Wolfgang Weber, Taurus Investors Goldene Rettungsringe
09.05.2010, 21:06 UhrSelbst hartgesottenen Edelmetallhändlern wurde in den letzten fünf Handelstagen sportliche Leistung abverlangt, um das Auf und Ab an den Edelmetallmärkten zu meistern. Während die Weiß-Metalle Silber, Platin und vor allem Palladium unter die Räder kamen (Silber minus 3 Prozent, Platin minus 3,4 Prozent und Palladium gleich minus 7 Prozent im Berichtszeitraum), legte Gold um 3,4 Prozent in US-Dollar gerechnet zu. In Euro katapultierte sich Gold allerdings um satte 8,7 Prozent nach oben.
Die Gemeinschaftswährung scheint vor der Kernschmelze zu stehen und die Investoren suchen ihr Heil im Gold. Unter normalen Umständen müsste bei einem derartigen Euro-Verfall zu US-Dollar der Goldkurs völlig zusammenbrechen, was aber in der aktuellen weltweiten finanzpolitischen Lage nicht funktioniert, da Gold seine Funktion als letzte und real einzige Fluchtwährung gnadenlos beginnt auszuspielen. Die Panik treibt den Kurs, denn die Anleger versuchen alle noch rechtzeitig den Notausgang zu erreichen. Die für den Goldpreis maßgeblichen Faktoren wie Schmuckindustrie, Ausbringung der Minen, Recyclingaufkommen, Rohstoffmärkte allgemein, Verhalten der Zentralbanken und vor allem natürlich die Verfassung des US-Dollar interessieren derzeit niemanden mehr. „Gold muss her, koste es was es wolle“, so scheint die Devise. So steigt der Goldkurs gegen die sonstigen Edelmetalle und erst rechte gegen die Industriemetalle. Das ist natürlich eine technisch gesehen ungesunde Entwicklung für den Goldkurs (da eben nur spekulationsgetrieben und vielleicht auch übertrieben), aber im Moment wohl nicht mehr aufzuhalten.

Wolfgang Weber
Rein charttechnisch braust der Gold-ICE nun an seine Höchststände aus 2009 von 1.226 US-Dollar die Unze hin und dürfte beim Bruch dieser Marken nahtlos 1.300 bis 1.500 US-Dollar ansteuern. Fundamental ist der Rohstoff Gold zu teuer und müsste dringend deutlich bis auf 1.040 US-Dollar die Unze korrigieren, um seinen weitere Hausse auf gesunden Beinen fortzusetzen. Technische Unterstützungen (auch wenn die im Moment niemanden sonderlich interessieren) sind 1.174, 1.160 bis 1.145 US-Dollar die Unze.
Während also die Fluchtwährung Gold in voller Entfaltung ist, wurden Silber und vor allem Palladium und Platin erst einmal wieder auf den Boden der Tatsachen gestellt. Silber verlor intraday zwei Tage hintereinander in einem wahren Absturz fast 7 Prozent und dann saldiert auf die Handelswoche circa 3 Prozent. Im Gegensatz zu Gold ist Silber vielmehr ein Industrie- als ein Währungsfluchtmetall und leidet sofort und direkt an pessimistischen Konjunkturaussichten. Technisch gesehen bremste der Kurs genau an seiner wichtigen Unterstützung von 17,50 bis 17,60 US-Dollar die Unze, löste aber trotzdem kurzfristig ein Verkaufssignal aus. Erst mit Überschreiten von 18,20 US-Dollar ist Silber wieder im Long-Modus.
Palladium und Platin korrigierten folgerichtig nach einer doch langen Phase der Kursüberhitzung, wobei Palladium als Minimarkt (220 bis 240 Tonnen Neuausbringung pro Jahr) gleich mal 7 Prozent abgab. Wir hatten an dieser Stelle in den letzten Wochen vor diesen beiden Metallen gewarnt und Gewinnmitnahmen empfohlen und wiederholen auch nachdrücklich diese Empfehlung.
Ein Edelmetalldepot könnte aktuell mit 50 Prozent Gold- und 50 Prozent Silberanteil aufgebaut werden. Die Goldsorten sollten aus Barren mit halber und ganzer Unze oder Münzen bestehen sowie 100 Gramm und maximal 250-Gramm-Barren-Einheiten. Sofern man noch an günstige Viertel-Unzen (7,77 Gramm Feingewicht) herankommt, runden diese das "Gold-Notfall-Paket" gut ab.
Quelle: ntv.de