
In seinem neuen Kleid und als GT-Line ist der neue Kia Sportage schon eine sehr sportliche Erscheinug.
(Foto: Holger Preiss)
Einst gehörte der Kia Sportage zu den preiswerten SUV. Die Zeiten sind vorbei, aber die Koreaner haben auch ordentlich in das Fahrzeug investiert. Da ist die neue Optik fast schon Nebensache, denn vor allem erfreut die Verarbeitung und die Technik. Lediglich der Vierzylinder mit E-Unterstützung konnte im Praxistest nicht vollends punkten.
Der Kia Sportage ist in seiner fünften Auflage schon ein schnittiges Kerlchen. Hat er sich doch vollends von den Rundungen und den aufgesetzten Frontscheinwerfern verabschiedet. Der Bursche hat jetzt richtig Schneid. Auch am Heck, wo ein LED-Band messerscharf die Heckklappe teilt. Besonders flott sieht der Koreaner natürlich in der sportlichen Ausstattungslinie GT aus.
Sportlichkeit hat ihren Preis

Mit 48.090 Euro ist der Kia Sportage 1.6 T-GDI AWD 48V GT-Line weit von einem preiswerten Auto entfernt.
(Foto: Holger Preiss)
Allerdings hat die Sportlichkeit ihren Preis. Vor allem dann, wenn man sich auch motorseitig für etwas mehr entscheidet. Zum Beispiel für den Vierzylinder 1.6 T-GDI mit 180 PS, 48-Volt-Bordnetz, Automatikgetriebe und Allradantrieb. Da sind ohne irgendwelche Extras schon mal 45.490 Euro weg. Nun könnte man meinen, die seien in diesem Fall gut investiert, denn neben einer schicken Außenhaut bekommt der Käufer ja auch noch einen potenten Treibsatz mit kraftvollem Elektro-Boost.
Das stimmt zu Teilen. Tatsächlich schiebt der 1,6er mit E-Unterstützung aus dem Stand ordentlich an. Was nicht verwundert, denn die 265 Newtonmeter maximales Drehmoment liegen bereits ab 1500 Kurbelwellenumdrehungen an und werden bis 4500 beibehalten. So dauert es also ziemlich exakt neun Sekunden, bis der 1,8 Tonnen schwer Sportage auf Tempo 100 beschleunigt ist. Wer den Leistungsabruf mit sanftem Nachdruck auf das Gaspedal anfordert, der wird auch dank eines sauber über sieben Stufen schaltenden Doppelkupplungsgetriebes bis Tempo 180 keinen Makel feststellen.

Trotz der 48-Volt-Unterstützung ist der 1.6 T-GDI AWD aus dem Lauf kein spontaner Sprinter.
(Foto: Holger Preiss)
Den gibt es erst, wenn man die im Datenblatt angegebene Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h erreichen möchte, denn der Fahrer muss dafür schon sehr geduldig auf dem Gaspedal verharren. Auch für spontane Leistungsabrufe zum Beispiel beim Überholen auf der Landstraße ist der 1.6 T-GDI nicht wirklich zu haben. Hier dreht der Motor verzweifelt hoch und wartet auf die Unterstützung durch die E-Maschine, die sich aber schon einen Augenblick Zeit lässt, bevor sie eingreift. Das ist einmal mehr blöd, wenn man vergessen hat, den Fahrmodus-Schalter von Eco in Normal oder gar Sport zu bewegen.
Überraschend durstig
Denn bei jedem Neustart ist der Sportage im Energiesparmodus. Was sich allerdings weder fahrtechnisch als wirklich unterhaltsam geschweige denn beim Verbrauch bemerkbar macht. Im Stadtverkehr geht es hier zweistellig zu und auf Autobahnetappen mit einem durchschnittlichen Tempo 130 sind es ebenfalls überraschende 8,5 Liter. Wer hier also sparen möchte, muss schon sehr behutsam ans Werk gehen. Oder auf den Allradantrieb verzichten. Obgleich der natürlich nicht nur für ein stabiles Kurvenverhalten sorgt, sondern mit der "Terrain-Funktion" den gesamten Antriebsstrang für die Szenarien Schnee, Matsch und Sand optimieren kann. Hinzu kommt für den Allradler eine mögliche Anhängelast von bis zu knapp zwei Tonnen.
Allerdings muss man das alles wirklich brauchen oder ganz doll mögen, denn im Vergleich zur Basisversion mit 150 PS und Frontantrieb werden für den Mildhybrid-Benziner mit Automatik und Allrad 10.000 Euro mehr fällig. Weitere 10.000 Euro sind es, wenn der Käufer die höchste Ausstattung GT-Line und ein paar weitere Extras wie zum Beispiel das Panorama-Glasschiebedach ordert. In Summe werden dann locker 50.000 Euro fällig. Und das ist schon verdammt viel Geld für ein recht kompaktes SUV. Das - zugegeben - mit einer wirklich guten Materialauswahl und Verarbeitung im Innenraum überzeugt, obgleich das Übermaß an den Flächen, die mit dem sehr empfindlichen schwarzen Klavierlack überzogen sind, ziemlich übertrieben wirkt.
Schicker Arbeitsplatz
Nicht übertrieben wirkt der Arbeitsplatz des Fahrers, der von einem gewölbten Panoramadisplay dominiert wird, das das volldigitale Kombiinstrument und den Touchscreen beherbergt, über den dann zum Beispiel auch das Navi, das Radio oder das Multimediaprogramm gesteuert werden. Natürlich gibt es auch die Totwinkelkamera, deren Bild jeweils nach Blinkanzeige rechts oder links im Hauptdisplay eingeblendet wird. Und auch sonst sind genau da in ganz individuellen Anzeigen alle relevanten Fahrdaten abzulesen.

Auch die Sportsitze, die im Kia Sportage im Zuge der GT-Line angeboten werden, sind richtig gut.
(Foto: Holger Preiss)
Wirklich gelungen und durchdacht ist aber die "Multi-Mode-Bedienleiste" unterhalb des Touchscreens. Hier gibt es neben zwei Drehreglern eine Reihe von Sensortasten, mit denen per Doppelbelegung zum einen das Infotainmentsystem, zum anderen die Klimaanlage per Fingertipp gesteuert werden kann. Niemand muss sich, und das ist wirklich klasse, stundenlang durch irgendwelche Menüs wühlen. Schick ist auch die Gestaltung der Mittelkonsole. Nicht nur, dass sich die Getränkehalter per Knopfdruck ein- und ausklappen lassen, auch der Gangwahl-Drehschalter - ob man den gut findet, ist Geschmackssache -, der Fahrmodus-Schalter und die induktive 15-Watt-Ladestation für Smartphones sind hier sehr formschön untergebracht
Auch das Platzangebot im 4,52 Meter langen Sportage ist recht großzügig. Wirkliche Platznot dürften hier nur sehr hoch aufgeschossene Menschen bekommen. Der Kofferraum, dessen Heckklappe sich bereits vollautomatisch öffnet, wenn der Schlüsselträger am Heck auftaucht, ist, was seine Platzverhältnisse angeht, sogar ganz weit vorn. Bei aufrechter Rückenlehne im Fond sind es großzügige 562 Liter Stauraum. Wer die Fläche per Fernentriegelung im Kofferraum plan macht, der kann sich auf 1751 Litern mit der Zuladung ausbreiten. Wer zusätzlichen und in gewisser Weise separierten Stauraum sucht, findet ihn im doppelten Ladeboden.
Elektronische Dämpferkontrolle für GT-Line

Der Kofferraum des neuen Kia Sportage ist, was das Ladevolumen betrifft, mit 562 bis 1751 Litern weit über dem Durchschnitt in dieser Klasse.
(Foto: Holger Preiss)
Und wenn wir schon bei den Punkten sind, die überzeugen, soll das auch das Fahrverhalten nicht unerwähnt bleiben. Der neue Sportage profitiert hier von der neuen N3-Plattform, die gerade im Vergleich mit dem Vorgänger für deutlich mehr Stabilität sorgt. Die im Praxistest gefahrene GT-Line hat übrigens serienmäßig eine elektronische Dämpferkontrolle an Bord, die durch ihre kontinuierliche Regelung den Komfort und die Sicherheit steigern soll. Das System reagiert auf Karosseriebewegungen und Lenkbefehle, wobei blitzschnell das Dämpfungsverhalten verändert wird, um Tauch-, Wank- und Nickbewegungen des Fahrzeugs in Kurven entgegenzuwirken. Und tatsächlich führt das dazu, dass mit dem Sportage ein feiner Strich ums Eck gezogen werden kann. Zudem hat Kia die Lenkung optimiert. Das heißt, sie gibt mehr Rückmeldung, ist angenehm direkt, zeigt aber kaum Veränderungen, wenn man in den Sport-Modus schaltet.
Natürlich verfügt der Sportage auch über das ihm dem Zeitgeist entsprechend zustehende Arsenal an Assistenten, die für mehr Sicherheit sorgen sollen. Wenn dann aber der Spurhalteassistent, der immer nach Betätigen des Startknopfes aktiv ist, im Stadtverkehr nahezu gewalttätig einen Richtungswechsel einleitet, fragt man sich schon, warum das System nicht wenigstens im urbanen Raum in den Ruhemodus geschickt wird. Ohne Ärger zu bereiten, funktionierten hingegen der Autobahnassistent, der den Sportage mit eingestellter Geschwindigkeit mittig in der Fahrspur hält, oder die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stop-and-go-Funktion, die inzwischen navigationsbasiert arbeitet und so auch im Vorfeld die Geschwindigkeit an kommende Kurven anpassen kann.
DATENBLATT | Kia Sportage 1.6 T-GDI AWD 48V |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,52 / 1,87 / 1,65 m |
Radstand | 2,68 m |
Leergewicht (DIN) | 1800 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 562 / 1751 Liter |
Motor | 1,6-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung |
Getriebe | 7-Gang-Automatik |
Systemleistung Verbrennungs- und E-Motor | 180 PS (132 kW) |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Allradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 201 km/h |
Tankvolumen | 54 Liter |
max. Drehmoment (Systemleistung) | 265 Nm / 1500-4500 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,0 Sekunden |
Normverbrauch (kombiniert) | 6,0 Liter (WLTP) |
Testverbrauch (kombiniert) | 8,5 Liter |
CO₂-Emission kombiniert | 137 g/km /EU6 |
Grundpreis | 37.990 Euro |
Preis des Testwagens | 48.090 Euro |
Fazit: Der Kia Sportage hat sich aus der Riege der preiswerten SUV verabschiedet. Dafür sieht er jetzt aber auch deutlich besser aus und hat wesentlich mehr zu bieten. Allein der wirklich gut verarbeitete Innenraum, die digitalisierten Instrumente und das Fahrwerk sind ihr Geld wert. Ob man sich für den Mildhybrid in Form des 1.6 T-GDI entscheidet, muss jeder selbst entscheiden. Ein Sparmeister ist das Triebwerk jedenfalls nicht.
Quelle: ntv.de