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Nach dem Dividenden-Schock Durststrecke für Daimler-Anleger

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(Foto: dpa)

Man hätte es ahnen können, und doch sitzt der Schock bei den Daimler-Aktionären tief: Nach dem Horrorjahr 2009, in dem Daimler einen Konzernverlust von 2,6 Milliarden Euro eingefahren hat, gibt es für Aktionäre des Autoriesen in diesem Jahr keine Dividende. "Dieser Schritt ist notwendig und langfristig gerade im Aktionärsinteresse, weil er das Ausschüttungspotential unserer Gewinnrücklagen für die kommenden Jahre erhöht", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche den Aktionären. Andere Dax-Konzerne rütteln dagegen im Schnitt kaum an ihren Gewinnausschüttungen. Nicht nur Kleinanleger sind sauer, auch Finanzprofis reagieren verschnupft, dass Daimler erst bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen mit der bitteren Pille herausrückt. Bis dahin hatten Analysten im Schnitt eine Dividende von 50 Cent je Aktie prognostiziert.

Bereits im Jahr zuvor hatten die Anteilseigner einen deutlichen Dämpfer verkraften müssen. Wegen eines stark schrumpfenden Absatzes von Pkw und Lkw hatte der Konzern seine Gewinnausschüttung schon 2008 zusammengestrichen. 60 Cent erhielten Anleger je Aktie, in den Jahren zuvor war es fast durchweg mehr als das Doppelte gewesen. Über lange Jahre waren Daimler und die Vorgänger Daimler-Chrysler und Daimler-Benz verlässliche Dividendenzahler gewesen und auch deshalb bei Aktionären so begehrt. Satte 13,5 Mrd. Euro hatte Daimler in den vergangenen neun Jahren an seine Anteilseigner ausgeschüttet.

Streich-Vorbild Schrempp

Eine vollständige Streichung der Dividende leistete sich der Konzern einzig 1995, als der damals frisch gebackene Chef Jürgen Schrempp ans Ruder trat. Schrempp leitete damals die Abkehr von der Strategie seines Vorgängers Edzard Reuters ein, aus Daimler-Benz einen integrierten Technologiekonzern zu schaffen. Das brachte hohe Kosten mit sich, die dem Unternehmen einen Milliardenverlust einbrachte. An eine Gewinnausschüttung war deshalb nicht zu denken. Ein Jahr später meldete sich Schrempp, der in Deutschland den Begriff des Shareholder Value salonfähig gemacht hat, mit einer Dividende von 1,10 Euro je Aktie zurück.

Für Anleger heißt es dieser Tage, mit nüchternem Blick nach vorne zu schauen. Berufsoptimist Zetsche erwartet 2010 einen operativen Gewinn von 2,3 Mrd. Euro und will beim Absatz weltweit doppelt so schnell wachsen wie der globale Pkw-Markt. Dass dieses Ziel ehrgeizig ist, räumt selbst Zetsche ein.

Daimler
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Am Aktienmarkt ist diese Zuversicht noch nicht vollends angekommen. Ihren Kursknick der ersten zwei Monate des Jahres konnte die Daimler-Aktie noch nicht wieder wettmachen. Während der Dax seit Jahresanfang ein kleines Plus erwirtschaftete, fällt die Daimler-Performance seit Jahresanfang negativ aus. Auch die fundamentalen Kennziffern verraten, dass Daimler noch einen weiten Weg am Aktienmarkt vor sich hat, um wieder an alte Stärken anzuknüpfen.

Der Buchwert, der angibt, wie viel Substanz in Form von Eigenkapital hinter einer Aktie steckt, liegt aktuell bei 28,50 Euro. Gemessen am derzeitigen Aktienkurs von Daimler bezahlen Anleger damit knapp das 1,3-fache dieses Werts (Kurs-Buchwert-Verhältnis) – kein Zeichen von ausgewiesenem Optimismus. Wenn Anleger nämlich mit roten Zahlen rechnen, erwarten sie damit auch eine Schmälerung des Eigenkapitals. Bleibt der Aktienkurs in der Nähe des Buchwerts, halten Anleger so gesehen ihr Pulver trocken, da ihr investiertes Geld durch echte Werte in der Bilanz gedeckt ist. Zum Vergleich: Zum Höchststand der Daimler-Aktie Ende Oktober 2007 lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 2,2. Damit die Aktie zum heutigen Buchwert dieses Niveau erreicht, müsste sie bis auf 62 Euro steigen.

Branchenschwäche

Ein schwacher Trost für Daimler-Aktionäre: Bei den Dax-Rivalen sieht es ähnlich aus. Auch Volkswagen und BMW kommen am Aktienmarkt dieser Tage nicht nennenswert über ihren Buchwert hinaus. Das liegt an verbreiteten Zweifeln an einer raschen Erholung der Branche. Insofern ist die Daimler-Schwäche ein Phänomen der Autosparte und nicht den Sindelfingern allein zuzuschreiben.

Damit die Aktie von Daimler künftig wieder attraktiver für Anleger wird, muss der Autobauer nun schneller wieder auf Kurs kommen als die Gesamtbranche. Starke Zuwächse verspricht sich Daimler vor allem in China, Brasilien und den USA, während der Heimatmarkt weiter schwächelt. Neue Wege sucht Daimler zudem mit der engen Kooperation mit Renault und Nissan - eine Strategie in Richtung einer breiteren Produktpalette, die Skeptiker auf den Plan ruft. Trotz Sorgen vor einer Verwässerung der Premium-Position Daimlers im Automarkt sind Marktexperten zuversichtlich für die Aktie. Von 22 Analysten, die sich in den vergangenen drei Monaten zu Daimler geäußert haben, sind rund zwei Drittel zuversichtlich, dass sich die Papiere besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Sie empfehlen daher Daimler-Aktien zum Kauf.

Quelle: ntv.de

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