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Markus Zschaber, V.M.Z. US-Dollar in der Falle

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Der zweite Weltkrieg und die schädlichen Auswirkungen, die hieraus auf die Weltwirtschaft resultierten, sorgten dafür, dass die internationalen Währungsmärkte exorbitanten Schwankungen ausgesetzt waren. Die Zeit des US-Dollar als Leitwährung für Transaktionen an den Handels- und Gütermärkten sowie als Reservewährung war gekommen. Nach Beendigung des sogenannten "Bretton-Woods-Systems", welches mit festen Wechselkursen einherging, konnte seit mittlerweile über dreißig Jahren ein Phänomen der Abwertung des US-Dollars gegenüber anderen etablierten Währungen erkannt werden. Die Schwankungsintensität der Währung in diesem Zeitraum war sehr hoch. Nichtsdestotrotz kann mit Blick auf den Verlauf der Wechselkurse ein eindeutiger Trend zur Dollarschwäche erkannt werden. Als Ökonom bin ich mir absolut sicher, dass dies einer bewussten zielgerichteten Entschuldungspolitk der USA nachkommt, denn die USA investieren ihre eigenen Anlagen in ausländischer Währung, währenddessen sie sich in eigener Währung verschuldet. Daraus resultiert ein Automatismus, dass die eigene Währung geschwächt wird, während die anderen ausländischen Währungen gestärkt werden. Vor allem diese bewussten Interventionen durch die US-Regierungen der vergangenen vierzig Jahre sorgten nach meiner Auffassung für die massive Abwertung des US-Dollar.

Dies ist der Hintergrund, warum in erster Linie China, der größte Gläubiger der USA, mit einem Anlagekapital von über 800 Mrd. US-Dollar in amerikanischen Staatsanleihen, international eine Abkehr vom US-Dollar als Leitwährung andiskutiert. Denn aufgrund der Tatsache, dass der US-Dollar nach wie vor bewusst abgewertet wird, reduziert sich das chinesische US-Dollarvermögen in heimischer Währung. Dennoch steht nach meiner Auffassung fest, dass sowohl aktuell als auch in der kommenden Dekade keine Alternative zum US-Dollar besteht, so dass sich China gewissermaßen in einem ökonomischen Dilemma befindet. Die besagten Aussagen hochrangiger chinesischer Politiker, dass der US-Dollar langfristig durch einen Währungskorb als Leitwährung abgelöst werden muss, sorgten bereits dafür, dass der US-Dollar sich weiterhin abschwächte. Dies belastete wiederum die Währungsreserven, umgerechnet in heimischer Währung, stark. Die Strategie der Chinesen ist sicherlich richtig, wenn sukzessive eine Diversifikation in Bezug auf ausländische Anlagen umgesetzt wird. Sie sollten diese Vorgehensweise aber nicht direkt in die ganze Welt hinaus rufen, denn dann ist die direkte Konsequenz hieraus, dass die Verringerung der eigenen Reserven in heimischer Währung intensiviert wird.

Hohe Vermögensverluste

Problematisch für die ökonomische Konsistenz des US-Dollars ist zudem die oftmals eher mittel- bis langfristige Bindung der Direktanlagen bzw. des Kapitalstocks von amerikanischen Investorengruppen, zum Beispiel in Unternehmensbeteiligungen, welche durch die beiden schweren Krisen in den vergangenen zehn Jahren massiven Vermögensverlusten ausgesetzt waren. Laut Schätzungen verschiedener staatlicher Institutionen in den USA belaufen sich alleine diese Vermögensverluste auf über 1000 Milliarden US–Dollar. Betrachtet man jetzt im Gegenzug die US–amerikanischen Gesamtschulden, welche derzeit bei ca. 350 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen, besteht bereits seit vielen Jahren ein hohes Defizit zwischen Schulden und Vermögen. Aufgrund der Tatsache, dass in dieser Krise milliardenschwere Konjunkturpakete und milliardenschwere Stützungspakete für die US–Banken erforderlich waren, um das System vor einem Kollaps zu schützen, hat sich das besagte Defizit nochmals markant ausgeweitet. Die Zahlungsverpflichtungen der USA sind massiv angestiegen und werden die Währung zusätzlich nachhaltig belasten, denn für mich steht fest, dass sich die USA bereits seit vielen Jahren in einer zyklisierten Verschuldungskrise befinden und durch die aktuelle Weltwirtschaftskrise diese Entwicklung ein bedrohliches Ausmaß annimmt.

Unter dem Strich steht für mich fest, dass neben der extrem expansiven Geldpolitik der US-Notenbank, der hohen Staatsverschuldung sowie der Diskussionen über die Rolle des Dollar als Weltreservewährung der sogenannte "Carry-Trade-Faktor" den US-Dollar nachhaltig belastet. Die Thematik des Carry – Trading ist meiner Ansicht nach kurzfristig sogar der größte Belastungsfaktor. Carry-Trader sind Investoren, die sich am Geldmarkt mit einer niedrig verzinsten Währung verschulden, wie zum Beispiel in den USA, um ein Geldmarktinvestment in einer hoch verzinsten Währung wie etwa den Emerging Markets zu finanzieren. Das führt dazu, dass der Wert der Währung, in der sich die Investoren verschulden, sinkt. Im Gegenzug werten jene Währungen auf, in welche die Darlehen fließen. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren waren vor allem der japanische Yen und der Schweizer Franken klassische Finanzierungsquellen für Carry Trader, was sich jedoch durch die immense Intensität der Weltwirtschaftskrise geändert hat. Aufgrund der Nullzinspolitik der US – Notenbank ist der US-Dollar die Hauptrefinanzierungswährung geworden. Das wiederum sorgte dafür, dass sich in den vergangenen Wochen und Monaten eine Spirale in Gang setzte, die so aussah, dass Anleger nun weniger in Aktien und Staatsanleihen investieren, die in der US-Währung notieren, da der Dollar als sicherer Hafen zunehmend uninteressanter geworden ist.

Mitte 2008 konnte noch ein Zufluss an Neukapital von monatlich 100 Milliarden in Dollarpapiere gemessen werden, zuletzt waren es nur noch ca. 20 Milliarden. Reduziert man das Kaufvolumen um die Staatsanleihen, wurde zuletzt sogar mehr Geld aus Dollarwertpapieren abgezogen als neu investiert. Das wiederum sorgt dafür, dass der US – Dollar zusätzlich belastet wird und noch weniger US-Dollar-Anlagen stattfinden. Dieser Trend scheint auch in naher Zukunft ungebrochen, denn erst dann, wenn die US – Notenbank beginnt das Zinsgefüge zu straffen, wird sich diese Spirale etwas entschärfen können.

Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.

Quelle: ntv.de

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