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"VEB Opel - nein danke!" General Motors in der Krise

Der schwer angeschlagene US-Autobauer General Motors kämpft ums Überleben und prüft Medienberichten zufolge die Schließung von mindestens drei europäischen Werken der Tochter Opel. Auch deutsche Standorte könnten betroffen sein. Die Presse diskutiert ein mögliches staatliches Eingreifen zur Erhaltung der Fabriken.
 
"Soll Opel gegen die Wand gefahren werden?" fragt die Ostsee-Zeitung (Rostock). Tausende von Arbeitsplätzen stünden auf dem Spiel. "Wer in der deutschen Bundes- und Landespolitik könnte das verantworten? Niemand. Und deshalb kursieren bereits Rettungsszenarios, in deren Mittelpunkt - wie so häufig in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise - der Staat steht." Das Blatt ist sich sicher: "Eine staatliche, vorübergehende Beteiligung wäre im Vergleich zum Aus für Opel trotz ordnungspolitischer Bedenken sicher das geringere Übel."
 
"Opel am Ende, Mercedes schlingert. Und wieder rufen alle nach dem Staat. VEB Opel! Doch kann der Staat wirklich besser Autos verkaufen als die jetzigen Manager? Wohl kaum", meint hingegen der Berliner Kurier und erinnert: "Bei Opel straft der Verbraucher die Autopalette nicht erst seit der Finanzkrise ab. Ernsthaft gefragt: Darf der Staat eigentlich mit Steuergeldern Unternehmen am Leben erhalten, die ihre Produkte nicht verkaufen können?" Der Kommentator der Zeitung sieht darin keine soziale Politik. Sozialer wäre es, "die Umstellung auf neue Produkte zu fördern. VEB Opel - nein danke!"
 
Die Übernahme der deutschen Opel-Werke durch den Staat wäre "ein Sündenfall" und die Westfälischen Nachrichten raten selbst von "einer vorübergehenden Beteiligung" dringend ab. Denn "während der Finanzsektor die Funktionsfähigkeit einer Volkswirtschaft garantiert, hat der Automobilbau keine staatstragende Aufgabe. Sollten sich einzelne Bundesländer oder die Bundesregierung hier engagieren, würden umgehend andere Branchen nach Hilfe rufen. Speditionen und die chemische Industrie könnten dann beispielsweise öffentliches Geld verlangen, weil sie derzeit von der Wirtschaftskrise besonders arg gebeutelt sind."
 
Als "nicht allzu realistisch" beurteilt auch die Heilbronner Stimme einen Staateinstieg. "Zum einen ist Opel eine GmbH und keine Aktiengesellschaft. Anteile können also nicht über die Börse gekauft werden, sondern nur von der Mutter GM. Die ist aber auf die Technologie von Opel angewiesen. Die deutsche Tochter hat es geschafft, sich selbst aus der Krise zu befreien. Die Produkte stimmen, und die einstigen Qualitätsdefizite sind längst beseitigt." Das Blatt sieht eine Option für den Autohersteller: "Opel könnte die Plattformen für verbrauchsarme Mittelklasse-Fahrzeuge in den USA stellen. Die werden dort gebraucht."
 
Zusammengestellt von Katja Sembritzki

Quelle: ntv.de

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