Devisen-Vorschau Euro vor Richtungsentscheidung
11.09.2010, 17:49 UhrMit einem ereignisgetriebenen Handel im Euro-Dollar-Verhältnis rechnen Händler für die kommende Woche. Der volle Terminkalender enthalte zahlreiche Gelegenheiten für kursbewegende Überraschungen, heißt es. Von den endgültigen Regeln zur Bankenregulierung unter "Basel III" über wichtige Bond-Auktionen bis hin zum größten Verfalltag des Jahres an den Terminbörsen ist alles dabei.
Einer der wichtigsten Faktoren für den Euro dürfte die Refinanzierung der EU-Peripheriestaaten bleiben. Die Erleichterungsrally an den Aktienmärkten nach einer gelungenen Bond-Auktion in Irland hatte gezeigt, wie empfindlich die Märkte auf dieses Thema reagieren.
Die Analysten vom Bankhaus Metzler betonen hier, dass in den kommenden Wochen am Euro-Staatsanleihenmarkt ein überdurchschnittliches Emissionsvolumen von rund 30 Mrd. Euro ansteht. Die wichtigsten Ereignisse sind die Auktionen italienischer Anleihen am Montag und spanischer Staatsanleihen am Donnerstag. Beide Länder versuchen 30-jährige Bonds zu platzieren. Gerade bei Langläufern sind Investoren jedoch üblicherweise sehr kritisch. Ein Scheitern oder zumindest unbefriedigender Ausgang der Auktion dürfte Wasser auf die Mühlen angelsächsischer Anleger sein, die auf ein Platzen des Euro-Experiments setzen. Der Euro dürfte dann kräftig unter Druck geraten.
Auch die technischen Analysten von HSBC Trinkaus warnen, dass der Euro dringend seine Unterstützungszone zwischen 1,2675 und 1,2587 US-Dollar verteidigen muss. Ansonsten könnte eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation vervollständigt werden, die ein Abwärtspotenzial von gut sieben Cents für den Euro bedeute.
Druck vom Yen
Etwas entspannter dürfte es hingegen im bisher so wichtigen Dollar-Yen-Verhältnis ablaufen. Marktteilnehmer zeigen sich hier erleichtert, dass die japanische Regierung in ihrem schriftlichen Statement zum 915 Mrd. Yen umfassenden Konjunkturpaket explizit die Möglichkeit von Interventionen am Devisenmarkt erwähnt habe, heißt es dazu aus Tokio. Dies nehme den Aufwertungsdruck von Japans Devise.
Der Terminkalender der kommenden Woche ist gespickt mit kursrelevanten Themen. Er startet schon am Sonntag mit einem Großereignis, der Bekanntgabe der neuen Basel-III-Richtlinien für Banken. Die Woche endet mit dem Großen Verfalltag der Optionen und Terminkontrakte an den internationalen Terminbörsen. Der September-Verfall ist üblicherweise der heftigste des Jahres. Verwerfungen an den Aktienbörsen dürften sich dann auch schnell in den Devisen-Relationen widerspiegeln.
Zudem gibt es Konjunkturdaten aus der ganzen Welt. Der Schwerpunkt liegt hier klar auf den Inflationsdaten der Industrieländer und Chinas. Bereits am Montag gibt China seine August-Inflation bekannt, zudem noch die Industrieproduktion. Zusammen mit dem OECD-Frühindikator und der Pressekonferenz zum Treffen der Notenbank-Gouverneure bei der BIZ in Basel dürfte damit schnell das Thema Wachstum der Weltwirtschaft die Märkte bestimmen.
Bei den Inflationsdaten legen im Wochenverlauf alle EU-Mitglieder ihre harmonisierten, dass heißt untereinander vergleichbaren, Zahlen vor. Am Mittwoch berichtet Eurostat dann die Daten zur gesamten Eurozone. Zudem werden Arbeitsmarktdaten aus den EU-Ländern, der Eurozone und von der OECD vorgelegt.
Nachhilfe bei Schweizer Franken?
Beim Schweizer Franken steht die geldpolitische Entscheidung der SNB am Donnerstag im Fokus. Vor allem auf mögliche Andeutungen zu Devisen-Interventionen dürfte angesichts der Franken-Stärke geachtet werden. Auch in Neuseeland tagt am Mittwoch die Notenbank. Das britische Pfund dürfte auf die Einzelhandelsumsätze am Donnerstag reagieren.
Bei den Konjunkturdaten wartet der Markt in Europa auf die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland am Dienstag. Eine positive Überraschung könnte wie bei der letzten Veröffentlichung des ifo-Index den Kapitalfluss nach Europa treiben und damit den Euro stützen.
Aus den USA kommen ebenfalls zahlreiche Daten, die den Dollar beeinflussen können. So die Einzelhandelsumsätze im August am Montag und der Empire State Manufacturing Index für September sowie Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung für August am Mittwoch. Am Donnerstag folgen dann unter anderem die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philadelphia-Fed-Index. Zudem werden die "TIC"-Daten über die Nachfrage nach US-Wertpapieren durch ausländische Investoren veröffentlicht.
Am Freitag stehen dann die August-Inflation und der Index zur Verbraucherstimmung an der Universität Michigan an. Zusammen mit dem Verfalltag an den internationalen Terminbörsen ein durchaus explosives Gemisch.
Quelle: ntv.de, DJ