Online-Musik-Tauschbörse Napster übernimmt Gigabeat
11.04.2001, 16:01 UhrNapster übernimmt die Internet-Technologiefirma Gigabeat. Trotzdem ist die Internet-Tauschbörse weiterhin von der Schließung bedroht.
Gegen Napster läuft ein Verfahren in San Francisco. Auch wenn der Urteilsspruch noch aussteht, drohte die Bundesrichterin Marylin Hall Patel mit der Schließung des Angebotes. Sie bezeichnete bei einem erneuten Gerichtstermin die Bemühungen der Tauschbörse zum Schutz copyright-geschützer Musik als "erbärmlich". Vor dem Urteil soll jedoch noch ein Sachverständiger gehört werden.
Patel hatte in ihrer einstweiligen Verfügung im März angeordnet, dass Napster den ungehinderten Zugang zu lizenzierten Songs verhindern muss. Napster hat nach eigenen Angaben bereits 1,7 Millionen Musikdateien gesperrt. Zudem will das Unternehmen Nutzer bestrafen, die die Sperren umgehen und sich geschützte Lieder herunterladen. In einer Eingabe an das Gericht sagte Napster, dass jeder dritte Angestellte inzwischen mit dem Blockieren der Songs beschäftigt sei. Die Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) wirft Napster dagegen weiter vor, dass die meisten urheberrechtlich geschützten Titel noch immer verfügbar seien.
Die Online-Tauschbörse verzeichnet rund 70 Millionen Nutzer. Mit der Übernahme von Gigabeat verspricht sich Napster zudem, den Auflagen des Gerichts gerecht zu werden. Mit Hilfe der neuen Gigabeat-Technologie soll die Tauschbörse eine bessere Filtermöglichkeit für geschützte Musiktitel erhalten und den Kunden zugleich mehr Komfort bei der Suche nach speziellen Songs bieten, hieß es in einer Mitteilung.
Unterdessen bauen die großen Musikunternehmen ihre eigenen Musikvertriebskanäle im Internet aus. "Nach den Ankündigungen der vergangenen Woche glaube ich, dass die Großen Napster nicht mehr brauchen", sagte ein Analyst des Marktforschungsinstituts Gartner Inc. Erst vergangenen Montag hatte der französische Medienkonzern Vivendi Universal den Napster-Konkurrenten eMusic übernommen.
Zusammen mit Sony Music und Yahoo will der Konzern seine Musik über das Internet für Abonnenten zugänglich machen. Bertelsmann, AOL Time Warner und EMI hatten ihrerseits mit MusicNet eine kostenpflichtige Großhandels-Plattform im Internet angekündigt. Über den Vertriebskanal soll es künftig auch Napster möglich sein, Musik zu erwerben.
Quelle: ntv.de