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Reaktionen auf das Paris-Treffen Dax im Minus erwartet

Nach dem Pariser Treffen zwischen der deutschen Bundeskanzlerin und dem französischen Staatspräsidenten steuert der deutsche Aktienmarkt auf einen schwachen Handelsauftakt zu. Die Vorschläge von Merkel und Sarkozy zur Etablierung einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung gelten als spektakulär, aber wenig konkret. Negative Vorgaben aus New York und Tokio tun ein Übriges.

Enttäuschung über den Ausgang des deutsch-französischen Gipfeltreffens dürfte die europäischen Börsen nach Einschätzung von Beobachtern zum Auftakt am Mittwoch belasten. Der Dax wurde mit einem Abschlag von 0,5 bis 0,9 Prozent erwartet, nachdem er am Vorabend mit 5994 Punkten 0,5 Prozent im Minus geschlossen hatte.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Es gibt zwar langfristige Lösungsvorschläge, aber kurzfristig ist das Merkel-Sarkozy-Treffen eine Enttäuschung", erklärte ein Börsianer. Marktteilnehmer hatten vor allem in Bezug auf die Einführung gemeinsamer Staatsanleihen für die Eurozone ihre Erwartungen im Vorfeld der Pariser Beratungen sehr hoch angesetzt.

Mit sehr schwachen Kursen rechneten Händler am Mittwoch bei den Titeln der Deutschen Börse. Die überraschende Ankündigung einer Finanztransaktionssteuer dürfte dem Börsenbetreiber kräftig zusetzen, hieß es. Die Nyse Euronext war im US-Handel am Vorabend daraufhin um 8,5 Prozent eingebrochen. "Während das dem normalen Fondsmanager ziemlich egal sein kann, ist es ein Schlag gegen die Algo-Trader", erklärte ein Händler. Deren hochfrequentes Geschäft mit ständigem Lavieren um die Geld-Brief-Spannen sei nur bei marginalen Spesen lukrativ.

"Je nach Höhe der Steuer könnte es zu einem Einbruch im Computer-Handel kommen", meinte ein anderer Händler. Da bei der Deutsche Börse mittlerweile ein Volumen-Anteil von über 40 Prozent durch Computer-Händler vermutet werde, könne die Steuer zu einem massiven Umsatzeinbruch bei den Orderspesen führen. "Genau das hat der Markt gestern schon bei der Nyse eingepreist", so der Händler. Zu einer akzeptablen Höhe der Steuer wurden im Handel verschiedene Zahlen genannt. Ein Bereich von 10 bis 15 Basispunkten dürfte langfristigen Investoren wie Vermögensververwaltern und Fonds egal sein. Steuern über 25 Basispunkten wurden jedoch auch von Eigenhändlern im Kassahandel als geschäftsschädigend genannt.

Mit einer kaum veränderten Tendenz zeigte sich der Euro gegenüber dem Dollar am Morgen zu Beginn des europäisch geprägten Handels. Es herrsche leichte Enttäuschung über die Aussagen von Sarkozy und Merkel am Vorabend. "Das Treffen hat keine klaren Lösungen aufgezeigt", meinte ein Teilnehmer. Dies dürfte zu verstärkten Abgaben beim Euro führen.

Mit Blick auf die Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten blieben die Beobachter ebenfalls skeptisch. "Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Ankündigungen von Merkel und Sarkozy lassen nicht darauf schließen, dass die Erwartungen hoch gesteckt waren", sagte ein Händler. Die Kurse an Wall Street hätten im späten Handel nur leicht nachgegeben. Ebenso der Euro, welcher zum Dollar aktuell aber mit 1,44 Dollar bereits wieder auf dem Niveau handele, auf dem er vor den Aussagen der beiden Regierungschefs gelegen war.

"Gegen eine Schuldenbremse in allen Euro-Mitgliedstaaten dürfte es in etlichen Ländern massiven Widerstand geben. Die rechtlichen Grundlagen für eine Wirtschaftsregierung und deren Kompetenzen sind fragwürdig", meinte ein anderer Händler. Vor allem aber drängten die Schuldenprobleme zu schnelleren Lösungen. "Wann eine Wirtschaftsregierung Beschlüsse fasst, steht in den Sternen", meinte der Händler. Sollten die Finanzmärkte in eine weitere Abwärtsrunde übergehen, dürfte das Thema Eurobonds rasch wieder auf die Agenda rücken. "Die Vorschläge von gestern dürften nicht verhindern, dass tendenziell weiter gegen die Wackelkandidaten in der Eurozone gewettet wird und die Spreads sich ausweiten", meinte ein weiterer Beobachter.

Die Zinsaufschläge zweijähriger Anleihen von Spanien, Griechenland, Frankreich und Italien zur deutschen Benchmark-Anleihe lagen am Morgen höher als am Dienstagnachmittag kurz vor den Ankündigungen aus Paris. Am Dienstag schlossen die Kurse gut behauptet. Im Handel mit Einzeltiteln wurde abermals auf Spekulationen verwiesen, Microsoft könnte eine Übernahme von Nokia anstreben. Sorge um die Absätze in Europa wie in den USA belasteten Fiat, die um 4,5 Prozent nachgegeben hatten. "La Repubblica" hatte berichtet, beim Modell "Fiat 500" könnte das Absatzziel in den USA verfehlt werden.

Am Rentenmarkt stand die Absage an Eurobonds durch Sarkozy und Merkel ebenso im Vordergrund wie die schwache BIP-Daten aus Deutschland und der Eurozone. Bei den Rentenfutures lag das Tageshoch des Septemberkontrakts bei 133,79 Prozent und das -tief bei 132,52 Prozent.

An der Wall Street hatten die großen Indizes nach Handelsschluss in Europa am Dienstag ihre Verluste etwas ausgeweitet: Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent, der S&P500 knapp 1 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,2 Prozent.

Auch in Fernost reagierten die Börsen am Mittwochmorgen verschnupft. Der Nikkei-Index lag in Tokio kurz vor Handelsschluss 0,5 Prozent im Minus. Der Shanghai-Composite notierte kaum verändert.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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