
Glatte Flächen und wenige Kniffe im Blech sind Teil des Kodo-Designs des Mazda3.
(Foto: Holger Preiss)
Mazda war schon immer etwas Besonderes. Sei es mit Blick auf ihre Motorenpolitik oder auf ihr ganz eigenes Design. Das gilt auch für den Mazda3 in der aktuellen Ausgabe. Schick ist er, sein Motor setzt auf Hubraum statt auf Turbo und innen gibt er sich eher analog als digital. Aber fehlt da nicht was?
Mit drei Modellgenerationen und weltweit mehr als sechs Millionen verkauften Modellen kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Mazda3 ein Bestseller ist. Optisch hat der japanische Golf-Gegner vor allem ab dem Jahr 2019 gewonnen, als man ihm das sogenannte Kodo-Design verpasst hat. Und bis heute ist die Nummer 3 eines der schönsten Autos in der Kompaktklasse. Doch so zeitlos die Außenhaut, so unzeitgemäß wirkt das Innenleben.
Irgendwie nicht zeitgemäß

Auch am Heck haben die Designer beim Mazda3 für eine sportliche Optik gesorgt.
(Foto: Holger Preiss)
Nach wie vor nimmt der Pilot auf gut ausgearbeiteten Sportsitzen Platz, die nicht nur für die Kurve, sondern auch den langen Ritt taugen. Auch sonst findet er sich in einer sehr eigenen, aber nicht unschönen Welt wieder, die geprägt ist von Materialien, die man gerne berührt, von vielen manuell zu bedienenden Drehstellern und Knöpfen, die über feine Rast- und Druckpunkte verfügen. Das wirkt wertig und vertraut, aber mit Blick auf die Mitbewerber tatsächlich nicht mehr zeitgemäß.
Gleiches gilt für das mit 8,8 Zoll viel zu kleine, wenngleich stylische Zentraldisplay, das sich auf dem Dashboard erhebt. Auch das digitale Fahrer-Display, das von analogen Rundinstrumente gesäumt wird, wirkt, mit 7 Zoll, genau wie die Anzeigenelemente im Head-up-Display viel zu klein. Nun kann man diese Art der Darstellung und Bedienung auch positiv interpretieren und sie als eine Art digitale Entgiftung betrachten. Denn wesentliche Elemente wie die Kopplung des Smartphones über Bluetooth oder das induktive Laden in der Mittelarmlehne funktionieren problemlos.
Assistent hin oder her

Das Design im Innenraum des Mazda3 ist eigenwillig und irgendwie schick. Hinkt aber unter digitalen Maßstäben, mit Blick auf die Mitbewerber etwas hinterher.
(Foto: Holger Preiss)
Auch über die korrekte Verkehrszeichenerkennung gibt es nichts zu meckern. Der Totwinkelwarner meldet seine Erkenntnisse über das Head-up-Display und das Lenkrad rappelt, wenn der Fahrer versehentlich die Spur verlässt. Aber es rappelt eben nur. Ein adaptives Eingreifen, das den Wagen wieder auf den richtigen Weg führt, gibt es nicht. Das vermisst der Fahrer spätestens dann schmerzlich, wenn er sich auf langen Etappen gerne in den fließenden Verkehr auf der Autobahn einklinken würde und einen Teil der Verantwortung an die Assistenten abgäbe, die sich um die Lenkung, das Halten der Spur und den Abstand zum Vordermann kümmern.
Nun gut, am Ende des Tages ist der Fahrer, auch wenn die ganze Assistentenbande an Bord eines Fahrzeuges ist, verpflichtet, aufmerksam zu sein und das Lenkrad fest in den Händen zu halten. Und das macht im Mazda3 dann wieder richtig Spaß, denn die Lenkung ist straff und angenehm direkt. Was einem vor allem dann zupasskommt, wenn man den 2,0-Liter e-Skyactive X Benzinmotor in seiner stärksten Ausführung mit 186 PS unter der langen Haube hat. Seine Kraft generiert er immer noch aus Hubraum, verzichtet auf irgendeine Turbounterstützung und setzt dafür die SPCCI-Kompressionszündung und einen mechanischen Kompressor ein. Zudem holt er sich Unterstützung von einem riemengetriebenen Startergenerator, der mit 24 Volt betrieben beim Beschleunigen und Spritsparen unterstützen soll.
Ungern mit müdem Gasfuß

Wer den Mazda3 e-Skyactiv X 2.0 M Hybrid AWD sportlich fährt, der muss auch hier mit einem höheren Verbrauch rechnen, als er im Datenblatt vermerkt ist.
(Foto: Holger Preiss)
Während das erstgenannte Anliegen durchaus als erfüllt angesehen werden kann, obgleich bei einem spontanen Leistungsabruf dann doch eine kleine Lücke entsteht, war der Spritverbrauch im Testverlauf erstaunlich hoch. Im Durchschnitt genehmigte sich der Treibsatz beachtliche 8,2 Liter. Zugegeben, auf der Landstraße und bei verhaltener Fahrt auf der Autobahn lässt sich der Verbrauch um bis zu 2 Liter senken, was dann recht nahe an den von Mazda ermittelten WLTP-Werten von 6,5 bis 5,0 Litern dran ist.
Aber rein von der Auslegung des starken Japaners ist der Fahrer, schon gar nicht, wenn er im Sport-Modus fährt, daran interessiert, mit müdem Gasfuß unterwegs zu sein. Denn immerhin beschleunigt der "3er" in 8,4 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo und wird bis zu 214 km/h schnell. Doch während die Sechsgangautomatik beflissen und ohne Vertun das maximale Drehmoment von 240 Newtonmeter an alle vier Räder verteilt, das straffe, aber nicht aufdringliche Fahrwerk gemeinsam mit der Fahrdynamikregelung GVC Plus den Wagen auch in schneller gefahrenen Kurven - unterstützt von knackigen Bremsen - stabil ums Eck bringt, fällt auf, dass der Motor sich ungebührlich laut zu Wort meldet.
Kein Raumwunder, aber ordentlich Platz

Die Sportsitze in der ersten Reihe des Mazda3 verdienen ihre Namen, in der zweiten Reihe geht es für großgewachsene sehr eng zu.
(Foto: Holger Preiss)
Das ist umso überraschender, als dass Mazda einiges für die Geräuschdämmung unternommen hat: durch die Doppelwandstruktur zwischen Karosserie und Bodenteppich sowie spezielle Dichtungen zwischen Dach und Heckklappe. Aber anscheinend galt das nur der Reduzierung der Fahrbahn- und Windgeräusche sowie einer Minimierung der Vibrationsentwicklungen. Das ist auch gelungen, denn tatsächlich erfreut der Mazda beim untertourigen Fahren durch angenehme Laufruhe. Aber wehe, der Fahrer will dem Ganzen etwas Schwung verleihen, sei es beim spontanen Überholen oder auf den freien Stücken der Autobahn, dann gibt es ordentlich was auf die Ohren.
Gerade auf langen Fahrten könnte das für die Reisenden störend wirken. Ob das auch beim Be- und Entladen des 358 Liter fassenden Kofferraums so ist, hängt von der Agilität des Einladenden ab. Der muss die Transportgüter nämlich in beiden Fällen über eine recht hohe Ladekante bugsieren. Noch etwas anstrengender dürfte es werden, wenn die Rücklehne flach gemacht wurde und die dann entstandenen 1026 Liter bestückt werden. Ansonsten ist der Mazda3 kein Raumwunder, bietet aber ausreichend Platz, so dass man sich in der vorderen Reihe nicht eingespannt, sondern angenehm eingebunden fühlt. Etwas anders ist es in Reihe zwei. Hier stoßen hochgewachsene Menschen schnell an ihre obere Grenze, die durch abfallende Dachlinie verordnet wird. Hinzu kommen recht kleine Seitenfenster, die es vor allem Kindern schwer macht, auf langen Reisen auch mal auf die vorbeiziehende Landschaft zu blicken.
Einfach, schick und vertraut

Der 358 bis 1026 Liter fassende Kofferraum muss über eine recht hohe Ladekante bestückt werden.
(Foto: Holger Preiss)
Letztlich ist der Mazda3 aber bei aller Kritik kein schlechtes Auto. Fahrverhalten, Auslegung und die überwiegend analoge Ausgestaltung haben auch ihre Vorteile. Sie ist vertraut, einfacher zu bedienen und in sich klar. Wer das mag, dem macht Mazda für den 3er momentan sogar ein Sonderangebot. Bis zu 2800 Euro Barankauf-Prämie werden in Aussicht gestellt. Vorausgesetzt ist aber, dass der Interessent 33.190 Euro auf der hohen Kante hat, die dann nämlich immer noch statt der 35.990 Euro fällig werden. Nun mag das viel Geld sein, aber allein der Umstand, dass es in dieser Klasse kaum noch Fahrzeuge mit Allradantrieb gibt, macht den Japaner attraktiv. Wer darauf verzichtet, dem reichen bereits 31.090 Euro.
DATENBLATT | Mazda3 e-Skyactiv X 2.0 M Hybrid AWD |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,46 m/ 1,80 m/ 1,43 m |
Radstand | 2,72 m |
Leergewicht (DIN) | 1473 kg |
Sitzplätze | 5 |
Motor/Hubraum | R4-Benziner mit 1998 ccm Hubraum mit 24-Volt M- Hybrid-System und riemengetriebenen Startergenerator ISG |
Getriebe | Sechsgang Automatikgetriebe mit Allradantrieb und schlupfunabhängiger aktiver Drehmomentverteilung |
Leistung | 186 PS (137 kW) bei 6000 U/min |
Kraftstoffart | Benzin |
Tankinhalt | 48 Liter |
Kofferraum | 358 / 1026 Liter |
Höchstgeschwindigkeit | 214 km/h |
max. Drehmoment | 240 bei 4000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,4 s |
Normverbrauch (kombiniert) WLTP | 6,0 l |
Testverbrauch | 8,2 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch nach NEFZ) | 135 g/km |
Emissionsklasse | EU 6d-ISC-FCM |
Grundpreis | 33.090 Euro |
Preis des Testwagens | 35.990 Euro |
Fazit: Was Assistenzsysteme und die zeitgemäße Größe von digitalen Anzeigeelementen für den Fahrer betrifft, mag der Mazda3 nicht mehr auf der Höhe der Zeit sein. An sich ist er aber ein sehr schicker und mit seinen analogen Beigaben dann auch wieder ein zeitloses Auto. Im Test erfreute er durch seinen kraftvollen Motor, der zugegeben seine Arbeit etwas sehr geräuschvoll verrichtet, aber durchaus sparsam zu fahren ist. Auch das sportliche Fahrwerk und die ebenso eingestellte Lenkung konnten überzeugen. Ob das am Ende reicht, um sich für einen Mazda3 e-Skyactiv X 2.0 M Hybrid AWD zu entscheiden, muss der Interessent am besten bei einer Probefahrt für sich herausfinden.
Quelle: ntv.de