Devisen-Vorschau Euro zwischen Skylla und Charybdis
27.02.2010, 00:00 UhrEgal, wie man es auch dreht und wendet, es sieht nicht gut aus für den Euro und das Experiment Währungsunion. Selbst wenn es Griechenland gelingen sollte, sich im April/Mai erfolgreich an den Kapitalmärkten zu refinanzieren, wird das die Investoren vermutlich nur kurzfristig beruhigen. Denn es sind erhebliche Zweifel angebracht, ob es dem Land in den kommenden Jahren gelingen wird, die notwendigen, aber zugleich äußerst schmerzhaften strukturellen Anpassungen erfolgreich umzusetzen.
Eine Rückkehr unter die vom Maastricht-Vertrag geforderte Defizitgrenze von 3 Prozent stürzte das Land vermutlich in eine tiefe Rezession, ein Weg, den die Politiker gegen den sich abzeichnenden massiven Widerstand der eigenen Bevölkerung durchsetzen müssten. Den finanzstarken Kernländern aus der Eurozone bliebe dann nur die Wahl zwischen Skylla und Charybdis, entweder Griechenland zu retten oder einen Zahlungsausfall in Kauf zu nehmen.
Beide Szenarien sind Gift für die Einheitswährung. In ersterem Fall gingen die Finanzmärkte vermutlich davon aus, dass auch andere Wackelkandidaten früher oder später in den Genuss von Transferleistungen kommen werden - und damit die Stabilität des Euro untergraben. Bei einer Pleite ist dagegen nicht nur mit einem massiven Kapitalabfluss aus den Randländern der Eurozone zu rechnen, auch dürften Europas Banken eine ähnliche Krise durchlaufen wie nach dem Fall von Lehman Brothers.
Rettung billiger
Gerade französische, deutsche und italienische Institute haben mit einem Volumen von mehr als 100 Mrd. US-Dollar ein hohes Engagement in Griechenland. Nach Einschätzung von Jochen Felsenheimer, Fondsmanager bei Assenagon und einem der bekanntesten Kreditanalysten in Deutschland, führte ein Ausfall Griechenlands das europäische Finanzsystem erneut an den Rand des Abgrunds. In diesem Fall müssten die Staaten und die EZB dasselbe wieder mit immensen Kosten stabilisieren. Es würde damit wahrscheinlich billiger kommen, Griechenland zu retten.
Die EZB sitzt damit in einer Zwickmühle. Am kommenden Donnerstag dürfte sie laut der Commerzbank Griechenland erneut zu durchgreifenden Konsolidierungsmaßnahmen auffordern, zugleich aber die Verpflichtung der Euroraum-Staaten begrüßen, mit entschlossenen und koordinierten Maßnahmen die Finanzstabilität in der Währungsunion sicherstellen. Daneben wird die EZB fast unbemerkt die Leitzinsen bei 1,00 Prozent bestätigen. Mit Blick auf die nur mäßige Erholung in der Eurozone dürfte dieses Niveau noch eine Weile beibehalten werden.
Schlechte Zeiten für den Ausstieg
Zugleich ist mit Ankündigungen zur geldpolitischen Ausstiegsstrategie zu rechnen, die allerdings kaum dazu geeignet sein dürften, den Abwärtstrend des Euro zu stoppen. Selbst wenn die in der kommenden Woche anstehenden US-Konjunkturdaten wie der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe am Montag, der ADP-Arbeitsmartkbericht am Mittwoch, vor allem aber die am kommenden Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktdaten für Februar unter den Erwartungen bleiben sollten, ist eine stärkere Erholung der Einheitswährung unwahrscheinlich.
Denn während günstige Zahlen die Leitzinserhöhungsfantasie in den USA weiter anheizen und damit den Dollar begünstigen, werden schwache Daten die Risikoaversion der Anleger nur noch stärker schüren - und der Euro und das Risiko meiden derzeit einander wie der Teufel das Weihwasser. Was könnte die Gemeinschaftswährung also zumindest kurzfristig stützen? Nun, zum einen wäre da eine mögliche kurzfristig anberaumte Platzierung griechischer Staatsanleihen, über die bereits seit mehreren Tagen an den Kreditmärkten spekuliert wird. Ein Erfolg würde dem Euro erst einmal helfen.
Zum anderen sind technische Faktoren denkbar, die die Stimmung etwas heben könnten. Dabei sind vor allem die Rekordniveaus bei Euro-Short-Positionen an den Derivatemärkten zu nennen. Angesichts der Tatsache, dass bereits sehr viele Anleger auf einen weiteren Kursverfall setzen, kann es bei dieser Investorengruppe bei Ansätzen einer Erholung schnell zu Leereindeckungen kommen, die eine solche Bewegung leicht imposanter ausfallen ließen. Der Erholung wird es aber an Überzeugungskraft fehlen in einem technisch einwandfreien Abwärtstrend.
Auch Analysten sehen nun zunehmend mittelfristigen Abgabedruck auf der Gemeinschaftswährung: Die Deutsche Bank erwartet den Euro in den kommenden Monaten bei 1,3000 US-Dollar, wenn es schlecht läuft bei 1,2750 US-Dollar.
Quelle: ntv.de, DJ