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Walter Blumtritt Aktien: Immer weiter, immer höher?

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Viele Gründe scheinen für einen weiteren Anstieg der Aktienmärkte zu sprechen: die lockere Geldpolitik der Notenbanken, der Anlagenotstand angesichts niedriger Zinsen sowie hervorragende Gewinnerwartungen der Unternehmen. Doch bei genauerer Betrachtung erkennt man einige Risse – selbst ein Einbruch bei Aktien ist nicht auszuschließen.

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Nehmen wir die Gewinnschätzungen der Analysten. Diese kletterten bereits in der Vergangenheit immer wieder nach oben – bis es aus nicht zu erwartenden Gründen zu einer Umkehr der optimistischen Stimmung kam. Leider hatten die Aktienkurse bis zu dieser Erkenntnis längst reagiert, was oft mit erheblichen Einbrüchen einherging.

Gewinnspannen durch Liquidität aufgebläht

Bedenkt man, dass die Gewinnspanne im Verhältnis zum Umsatz bei den Unternehmen seit Jahrzehnten nicht so hoch war wie heute, könnte eine Stimmungsumkehr der Analystenschar deutliche Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben. Hinzu kommt, dass die Unternehmensgewinne weltweit wesentlich niedriger wären, wenn die Notenbanken die Märkte nicht mit Unsummen von Geld geflutet hätten. Die heutigen Gewinnniveaus dürften also künstlich überbewertet sein.

Auch von der Zinsfront droht Ungemach. So steigen die langfristigen Zinsen bereits seit Monaten, wie die Rentenmärkte zeigen. So erhöhte sich die Umlaufrendite vom Tief im Sommer vergangenen Jahres um etwa 150 Basispunkte – und dieser Trend dürfte weitergehen, was für Aktien bald ein Problem darstellen sollte. Auch die EZB hat inzwischen an der kurzfristigen Zinsschraube gedreht. Einige weitere solcher kleinen Zinsschritte sollten genügen, um dem DAX einen Stoß zu versetzen.

Zinserhöhungen könnten Optimismus dämpfen

Hinzu kommt ein unglaublich hoher Optimismus, der von der massiv zur Verfügung gestellten Liquidität der Notenbanken genährt wird. Dieser Optimismus hat nicht nur zu hohen Aktienkursen geführt, sondern macht die Märkte auch anfälliger für Schocks. Und je später die Aktienmärkte korrigieren, desto beeindruckender wird es sein. Auslöser für eine Korrektur können völlig unkalkulierbare Schocks sein. So wurde der 1000-Punkte-Absturz im Februar/März im Wesentlichen den schrecklichen Ereignissen in Japan zugeschrieben.

Übrigens: Aus charttechnischer Sicht befinden sich die Aktienmärkte in vergleichbaren Topbildungen wie in den Jahren um 2000 und 2007. Was danach folgte, dürfte hinlänglich bekannt sein. Auch damals soll das fundamentale Umfeld nach Analystenmeinung hervorragend gewesen sein. Die größte Unsicherheit dabei ist, dass sich dieser Prozess ziemlich lange hinziehen kann.

„Risiken minimieren“ heißt die Devise

Ein verantwortungsvoller Vermögensverwalter wird daher versuchen, sich rechtzeitig vorher so zu positionieren, dass seinen Mandanten eine Marktentwicklung wie im Jahr 2008 möglichst erspart wird. Selbst eine beeindruckende Dividendenrendite von aktuell acht Prozent würde vor einem Kureinbruch von 50 Prozent sehr schnell an Attraktivität verlieren. Gut möglich also, dass der Spruch „Sell in May and go away“ diesmal keine schlechte Empfehlung ist.

Walter Blumtritt ist Portfoliomanager der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

 

Quelle: ntv.de

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