Devisen-Vorschau Druck auf den Euro lässt nicht nach
05.06.2010, 14:09 UhrTrotz Anzeichen einer Bodenbildung bleibt die Lage der europäischen Gemeinschaftswährung nach Ansicht von Marktteilnehmern angespannt. Die Markierung eines neuen Vierjahrestiefs zeigt deutlich, dass jederzeit mit neuen Rückschlägen zu rechnen ist. Sogar die Probleme bei der Haushaltslage Ungarns, das Land steht nach Einschätzung von Regierungsmitglied Lajos Kosa vor einer mit Griechenland vergleichbaren Schuldenkrise, sind geeignet, die Gemeinschaftswährung wie einen Stein fallen zu lassen.
Selbst ein schwacher US-Arbeitmarktbericht vermag daran nichts zu ändern. Obwohl die monatlichen offiziellen US-Arbeitsmarktdaten nur eine Stagnation anstelle des erhofften Beschäftigungsaufbaus gezeigt haben, ist die Gemeinschaftswährung auf niedrigem Niveau verblieben.
Dies verwundert nicht, denn die Fundamentaldaten sprechen derzeit für den Dollar. Immer neue Nachrichten zur Schuldenkrise setzen der Gemeinschaftswährung zu, während zumindest ein Teil der US-Wirtschaftsdaten eine allmähliche Stabilisierung der Konjunktur der größten Volkswirtschaft der Welt andeuten. Ein Fall des Euro in Richtung 1,16 US-Dollar und 1,18 US-Dollar ist daher in den kommenden Handelstagen nicht auszuschließen.
Ruhe im Notenbank-Karton
Seitens der Zentralbanken ist weder diesseits noch jenseits des Atlantiks mit Störfeuer zu rechnen. "Auf unserer monatlichen Prognosensitzung haben wir den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung sowohl für die Fed als auch für die EZB weiter nach hinten verschoben", merken die Experten der Commerzbank an. Die Zentralbanken schauten bei der Zinspolitik nicht nur auf das Hauptszenario, sondern nähmen auch auf die Risikoszenarien Rücksicht.
So sorgten sich die Vertreter der Fed verstärkt darüber, dass sich die Schuldenkrise im Euroraum negativ auf die US-Banken und die US-Konjunktur auswirken könnten. Deshalb dürfte die US-Notenbank ihren Leitzins trotz der Konjunkturerholung nicht bereits Ende 2010, sondern erst im Frühjahr nächsten Jahres zum ersten Mal anheben.
Gleiches gilt für die EZB. Die erhöhte Unsicherheit und das stagnierende Kreditvolumen an Unternehmen und Verbraucher dürften auch hier für anhaltende Zurückhaltung sorgen. "Wir erwarten den ersten Zinsschritt nicht mehr für den Sommer 2011, sondern erst für den Herbst 2011", prognostiziert die Commerzbank.
"Wir gehören seit langem zum Lager der Euro-Bären. Die gestiegenen Risiken im Euroraum sowie die Aussicht auf einen Zinsvorteil des US-Dollar gegenüber dem Euro haben uns veranlasst, unsere Jahresend-Prognose für Euro-US-Dollar von 1,22 auf 1,17 US-Dollar zu senken", heißt es weiter.
Zweitrangige Konjunkturdaten
Die Wirtschaftsdaten in der kommenden Woche dürften die Entwicklung des Marktes nur marginal beeinflussen. Nach den zahlreichen wichtigen Daten in den vergangenen Tagen stehen nun eher zweitrangige Daten an. Interessant sind derzeit am ehesten noch die Auftragseingänge der deutschen Industrie sowie die deutsche Industrieproduktion, die am Montag und Dienstag mitgeteilt werden. Hier dürfte sich eine ruhigere Gangart nach dem vorherigen Anstieg abzeichnen, meinen Volkswirte.
Am Freitag werden zudem die US-Einzelhandelsumsätze mitgeteilt, die eine weitere Belebung des privaten Verbrauchs in den USA andeuten dürften. Dies würde zum Beige Book der US-Notenbank passen, das ein freundlicheres Bild der US-Wirtschaft zeichnen dürfte.
Die Sitzung des EZB-Rats wird nach einhelliger Meinung keine Veränderungen des Leitzinses bringen. "Auch rechnen wir nicht mit neuen Beschlüssen hinsichtlich der unkonventionellen Maßnahmen, die die EZB nach der letzten Sitzung wieder reaktiviert hatte", meinen die Volkswirte der Postbank. In Anbetracht der unsicheren Lage werde sich die EZB aber auch künftig wohl alle Möglichkeiten offen halten.
Quelle: ntv.de, DJ