschliff abbekommen. So bekommen die Schraubenfedern spezielle Gummiunterlagen zur Optimierung des Komforts. Zudem sollen ausgeklügelte Achsführungslager Geräusche und Vibrationen reduzieren.

ID.Polo ist quirlig

Auf der Fahrt jedenfalls hat sich der ID.Polo als lebendig und gleichzeitig komfortabel erwiesen - schon mal gut, wenn dieser Spagat gelingt. Okay, wenn die zweitstärkste Version bezüglich Längsdynamik Anlass zur Klage gäbe, würde auch etwas nicht stimmen. Auch das Quertreiben macht Laune und wird durch eine feinfühlig rückmeldende und präzise arbeitende Servolenkung unterstützt.

Sichtlich stolz sind die Entwickler überdies auf ihr neues Bremssystem, mit dessen Hilfe sich das Bremsmoment deutlich besser dosieren lässt und das ein deutlich natürlicheres Pedalfeedback gibt im Vergleich zu den bisherigen MEB-Mitgliedern. In der Tat - synthetisch fühlt sich die Bremse nicht an. Und die Bremstrommeln an der Hinterachse sind auch Geschichte, der ID.Polo verfügt rundum über Scheiben.

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Mit 435 Litern Kofferraumvolumen kommen selbst Familien klar. (Foto: Volkswagen)

Beim Packaging haben die Wolfsburger außerdem die Vorteile des elektrischen Antriebs nutzen können. So weist der Neuling bei einer um zwei Zentimeter gegenüber der aktuellen Verbrenner-Version geschrumpften Außenlänge (4,05 Meter) fünf Zentimeter mehr Radstand auf. Der erreicht mit 2,60 Metern fast schon das Level des aktuellen Golf. Ob Golf-Käufer künftig auf ID.Polo umsteigen werden? Mit 435 Litern Urlaubsgepäck käme jedenfalls auch eine Familie klar.

Bestellungen für den in Martorell bei Cupra gebauten elektrischen Kleinwagen nimmt Volkswagen ab April 2026 entgegen, während er einen Monat später Premiere feiert. So lange werden sich die Fans (und die, die es werden wollen) wohl noch gedulden müssen, bis sie endlich wissen, wie der neue ID.Polo aussieht. Auch wenn sie vor Neugier fast platzen.

Quelle: ntv.de

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