Der Tag Einmal die 100, bitte: China-Restaurants seit 1923 in Deutschland
04.01.2023, 07:24 UhrVor 100 Jahren soll das erste Chinarestaurant Deutschlands eröffnet worden sein. Das Jahr 1923 gilt bis heute als Schicksalsjahr der jungen Weimarer Republik. Wirtschaft am Boden, Staat pleite. Die angeworfene Notenpresse ließ die Inflation explodieren. Ein Brötchen beim Bäcker kostete bis zu 25 Milliarden Mark. Doch es passierte in jenem Jahr natürlich nicht nur Katastrophales, sondern auch Kulinarisches: 1923 eröffnete das erste chinesische Restaurant in Berlin in der Kantstraße 130b. So schreibt es zumindest die Bundeszentrale für politische Bildung. "Es wurde vom ehemaligen Koch der Gesandtschaft betrieben und hieß 'Tientsin'." 'Tientsin' ist eine frühere Bezeichnung für die nordchinesische Stadt und Provinz Tianjin.
Heute steht an der Kantstraße 130b/Ecke Leibnitzstraße ein eher unscheinbares Haus mit Brillenladen und Apotheke im Erdgeschoss. Laut Bundeszentrale kamen erste Chinesen Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin und studierten zum Beispiel an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Am nahen Kurfürstendamm befand sich damals auch die chinesische Botschaft. In den 20ern habe der seit 1902 bestehende Verein chinesischer Studenten sein Büro in der Kantstraße 118 gehabt. Bis heute gilt die Kantstraße als Asia- oder Chinatown der deutschen Hauptstadt, wenn auch keineswegs vergleichbar mit amerikanischen Vierteln etwa in San Francisco oder New York.
In den 20ern war ein Lokal mit außereuropäischer Küche absolut ungewöhnlich, das 'Tientsin' war wohl das erste Chinarestaurant in Deutschland, das sich auch an die deutsche Bevölkerung richtete und zum Beispiel junge Intellektuelle und Bohemians anzog.
Quelle: ntv.de