"Massekredit" Hauptsache am Laufen bleiben
29.06.2009, 07:57 UhrFast alle insolventen Unternehmen brauchen einen sogenannten Massekredit, um über die kritische erste Phase der Zahlungsunfähigkeit zu kommen.
Mit dem Kredit hält der Insolvenzverwalter das Geschäft - oder die sanierungsfähigen Teile davon - in den ersten Wochen und Monaten der Insolvenz am Laufen. Er muss innerhalb weniger Tage nach dem Insolvenzantrag zur Verfügung stehen, damit die Liefer- und Produktionskette nicht ins Stocken gerät.
Der Massekredit kommt normalerweise von einer oder mehreren Banken, häufig von den Hausbanken oder den Kreditgläubigern. Sie haben meist ein Interesse daran, dass der Betrieb weiterläuft, weil sie so auf eine höhere Insolvenzquote hoffen können als bei einem Zusammenbruch des Geschäfts. Der Massekredit wird aus der Insolvenzmasse vorrangig vor allen anderen Forderungen bedient, also als erstes zurückgezahlt. Als Sicherheit dient den Banken das Betriebsvermögen oder Teile davon. Der Massekredit kann auch von Kunden oder Lieferanten kommen. So haben Autohersteller ein eigenes Interesse daran, dass ein insolventer Zulieferer weiter produzieren kann.
Im Fall des Handelskonzerns Arcandor könnte auch eine Bürgschaft des Bundes oder der Länder vonnöten sein, um den Massekredit abzusichern. Dagegen sprechen allerdings die langen staatlichen Entscheidungswege.
Für die Löhne braucht der Insolvenzverwalter den Massekredit nicht. Diese muss er zwar bis zur offiziellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens ebenfalls vorfinanzieren, garantiert werden sie aber von der Bundesagentur für Arbeit, die drei Monate lang das Insolvenzgeld zahlt.
Quelle: ntv.de, rts