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Devisen-Vorschau Euro könnte Schwung bekommen

Der Erholungskurs des Euro hat jüngst an Kraft verloren. Investoren, die darin die ersten Anzeichen für eine Umkehrung zu Gunsten des Dollar sehen, könnten jedoch an der laxen Geldpolitik der US-Notenbank scheitern.

Dollar-Bullen könnten sich zu früh freuen.

Dollar-Bullen könnten sich zu früh freuen.

(Foto: dpa)

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Euro hat seit Anfang Juni rund zehn Prozent zum US-Dollar zugelegt. Gleichzeitig hat die Dynamik der Erholungsbewegung zuletzt aber unübersehbar nachgelassen. Auf erhöhtem Niveau zeichnet sich also ein abermaliges Patt zwischen den beiden wichtigsten Valuta der Welt ab. Eigentlich dürfte jetzt erst die Wiederaufnahme der quantitativen Geldpolitik der Federal Reserve für eine abermalige Neubewertung des Wechselkurses der Gemeinschaftswährung zum Dollar sorgen.

"Bei aller Euphorie über die Tatsache, dass die Aufwärtsbewegung des Euro an Schwung verliert, sollten Greenback-Bullen bei ihren kurzfristigen Positionierungen nicht vergessen, dass die US-Notenbank weiter das Bild eines Taubenschlags abgibt", mahnt allerdings Ulrich Leuchtmann, Chef des Devisen-Researchs bei Commerzbank Corporates & Markets.

So hat am Donnerstagabend James Bullard, bislang als geldpolitischer Falke geltender President der Federal Reserve Bank of St. Louis, davor gewarnt, dass die USA in eine Deflationsspirale fallen könnten, wie sie Japan im vergangenen Jahrzehnt erlebt hat. Die beste Option für die US-Notenbank, einer solchen Situation entgegenzuwirken, sei der Kauf von weiteren Treasurys, argumentierte Bullard in einem Forschungspapier.

"Auch wenn die Mehrheit der Analysten erkannt hat, dass der Double Dip der größten Volkswirtschaft der Welt nicht kommen wird, ist doch die Federal Reserve weiter auf dieses Szenario fixiert", sagt Leuchtmann. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank werde sich aller Voraussicht nach daher auch künftig selbst die Hände binden und versprechen, seine Nullzinspolitik noch für einen ausgedehnten Zeitraum fortzusetzen. Diese Strategie könne eine zunehmende Belastung für den Greenback werden, sollte sie als immer unangemessener interpretiert werden.

Voller Konjunkturkalender

Potenzielle Gründe für eine solche Einschätzung hält die kommende Woche im Überfluss bereit, die Agenda der Konjunkturdaten ist prall mit Kennziffern aus der allerersten Reihe gefüllt. Den Auftakt macht am Montag der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe der USA im Juli.

Christoph Balz, Volkswirt bei Commerzbank Corporates & Markets, prognostiziert einen Rückgang des wichtigsten Stimmungsindikators für die größte Volkswirtschaft der Welt auf 54 von 56,2 Punkten im Vormonat. Die bereits für Juli veröffentlichten regionalen Unternehmensbefragungen der Federal-Reserve-Banken von Philadelphia und New York hätten schon auf eine Eintrübung des Geschäftsklimas hingewiesen. Dies lege auch einen neuerlichen Rückgang des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe nahe. Nach eineinhalb Jahren kräftigen Anstiegs sei eine Schwächeperiode aber nicht ungewöhnlich. Selbst in den starken Aufschwüngen nach 1975 und 1982 habe sich der Stimmungsindikator beruhigt, ohne dass es eine abermalige Rezession gegeben habe.

Zur Wochenmitte dürfte dann der ADP-Arbeitsmarktbericht für Juli im Zentrum der Aufmerksamkeit der Anleger stehen. Er gilt als wichtiger Vorläufer des für Freitag angekündigten offiziellen US-Arbeitsmarktberichts für Juli. Hier erwartet Balz einen Anstieg der Beschäftigung im Privaten Sektor um 50.000 gegenüber dem Vormonat. Der ADP-Statistik kommt gegenwärtig besondere Bedeutung zu, da der Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics nach wie vor durch den Effekt befristet für die Volkszählung Beschäftigter verzerrt wird.

Am Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank über ihre Geldpolitik. Beobachter gehen davon aus, dass die Währungshüter um EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bei ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause das Leitzinsniveau im Gemeinsamen Währungsgebiet als "angemessen" bezeichnen werden. Die Option auf weitere Käufe von Staatsanleihen dürfte sich die Notenbank sicher offen halten, obwohl sie in den vergangenen Wochen kaum noch interveniert hat. Dass die EZB in dieser Hinsicht "Gewehr bei Fuß steht", dürfte die Märkte letztlich beruhigen.

Zum Wochenausklang steht schließlich der US-Arbeitsmarktbericht für Juli auf dem Programm. Er dürfte zwar für eine fortdauernde, wenn auch im historischen Vergleich und erst recht gemessen an dem vorherigen Einbruch schwächliche Erholung der Wirtschaft sprechen. Wie bereits in den vergangenen Monaten ist die Gesamtbeschäftigung wohl gleichzeitig durch die Volkszählung verzerrt.

Da die Arbeitsverträge der von der Regierung zu Jahresbeginn eingestellten Hilfskräfte nun auslaufen, erwartet Ökonom Balz von Commerzbank Corporates & Markets einen Rückgang der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 50.000 Stellen. Aussagekräftiger sei die Beschäftigung im Privatsektor, hier prognostiziert der Volkswirt 100.000 neue Jobs. Dieses Tempo reiche allerdings noch nicht einmal aus, um die jeden Monat durchschnittlich 120.000 zusätzlich auf den Arbeitsmarkt drängenden Arbeitskräfte zu beschäftigen.

Quelle: ntv.de, DJ

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