Libyen, Öl, Euro und Stahl Dax vorsichtig erwartet
08.03.2011, 07:45 UhrZum Start am Dienstag stellen sich die Beobachter am deutschen Aktienmarkt auf leichte Kursgewinne ein: Im Dax rechnen Händler mit einem leichten Opec-Effekt. Die Vorgaben aus Übersee sind durchmischt. Im MDax steuert KlöCo zuversichtliche Töne bei.

Die Furcht vor Lieferengpässen treibt vor allem die Amerikaner um: Die Ölpreise geben nur leicht nach.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Anleger dürften sich am Dienstag nur sehr zögerlich an den deutschen Aktienmarkt zurücktrauen. Banken und Broker sehen den Dax zum Start etwas über seinem Vortagesschluss von 7161 Punkten. Die hohen Ölpreise und die andauernden Kämpfe um Libyen hatten den Leitindex am Rosenmontag erneut im Minus schließen lassen. Am Dienstag war der Preis für Brent und WTI wegen einer möglichen Ausweitung der Fördermenge durch die Opec um jeweils rund 1,4 Prozent auf 113,42 beziehungsweise 103,89 Dollar gefallen.
Im frühen Handel rechneten Händler demnach mit entsprechend stabilen Kursen ohne größere Ausschläge. "Der Ölpreis pendelt um 105 Dollar und der Euro um 1,40 Dollar, da gibt es momentan kaum Bewegung", sagte ein Händler. Auch nachrichtlich sei es "still". Kursbewegende Konjunkturzahlen stünden am Faschingsdienstag weder in der Eurozone noch in den USA auf der Agenda. "Ich denke, der Dax wird gut behauptet eröffnen und in der Folge versuchen, den Trading-Support bei 7130 / 7120 Punkten zu verteidigen", meine ein Charttechniker.
Von guten endgültigen Geschäftszahlen sprachen Händler bei Klöckner & Co. "Vor allem der Nettogewinn weicht vom Konsens doch deutlicher nach oben ab", sagte ein Händler. Der Ausblick sei ebenfalls "solide". Die prognostizierte Ebitda-Marge von 6 Prozent im laufenden Jahr zeige, dass der Stahlhändler nach einem guten Start ins Jahr auch im weiteren Jahresverlauf mit einer robusten Stahlnachfrage rechnet. "Positive Impulse könnten vor allem aus der Baubranche kommen", meinte der Händler. Der Kurs dürfte positiv reagieren.
Mit Blick auf den Einstieg in den Dienstag sprachen charttechnisch orientierte Beobachter von einem volatilen, letztlich seitwärts gerichtetem Handel. Der Markt reagiere derzeit extrem sensibel auf die Entwicklung des Ölpreises und assoziierte Nachrichten aus dem arabischen Raum. Positiv sei, dass der Dax-Future den Dezember-Aufwärtstrend bei 7128 und das Freitag-Tief von 7130 Punkten nicht unterschritten habe. Auf Widerstand treffe der Future bei 7320 Punkten, meinten die Experten.
Am Montagnachmittag hatte am deutschen Aktienmarkt eine Meldung zur Entwicklung in Libyen für Auftrieb gesorgt. Revolutionsführer Gaddafi sei möglicherweise zu einer Machtaufgabe bereit, hatte es in der Tageszeitung "Asharq Al-Awsat" geheißen. Allerdings gelte es, bei derartigen Meldungen vorsichtig zu sein, meinte ein Händler. Die kurzfristigen Gewinne konnten nicht verteidigt werden, die Kurse verloren im Sog der nachgebenden US-Börsen wieder an Boden.
Zentrales Thema war zu Wochenbeginn eine mögliche Übernahme der im MDax gelisteten Tognum durch Daimler und Rolls-Royce. Die Aktien des Motorenbauers sprangen um 23,1 Prozent nach oben. Technisch stark präsentierten sich auch BASF, die um 1,1 Prozent zulegten. Deutliche Schwäche zeigten dagegen die Finanzwerte.
Die Vorgaben aus Asien und Amerika fielen uneinheitlich aus: Während der Nikkei am Dienstag 0,2 Prozent gewann, lag der Shanghai-Composite 0,4 Prozent im Minus.
Die Wall Street hatte ihre Verluste nach Handelsschluss in Europa zum Teil noch leicht ausgebaut. Der Dow-Jones-Index verlor am Montag 0,7 Prozent (zuvor: minus 0,5), der S&P500 0,8 (minus 0,7) Prozent. Der Nasdaq-Composite schloss 1,4 Prozent tiefer.
Quelle: ntv.de, DJ/rts