Auf der Suche Die Alternative zum US-Dollar
01.07.2011, 09:30 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)

Die Stellung des Dollar als Leitwährung wankt. Für Verunsicherung sorgen vor allem zwei Hauptprobleme. Da ist zum einen das exzessive „Drucken“ von US-Dollar. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat als Reaktion auf die Finanzkrise mit einer Senkung des Leitzinses nahe null und der Ausdehnung der Zentralbankgeldmenge (Quantitative Easing oder QE) angefangen. Zur weiteren Entzauberung des US-Dollars trägt zum anderen die laxe Haushaltsdisziplin der USA bei. Im Zuge der Finanzkrise hat die US-Regierung riesige Konjunkturpakete verabschiedet. Seitdem ufert die Staatsverschuldung aus.
Zweifel an Kreditwürdigkeit der USA
Was aber noch schwerer wiegt: Es fehlen Konzepte, wie man die Schulden langfristig abbauen kann. Weder Demokraten noch Republikaner konnten bislang einen überzeugenden Plan vorlegen. Deshalb kommen an den Märkten Zweifel an der Kreditwürdigkeit der USA auf. Große Ratingagenturen, wie etwa Standard &Poor‘s, wollen den Amerikanern sogar ihre Top-Bonitätsnote entziehen, wenn sie nicht handeln.
Dennoch gibt es eine Reihe von Gründen, die dafür sprechen, dass der US-Dollar seine dominierende Rolle noch behalten wird. Militärisch sind die Amerikaner global die unangefochtene Nummer eins. Politisch nimmt zwar die Bedeutung der Schwellenländer zu, dennoch ist die USA noch tonangebend.
Nur zwei mögliche Kandidaten
Experten sind sich einig, dass außer dem US-Dollar, wenn überhaupt, derzeit nur zwei Währungen, der Yen und Euro, für den Status der Weltleitwährung in Frage kommen würden.
Japan befindet sich seit 1990 in einer Dauerkrise, was zu einer Explosion der Staatsschulden geführt hat. Und auch der Euro dürfte derzeit nicht ernsthaft in der Lage sein, den Greenback vom Thron zu stoßen. Europa kämpft gegen die erste Pleite eines Mitgliedsstaats: Griechenland. Verliert der Währungsverbund diesen Kampf, drohen mit Portugal und Irland weitere Staaten in einer Kettenreaktion insolvent zu werden. Das könnte das Aus für den Euro bedeuten. Gleichgültig, wie es ausgeht – eine vollständige Abarbeitung der Schuldenkrise wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
China ohne Chance
Sehr oft in der Diskussion über die künftige Weltleitwährung wird auch der chinesische Yuan genannt. In der Tat, China wächst rasant. Anstatt eines Schuldenbergs häuft sich ein Berg an Devisenreserven von derzeit geschätzten drei Billionen US-Dollar an. Allerdings sprechen zwei Faktoren gegen den Yuan. Zum einen ist der Yuan nicht frei konvertibel. Zudem dürfte in der westlichen Welt eine Leitwährung aus China politische Ängste schüren und von daher nur schwer die nötige Akzeptanz finden.
Wechsel zu neuem Währungssystem möglich
Eine schnelle Wachablösung der Weltleitwährung US-Dollar gilt derzeit als unwahrscheinlich. In den kommenden Jahren könnten wir aber einen langsamen Wechsel zu einem multipolaren Währungssystem mit mehreren Leitwährungen sehen. In einem multipolaren System könnte kein Land mehr so extrem über seine Verhältnisse leben.
In einem multipolaren System ständen die Leitwährungen in einem „gesunden“ Wettbewerb miteinander. Weil sich das globale Kapital auf mehrere Währungen verteilen könnte, würde die Währung mit den schwächsten Wirtschaftsdaten frühzeitig von den Anlegern abgestraft. Hohe Importüberschüsse könnten dann nicht mehr durch Kapitalzuflüsse ausgeglichen werden. Allerdings gibt es auch eine Reihe von kritischen Stimmen, die die Funktionsfähigkeit eines multipolaren Systems infrage stellen.
Quelle: ntv.de