Gefährlich wie ein Tsunami? Monoliner in Schwierigkeiten
07.02.2008, 16:47 UhrDeutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht durch die Schwierigkeiten der US-Kreditversicherer neue Belastungen auf die Finanzbranche zukommen. Die derzeitigen Probleme bei den Anleihenversicherern könnten für die Finanzmärkte zu einem "Tsunami" vergleichbar mit der Subprime-Krise werden. 
Nach den Banken geraten nun also die Anleiheversicherer in den Strudel der Finanzkrise. Deren Zahl ist zwar klein, dennoch spielen sie eine gewichtige Rolle. Die vielfach börsennotierten Bondversicherer sitzen fast ausschließlich in den USA, ihre Tätigkeit hat aber weltweit Auswirkungen. Die auch Monoliner genannten Unternehmen versichern Anleihen im Volumen von rund 2,5 Billionen Dollar, darunter gut 60 Prozent Bonds von US-Kommunen. Der Name Monoliner rührt von der Spezialisierung dieser Firmen auf die Übernahme von Finanzrisiken her.
Geld verdienen die Monoliner mit ihrer Kreditwürdigkeit, deshalb sind die Ratings von so entscheidender Bedeutung - ihr Geschäftsmodell basiert einzig und allein auf deren Top-Bonitätsbewertungen "AAA". Diese "verleihen" sie gegen eine Gebühr an die Bond-Emittenten. Monoliner übernehmen dafür die Garantie für die Zins- und Rückzahlungen von Anleihen. 
Für die Emittenten hat das einen entscheidenden Vorteil: US-Kommunen können sich billiger Geld am Kapitalmarkt beschaffen - je höher die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung, je geringer die Zinsen. Finanzinstitute profitieren auf eine andere Art und Weise. Je riskanter ein Geschäft, umso mehr Kapital müssen sie zur Absicherung vorhalten. Deshalb sind sie daran interessiert, dass top-bewertete Monoliner die Risiken übernehmen. Denn das entlastet ihre Kapitalbasis.
 
Seit einigen Wochen sind aber zahlreiche Anleiheversicherer wie die Branchengrößen MBIA oder Ambac Financial ins Visier von Ratingagenturen geraten. Denn die Monoliner haben verstärkt Garantien auch für komplexe Schuldverschreibungen übernommen, die oft mit Ramschhypotheken besichert waren. Der Grund ihrer Probleme sind also nicht die versicherten kommunalen Anleihen, sondern das Engagement in Subprime-Papiere. Diese haben wegen der Krise an den Kreditmärkten seit Monaten massiv an Wert verloren. Die Garantie für diese Produkte beschert den Monolinern nicht nur schwere Verluste, sondern greift auch deren Kapitaldecke an. 
Die Folgen sind fatal: Anleiheversicherer wie Ambac, die keine Kapitalerhöhung hinbekommen, haben ihre Top-Ratings bereits verloren. Damit drohen auch den versicherten Anleihen Herabstufungen und in der Folge massive Wertverluste. Eine Ausweitung der Krise wäre damit Experten zufolge unweigerlich. US-Kommunen müssen bei einer Herabstufung der Monoliner nämlich höhere Zinsen zahlen, wenn sie Kredite aufnehmen - mit drastischen Folgen für die schwächelnde US-Konjunktur. Auch den Finanzinstituten droht Ungemach, sollten die Monoliner herabgestuft werden. Die von ihnen versicherten Risiken hätten in diesem Falle keine Top-Bewertung mehr. Das bedeutet für die Finanzinstitute zweierlei: Zum einen müssten sie wegen des höheren Ausfall-Risikos ihre Kapitalbasis vergrößern, zum anderen drohen Verluste.
Quelle: ntv.de