Vom Straßenmusiker zum Mercury-Sieger Clementine widmet seinen Preis Paris
21.11.2015, 08:05 Uhr
Der britische Sänger ist für seine poetischen Texte und seinen experimentellen Stil bekannt.
(Foto: AP)
Die Verleihung des britischen Mercury-Preises wird zu einer emotionalen Angelegenheit. Denn Preisträger Benjamin Clementine lebte einst als Straßenmusiker in Paris. Unter Tränen erinnert er daran.
Der Sänger und Dichter Benjamin Clementine hat den britischen Mercury-Preis gewonnen und ihn der Stadt Paris gewidmet, die vor einer Woche von blutigen islamistischen Anschlägen getroffen wurde. "Ich kann nicht glauben, dass ich gewonnen habe. Ich weiß, es geht um Musik, aber ich widme ihn den Ereignissen vor vier oder fünf Tagen in Paris", sagte der 26-jährige Brite ghanaischer Herkunft, der mehrere Jahre als Straßenmusiker in der französischen Hauptstadt verbrachte. Dann brach er in Tränen aus.
Clementine sagte, die Angriffe hätten ihm eine ernüchternde Erkenntnis beschert. "Sie machten mir klar, dass wir in einer sehr gefährlichen Welt leben." Zwar lebe er im Vergleich zu anderen Generationen in einer sehr friedlichen Welt, aber es gebe Dinge, "die wir einfach nicht loswerden".
Clementine erhielt den Mercury-Preis für sein Debutalbum "At Least For Now" und setzte sich damit gegen elf Kandidaten durch, darunter musikalische Größen wie Florence and the Machine und Aphex Twin. Der Preis wird jedes Jahr von der britischen Musikindustrie für das beste Album in Großbritannien und Irland vergeben. Der in London geborene Sänger zog mit 19 Jahren nach Paris, wo er auf der Straße spielte und oft auch schlief.
Familliäre Gefühle
Der für seine ausdrucksvolle Stimme, seine poetischen Texte und seinen experimentellen Stil bekannte Sänger sagte dem Rundfunksender BBC, er sei am Tag nach den Anschlägen nach Paris gereist. "Wenn jemand stirbt und sie nicht Teil deiner Familie sind, schickst du dein Beileid. Aber wenn sie Teil der Familie sind, wem schickst du dein Beileid?", fragte Clementine. "Dies ist wie ich mich fühle - als wenn ein Teil meiner Familie mir gestohlen wurde."
Der Mercury-Preis wird seit 1992 vergeben und ist dafür bekannt, unbekannten Künstlern zu mehr öffentlicher Wahrnehmung zu verhelfen. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Pfund dotiert. Das Geld will Clementine unter anderem dafür ausgeben, Klaviere für Edmonton zu kaufen, dort ist er aufgewachsen.
Quelle: ntv.de, sba/AFP