Wolfgang Weber, Taurus Investors Alarmstufe Gelb für Goldminenaktien
26.03.2010, 10:50 UhrNach wie vor beißen sich die Edelmetalle Gold und Silber an ihren technischen Widerstandsmarken fest. Erneut schaffte es das gelbe Metall nicht, die 1.150- und 1.200-US Dollar – Marke pro Unze zu knacken. Stattdessen wird derzeit um die 1.100er – Marke gerungen. Solange der Handelskanal zwischen 1.070 und 1.150 US-Dollar nicht in die eine oder andere Richtung nachhaltig durchbrochen wird, ist auch nicht mit einer Richtungsentscheidung zu rechnen. Die viel beachtete 200-Tage-Linie (gleitender Durchschnitt) verläuft bei Gold momentan bei 1.045 US Dollar und ist technisch gesehen schon die letzte Bastion vor der "Psycho-Marke" 1.000 US Dollar, die eigentlich keinerlei Unterstützungsniveau darstellt, sondern eher bei einem Durchbruch nach unten den Goldkurs blitzschnell auf die erste nennenswerte Unterstützung bei 940 US Dollar die Unze knallen lassen könnte. Die Formel "Weltfinanzkrise plus Staatsbankrotte plus Kernschmelze in der Weltleitwährung ist gleich explodierender Goldpreis im Quadrat" ist auch ein bisschen trivial. Denn dann müsste der Goldkurs bereits heute bei 2.000 bis 3.000 US Dollar stehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ähnlich wie in 2008 erst einmal deutlich zurück kommende Rohstoffmärkte sehen werden, bevor die übergeordnete, intakte Hausse wieder aufgenommen wird und der Goldkurs dann sehr dynamisch die Marken 1.200 bis 1.500 US Dollar und mehr die Unze nehmen wird.
Die großen Händler in den Golfstaaten, der Türkei und insbesondere in Mumbai und Hongkong stehen geduldig bereit, eine Verkaufswelle in Gold bei folgenden Kursen mit offenen Armen und dankbar in US Dollar zahlend zu kaufen: 1040, 1.020, 970, 940 und vielleicht sogar noch einmal bei 860 US Dollar die Unze. Das Chancen-Risiko-Verhältnis derzeit größere Goldinvestments nochmals und möglicherweise letztmalig vor dem nächsten Hausse – Schub zu tieferen Kursen zu tätigen ist außerordentlich günstig. Das mittel- bis langfristig physischer Gold- und Silberbesitz eine sehr sinnvolle Strategie zur Vermeidung drastischer Verluste noch verbliebener Vermögenswerte für jeden vorausschauenden Investor und erst recht auch für "Otto Normalverbraucher" sind, braucht an dieser Stelle nicht mehr extra erwähnt werden. Welcher Währung kann man noch bedenkenlos seine Zukunft anvertrauen?
Pleitewelle

Wolfgang Weber
Das fundamentale Umfeld für den größten Goldverbraucher (der Schmuckindustrie) hat sich 2010 nicht wesentlich geändert. Die Schmuckbranche sieht zwar etwas positiver in die nahe Zukunft als die letzten Monate, aber hier löst die Lepra auch nur die Pest ab. Die Goldmärkte in Dubai und Abu Dhabi zum Beispiel erleben eine beispiellose Pleitewelle (welche offiziell totgeschwiegen wird) und die großen Juweliere leben derzeit nur aus der Substanz. Die Touristen fragen zwar gerne nach den Preisen, aber kaufen mal lieber nichts. Emirates Gold als Raffinerie in Dubai am Puls der lokalen Schmuckhändler bekommt zahlreich Schmuckgold zum einschmelzen, aber es geht kaum mehr an die Juweliere zurück. Das Material verlässt die Raffinerie in Richtung Indien und China in Form von Granulat oder Investmentbarren. Das physische Investment-Geschäft läuft bei Gold nach wie vor gut bis sehr gut. Insbesondere die kleinen Gold – Einheiten 31,10 Gramm bis 100 Gramm laufen weltweit wie "geschnitten Brot", wenngleich es aber keinerlei Lieferprobleme bei diesen Investment-Sorten mehr im Gegensatz zu 2008 und teilweise auch wie in 2009 gibt.
Bei Silber ist das schon bedenklicher. Gerade die 1 Unze (31,10348 Gramm) oder die 1.000 Gramm Investment-Münzen sind nur mit Lieferzeiten zu beschaffen und die Aufschläge bei den seriösen Händlern liegen auch schon bei 10 bis 20 Prozent (plus 7 Prozent Mehrwertsteuer) zum Marktpreis von Silber. Nur der große 31,10-Kilo-Investment–Barren ist vom Kleinanleger noch zu erträglichen 5 bis 10 Prozent Aufschlag (plus 19 Prozent Steuer) zu haben.
Schnell ausgehebelt
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass für Anleger, welche aktuell in Goldminenaktien investiert haben, um mit einem entsprechenden Hebel am Goldpreisanstieg zu partizipieren, das Risiko bei (auch nur temporär) fallenden Goldnotierungen exorbitant steigt! Hier sollte unbedingt der HUI Gold Bugs Index beobachtet werden, respektive dessen Unterstützungsmarken von 412, 400 und 380, und konsequent ausgestiegen werden, wenn diese Marken durchbrochen werden oder der Kassa-Markt oben erwähnten Goldkurse bei 1.040 und 1.020 durchbrochen hat. Zum Wiedereinstieg bleibt in jedem Falle genügend Zeit.
Ebenso sollten die Edelmetalle Platin und Palladium, falls noch nicht geschehen, nun mit wahrscheinlich hohen Gewinnen seit unseren Markteinschätzungen Anfang 2009 verkauft werden.
Quelle: ntv.de