Spotanalyse: "Zenit erreicht" Ifo-Index übertrifft Erwartungen
24.09.2010, 10:57 UhrDie Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich im September überraschend den vierten Monat in Folge auf. Der Ifo-Geschäftsklimaindex des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung steigt leicht auf 106,8 Punkte von 106,7 Zählern im Vormonat. Analysten sind erfreut, sehen aber den Zenit erreicht.
Sie sagten in ersten Reaktionen:
Gernot Griebling, LBBW:
"Wir sind im Bereich des Zenits, das haben die Einkaufsmanagerindizes bestätigt, das hat auch das ZEW-Barometer bestätigt. Dass der Ifo-Index heute angestiegen ist, ist das Ergebnis der besseren aktuellen Geschäftslage. Das hat den Rückgang der Erwartungen überkompensiert. Wir befinden uns in der Gipfelbildung des Ifo-Geschäftsklimas. Das ist erklärbar durch die Molltöne, die wir aus den USA vernehmen. Die Weltkonjunktur schlägt im zweiten Halbjahr ein schwächeres Wachstum ein.
Der Ifo-Index befindet sich aber immer noch auf einem hohen Niveau, selbst wenn er ab jetzt wohl zurückgeht. Er signalisiert weiter ein starkes Wachstum. Nur die Dynamik des zweiten Quartals dürfte nicht beizubehalten sein. Wir sehen eine Normalisierung. Es gibt keinen Anlass für Pessimismus."
Jörg Zeuner, VP Bank:
"Die Stimmung der deutschen Unternehmen widerspricht weiterhin jener an den Bondmärkten. Die aktuelle Lage wird nach wie vor positiv wahrgenommen. Starke Bilanzzahlen, volle Auftragsbücher und eine kontinuierliche Zunahme der Kapazitätsauslastung geben den Unternehmen recht. Dennoch verschließt die Industrie nicht die Augen vor der Wachstumsverlangsamung. Die Aussichten für den künftigen Geschäftsgang trüben sich weiter ein. Die globale Wachstumsverlangsamung wird am deutschen Exportsektor nicht spurlos vorbeigehen. Eine Verschlechterung der Handelsbilanz wird dem hauptsächlich exportgetriebenen Aufschwung im zweiten Halbjahr deutlich Wind aus den Segeln nehmen."
Ralph Solveen, Commerzbank:
"Der erneute Anstieg ist ein gutes Zeichen für die deutsche Wirtschaft. Die positive Entwicklung stützt sich hauptsächlich auf die Lagebeschreibungen, die Erwartungen beginnen sich zu verschlechtern. Das Ifo-Barometer zeigt, dass die Geschäfte und damit auch die Gewinne noch gut laufen. Das sind gute Nachrichten für die Aktienmärkte. Dennoch dürfte die Konjunktur an Fahrt verliert: Wir rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,5 Prozent zulegen wird, im Schlussquartal dürften es nur noch 0,3 Prozent werden."
Philipp Jäger, DZ Bank:
"Jetzt ist endgültig der Höhepunkt beim Geschäftsklima erreicht. Wir sehen eine gewisse Erwartungslücke, die anzeigt, dass sich die Geschäftslage bald verschlechtern dürfte. Aber der erneute Anstieg des Geschäftsklimaindex ist auf jedem Fall ein gutes Zeichen.
Wir erleben im zweiten Halbjahr und 2011 einen natürlichen Prozess: Das überraschend hohe Wachstumstempo vom Frühjahrsquartal geht in ein moderates Wachstum über, das dann aber nachhaltiger ist. Einen Rückfall in die Rezession schließe ich jedoch kategorisch aus. Die deutsche Wirtschaft ist wettbewerbsfähig."
Quelle: ntv.de, rts