Moody's macht schlechte Laune Dax-Future im Minus
15.06.2010, 08:40 UhrEine Abstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch Moody's dürfte dem deutschen Aktienmarkt zunächst ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. "Der Dax dürfte nach den schwachen Vorlagen der Wall Street im frühen Geschäft unter Druck geraten, sich dann aber schnell stabilisieren", glaubt ein Marktteilnehmer.
Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den Dax lag am Morgen um kurz nach 8.00 Uhr bei 6.088 Punkten und damit um 0,61 Prozent unter dem Xetra-Schluss vom Montag.
Die wichtigsten US-Indizes hatten am Vortag über lange Strecken deutlich zugelegt, bevor die Senkung der Bonität Griechenlands die Schuldenkrise in der Eurozone wieder in den Vordergrund rückte. Der Dow Jones Industrial ging mit einem Abschlag von 0,20 Prozent aus dem Handel, nachdem er zwischenzeitlich schon mit 1,15 Prozent im Plus gelegen hatte. Der Future auf den US-Leitindex verlor seit dem Xetra-Schluss vom Montag 0,8 Prozent. In Tokio schloss der Handel nahezu unverändert. Im Tagesverlauf warten Börsianer auf neue Impulse von Seiten der Konjunkturdaten: Aus Deutschland steht am Morgen der ZEW-Index an, gefolgt von US-Daten am Nachmittag.
Die Abstufung Griechenlands durch Moody´s vom Vorabend auf "Ramsch-Anleihen-Niveau" sei keine Überraschung: "Mit der Abstufung Griechenlands ist Moody´s lediglich S&P gefolgt", sagte ein Händler. "Die Wall Street ist eher an der 200-Tage-Linie bei 1.105 hängen geblieben als von Griechenland gedrückt worden", so ein weiterer Händler. Sollte die Wall Street im Verlauf am Dienstag nach oben drehen, könnte auch der Dax schon wieder nach oben angreifen, heißt es am Markt. Impulse könnten vom Empire State Manufacturing, der etwas höher erwartet wird, ausgehen. Der NAHB-Stimmungsindex der Bauunternehmen wird unverändert erwartet bei 22.
Die Aktien von Heidelberger Druck tendierten bei Lang & Schwarz vorbörslich schwach. Der angeschlagene Druckmaschinen-Hersteller will mit einer Kapitalerhöhung 420 Mio. Euro einsammeln, um seine Schulden abzubauen und zugleich seine Eigenkapitalstruktur zu verbessern. Das Vorhaben soll auf der Hauptversammlung am 29. Juli abgesegnet werden, findet aber bereits Unterstützung durch die Großaktionäre Allianz und RWE. Händler verwiesen allerdings darauf, dass der Kapitalbedarf längst bekannt sei. Gleichzeitig wurden endgültige Zahlen vorgelegt und der im April getroffene Ausblick bestätigt, worin der Börsianer keine Überraschung sah.
Aktien der Deutschen Post waren vorbörslich leicht im Minus, obwohl Finanzvorstand Lawrence Rosen in einem Medienbericht sagte, dass das Expressgeschäft des Logistikkonzerns in den USA gut laufe. "Die Aktie hat in der Vergangenheit sehr sensibel auf Neuigkeiten zum US-Geschäft reagiert", sagte der Börsianer und rechnete mit tendenziell freundlichen Kursen. Schon am Vortag hatten Sparpläne für Kursgewinne gesorgt. Vorbörslich bester Wert im Dax waren die Papiere von ThyssenKrupp. Der Stahlkonzern wurde von der Citigroup auf "Buy" hochgestuft. Salzgitter war im Sog dessen ebenfalls leicht im Plus.
Infineon-Papiere waren bei L&S unverändert. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge wurde JPMorgan mit der Sondierung einer Trennung von der Handychip-Sparte beauftragt. Die Investmentbanker sollen alle strategischen Möglichkeiten für die Sparte bis hin zu einem Verkauf analysieren, wie die Zeitung aus Unternehmens- und Finanzkreisen erfuhr. "Das dürfte die Fantasie der Anleger wieder anheizen", sagte ein Börsianer.
Continental verloren vorbörslich etwa ein Prozent. Das "Handelsblatt" schreibt, statt bis zu zwei Mrd. Euro könnte Conti bis zu vier Mrd Euro über die Ausgabe von Anleihen einsammeln. "Anleger könnten in den Depots Aktien verkaufen und so Platz für die Bonds schaffen", meint ein Marktteilnehmer dazu.
Sky Deutschland legten vorbörslich zu. Händler verwiesen auf Medienbericht, wonach der Medienmogul Rupert Murdoch den britischen Satellitensender British Sky Broadcasting komplett übernehmen will. Die Briten hätten das Angebot ihres größten Einzelaktionärs allerdings zurückgewiesen, zitierten die Händler den Bericht. Ein Börsianer hob hervor, dass die Nachricht an sich bereits seit März kursierte. Für den deutschen Sender könnte dennoch neue Fantasie entfacht werden, sagte der Börsianer.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/dpa-AFX