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Vom Prêt-à-porter zum Mundschutz Armani und Co. stellen Schutzkleidung her

König Giorgio und seine Kollegen packen da an, wo es am nötigsten ist - bei der Schutzkleidung für das medizinische Personal.

König Giorgio und seine Kollegen packen da an, wo es am nötigsten ist - bei der Schutzkleidung für das medizinische Personal.

(Foto: AP)

Haute Couture hat gerade keinen Sinn, deswegen stellen Armani, Gucci, Prada und viele andere Protagonisten der italienischen Mode ihre Betriebe um: Jetzt wird Schutzbekleidung für Ärzte und Sanitäter an vorderster Front hergestellt.

Weg vom Laufsteg, weg vom Glamour. Italiens Modedesigner haben Zeichnungen und Entwürfe für die neuen Kollektionen beiseitegelegt, sie schwenken auf Mundschutzmasken, Ärztekittel und Schutzanzüge um. Noch studiert man die Formen, sucht nach den richtigen Materialien, aber schon bald sollen sie die Ärzte und Sanitäter bei ihrem täglichen Kampf gegen das Coronavirus schützen.

"Re Giorgio", König Giorgio, wie ihn die Presse gerne nennt, war im Februar der Erste, der seine Kollektion ohne Publikum und per Streaming über den Laufsteg gehen ließ. Das war gleich nachdem der erste Coronavirus-Patient im Krankenhaus eingeliefert worden war und zehn Gemeinden südöstlich von Mailand unter Quarantäne gestellt wurden. Vorigen Samstag hatte er dann auf allen national vertriebenen Zeitungen eine Seite gekauft, auf der er den Ärzten und Sanitätern seinen Dank aussprach. Gleich danach folgte eine Spende von zwei Millionen Euro für verschiedene Krankenhäuser. Doch dieser letzte Schritt, die Produktion umzustellen, hat viele Italiener besonders tief berührt. Für manche war es vielleicht erst diese Geste, die ihnen veranschaulichte, dass wir uns in einem kriegsähnlichen Zustand befinden.

Auch im Krieg passte sich die Industrie, die ganze Wirtschaft, an die Zeiten an. Gedanken und Assoziationen, die oft aus Filmen entnommen werden, denn die meisten haben den Krieg nicht erlebt. Giorgio Armani schon, er war damals ein Kind. Wer weiß, was ihm in diesen Tagen alles durch den Kopf geht, wenn er auf die leeren, stillen Straßen seiner Stadt blickt. Viel hat der 85-Jährige dazu nicht gesagt, nur das: "Die Angst um meine Lieben und um mich ist dieselbe wie damals, auch wenn der jetzige Feind unsichtbar und global ist." 

Armani ist aber nicht der einzige unter den Modedesignern, der diesen Schritt gegangen ist. Vor ein paar Tagen bat die Region Toskana um Kittel und Mundschutzmasken für ihre Ärzte. Das Modeunternehmen Gucci war sofort zur Stelle und erklärte sich bereit, eine Million Masken und über 1000 Schutzanzüge für die Ärzte herzustellen. Anzüge und Masken, die vor der Auslieferung von den Gesundheitsbehörden noch überprüft werden. Prada hat schon am 18. März in Montone in der Nähe von Perugia, wo sich die einzige italienische Produktionsstätte des Modehauses befindet, mit der Herstellung von Kitteln und Schutzmasken begonnen, die dann auch an die Krankenhäuser der Toskana verteilt werden. Dasselbe gilt für das Textilunternehmen Calzedonia aus Verona und für Les Copains aus Bologna.

Welche Zukunft hat die Mode?

Doch bei allem guten Willen und Eifer gibt es ein Problem: Es fehlt an dem wertvollen Vliesstoff, ohne den die Mundmasken für die Ärzte nutzlos sind. Der Industrieverband in Modena hat deswegen eine Liste von Unternehmen aufgestellt, die diesen Stoff herstellen könnten; unter diesen befindet sich auch die Textilfabrik Marzotto. "Stoffe herzustellen ist unser Beruf und wir waren bei der Suche nach dem geeignetsten Produkt sehr anspruchsvoll", hat der Vorsitzende Davide Favrin erklärt. Die von Marzotto hergestellten Masken werden an die Gemeinden, in denen das Unternehmen seine Textilfabriken hat  - also im Piemont, im Veneto und in der Lombardei - verteilt. Der Modedesigner Ermanno Scervino hat wiederum den Vliesstoff in Prato gekauft, ihn dann an seine Schneiderinnen verteilt, die jetzt Schutzmasken für Alters- und Pflegeheime herstellen.

Noch vor einer Woche titelte die Tageszeitung "Corriere della Sera": "Welche Zukunft hat die Mode?" Eigentlich gemeint war, ob die Männermode-Woche, die normalerweise im Juni stattfindet, auf September verschoben werden oder man sich gleich für eine digitale Fashion Week entscheiden sollte.

Die Modedesigner haben im Moment andere Prioritäten gesetzt. Jetzt heißt es anpacken und sehen, was da kommen wird, wenn dieser Ausnahmezustand vorbei ist, und sich um das Fortbestehen zu gegebenem Zeitpunkt Gedanken machen.

Quelle: ntv.de

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