Griechische Anleihen immer teurer Märkte wetten auf Hilferuf
21.04.2010, 11:37 UhrInvestoren an den Kreditmärkten treiben die Risikoprämien für griechische Staatsanleihen auf immer neue Rekordstände. Sie fürchten, dass sich Griechenland nicht alleine aus der Schuldenmisere befreien kann. Von einer Entspannung der Lage bei risikoreicheren Unternehmensanleihen können die Staatstitel damit nicht profitieren.
Die Schere an den Kreditmärkten zwischen den Prämien für Ausfallversicherungen europäischer Unternehmensanleihen und den Risikoprämien für griechische Staatsanleihen wird immer größer. Während die Versicherungskosten auf Ausfälle von Unternehmensanleihen dank eines guten Verlaufs der Berichtssaison zurückkommen, weiten sich die Spreads auf griechische Staatsanleihen weiter aus.
Der iTraxx-Europe-Index, der die Ausfallwahrscheinlichkeit für 125 ausgewählte Unternehmensanleihen guter Bonität darstellt, wird mit 78,75 zu 79,75 gestellt nach einem mittleren Schlussstand bei 81 Basispunkten am Dienstagabend. Der iTraxx-Crossover-Index, der die Entwicklung bei ausgewählten Unternehmensanleihen aus dem High-Yield-Bereich spiegelt, wird mit 403 zu 407 Basispunkten nach 410 Punkten am Vortag gestellt.
Neue Streiks im öffentlichen Dienst
Nachdem die Märkte das Thema Goldman Sachs wieder gelassener sehen, rückt Griechenland erneut in den Fokus. Mit dem Beginn der Gespräche der europäischen Finanzminister und dem Internationalen Währungsfonds stehen Sorgen um die Durchsetzbarkeit von Sparmaßnahmen im Fokus. Besonders die erneute Streikankündiung der griechischen Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, ADEDY, weckte diese Befürchtung. ADEDY will am Donnerstag für 24 Stunden streiken. Dies dürfte zu einer erneuten Lahmlegung des öffentlichen Lebens in Griechenland führen. Auf klare Aussagen zu den Konditionen einer kombinierten EU- und IWF-Hilfe wird der Markt allerdings noch länger warten müssen: Die Gespräche dürften nach Schätzung von Marktbeobachtern rund zehn Tage andauern.
Der erfolgreiche Verlauf der griechischen Auktion kurzlaufender Staatsanleihen am Dienstag führt zu keiner Beruhigung. Am Vortag hatte das Land 1,95 Mrd Euro in Drei-Monats-Papieren eingenommen. Händler weisen jedoch auf die kurze Laufzeit der Papiere hin. "Das gibt keinerlei Indikation für die langfristige Finanzierbarkeit", sagt ein Händler. Im Marktfokus stehe bereits die Refinanzierungsrunde im Mai. Hier wird mit ernsthaften Problemen der Griechen gerechnet.
Keine weitere Finanzierung ohne Stütze
Die Kreditausfallversicherungen für fünfjährige Hellenen-Bonds werden am Vormittag mit 476 Basispunkten notiert, ein neuer Rekordwert. "Am Markt wird zunehmend bezweifelt, dass Griechenland den Mai-Zahltag noch ohne Hilfe von EU und IWF schafft", sagt Markus Ernst, Kreditanalyst beim UniCredit. Griechenland muss rund 8,5 Mrd. Euro neue Mittel allein im Monat Mai refinanzieren. Der Bond wird am 19. Mai fällig.
Bundesbankpräsident Axel Weber, der auch Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank ist, wies inzwischen Presseberichte zurück, der Gesamtumfang der benötigte Hilfe Griechenlands belaufe sich auf 80 Mrd. Euro. Weber erklärte, er habe lediglich Zahlen aus griechischen Pressemeldungen zitiert.
Quelle: ntv.de, nne/AP