Wolfgang Weber, Taurus Investors Goldpreis vorerst festgefahren
09.07.2010, 09:48 UhrDer Goldkurs prallte nach seinem fast fünfwöchigen Versuch, die Marke von 1.250 US-Dollar pro Unze zu knacken, an diesem starken Widerstand ab und zog sich vorerst auf die technischen Unterstützungsmarken 1.220 bis 1.190 US-Dollar nach unten zurück. Allerdings erfolgte der Rückgang Anfang Juli innerhalb eines Tages um satte 3,6 Prozent oder 43 US-Dollar die Unze und verschonte die "Gold-Bugs" zumindest von einem zähen, langwierigen Ringen um die Unterstützungsmarken. Der Kurs von 1.190 US-Dollar sollte jetzt erst einmal halten, denn sonst werden rasant die 1.160 und 1.100 US-Dollar getestet. Somit treten wahrscheinlich schon zeitnah die "Schnäppchenjäger" auf und kaufen kurzfristig Gold auf diesem günstigeren Niveau, sofern dieser Unterstützungsbereich halten sollte.
Es muss sich die kommenden Wochen weisen, ob der Goldkurs die Kraft hat, seinen unmittelbaren Aufwärtstrend wieder aufzunehmen, oder ob eine Korrektur, die auch durchaus unter 1.000 US-Dollar je Unze führen kann, das gelbe Metall durch den Sommer geleitet. Ganz coole Profis platzieren Kauflimits gestaffelt von 800 (!) bis 1.160 US-Dollar die Unze, um im Durchschnitt im Bereich der 1.000er-Marke das Edelmetall zu kaufen. Das sind immerhin 25 Prozent unter den Spitzenkursen aus Juni 2010. Solange der Goldkurs nicht von seinen klassischen Faktoren wie Produktionsmengen, Förderkosten, Abnahme der Schmuckindustrie, Händlerverhalten in Indien, China, Süd-Ost-Asien und den arabischen Golfstaaten geprägt wird, ist ein vernünftiges, kurzfristiges Handeln nicht möglich. Auch sinkende Aktienmärkte wären vermeintlich gut für Gold und müssten dessen Kurs treiben, aber das Gegenteil tritt ein, weil kurzfristige Spekulationsgelder sehr schnell erst einmal aus fast allen Anlageklassen gezogen werden, um vor weiterem Ungemach sicher zu sein. Die "zittrigen Hände" lassen also auch Gold schnell fallen, wenn dieses nur ein weiteres Spekulationsspielzeug war und realisieren auch mal Verluste von 5,7 Prozent an einem Tag (1. Juli 2010), sofern man den Goldkurs in Euro rechnet.

Wolfgang Weber
Unzweifelhaft dürften sich der Gold- und Silberkurs in der laufenden Dekade noch deutlich erhöhen, allerdings mit jährlichen 5-10 Prozent Preissteigerungen und nicht 20-30 Prozent in wenigen Quartalen, welche Millionen von Zocker anlocken und die vergleichsweise kleinen Edelmetallmärkte heiß laufen lassen und deren fundamentale Komponenten außer Kraft setzen. Wie schon oft an dieser Stelle erwähnt, sollte man immer sehr vorsichtig werden, wenn der indische und arabische Markt plötzlich aufhört, Gold in den gewohnten Mengen aufzunehmen und zu verarbeiten oder für Investmentzwecke zu horten. Dann ist den Herrschaften der Rohstoff zu teuer und diese Händler hören im Goldmarkt nun mal das Gras wachsen und sind langfristig zuverlässige Indikatoren. Man sollte sich also vom aktuellen Goldrausch nicht anstecken lassen, sondern vernünftig und ruhig bei interessanten Kursen (siehe oben) Gold zukaufen und einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren bei diesem Investment berücksichtigen, denn dann spielt Gold seine volle Stärke als Absicherung und immer währendes Zahlungsmittel als stabilste Währung der Welt richtig aus.
Deutlich warnen muss man derzeit auch vor Edelmetallaktien, der HUI-Goldminen-Index (NYSE) sollte engmaschig überwacht werden. Wenn die allgemeinen Aktienmärkte wieder krachen sollten, so bleiben die Minenwerte davon nicht verschont! Ein deutliches Unterschreiten der Marke von 450 dürfte den Index ganz schnell um hundert Punkte oder 25 Prozent fallen lassen. Das muss man ja nicht unbedingt "aussitzen" wollen.
Die Versorgungslage in Deutschland, Österreich und Schweiz für Goldbarren 1 Unze bis 1.000 Gramm ist mittlerweile wieder gut und es gibt keine nennenswerten Lieferengpässe. Auch die Investmentmünzen Krügerrand, Maple Leaf und Wiener Philharmoniker sind ausreichend verfügbar um die Nachfrage zeitnah abzudecken. Die 1 Unze Goldmünzen haben bei seriösen Händlern einen durchschnittlichen Aufpreis zum Goldmarkt von circa 7,5 Prozent während beim 100 Gramm Barren aktuell nur 4,5 – 5 Prozent Aufschlag zu zahlen sind.
Quelle: ntv.de