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Singer-Songwriter stirbt mit 88 Country-Star Kris Kristofferson ist tot

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Sänger, Schauspieler, Poet, Hubschrauberpilot: Kris Kristofferson 1996.

Sänger, Schauspieler, Poet, Hubschrauberpilot: Kris Kristofferson 1996.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Statt Literatur zu studieren, wird Kris Kristofferson Hausmeister bei einem Plattenlabel. Damit beginnt er eine einzigartige Karriere als Songwriter, Country-Star und Schauspieler. Nun ist der Poet im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben.

Der US-Country-Sänger Kris Kristofferson, der mit Werken wie "Me and Bobby McGee" zu einem der einflussreichsten amerikanischen Singer-Songwriter seiner Zeit wurde und auch ein erfolgreicher Schauspieler war, ist tot. Er sei am Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben, teilte seine Familie mit. Kristofferson litt seit seinem 70. Lebensjahr an Gedächtnisverlust. Ein Sprecher der Familie sagte, dass Kristofferson friedlich in seinem Haus in Maui, Hawaii, im Kreise seiner Familie gestorben sei. Eine Todesursache wurde nicht angegeben.

Kristofferson 1973 in Sam Peckinpahs Western "Pat Garret jagt Billy the Kid".

Kristofferson 1973 in Sam Peckinpahs Western "Pat Garret jagt Billy the Kid".

(Foto: picture alliance / COLLECTION CHRISTOPHEL)

Kristofferson war ein Ausnahmetalent - ein Sportler mit dem Feingefühl eines Dichters, ein ehemaliger Armeeoffizier und Hubschrauberpilot, ein Rhodes-Stipendiat, der einen Job als Hausmeister annahm, was sich als brillanter Karriereschritt herausstellte. Er etablierte sich in der Musikwelt zunächst als Songwriter in der Country-Musik-Hauptstadt Nashville und schrieb Hits wie das Grammy-ausgezeichnete "Help Me Make It Through the Night", "For the Good Times" und den Nr.-1-Hit "Me and Bobby McGee" seiner ehemaligen Freundin Janis Joplin. Er stand neben Bob Dylan auf der Bühne und gewann drei Grammys: für den besten Country-Song und für zwei Duette mit Rita Coolidge, mit der er von 1973 bis 80 verheiratet war. Kristofferson ist einer der bedeutendsten Songwriter aller Zeiten. Seine Songs wurden von Musik-Legenden wie Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Joan Baez, Willie Nelson, Janis Joplin und Ray Charles gesungen.

In den frühen 1970er Jahren wurde der Künstler mit dem dröhnenden, ungeschliffenen Bariton auch ein gefeierter Filmstar. Mit der Oscar-Gewinnerin Ellen Burstyn spielte er in Martin Scorseses "Alice Doesn't Live Here Anymore" (1974). 1977 gewann er an der Seite von Barbra Streisand einen Golden Globe Award für die Rolle eines ausschweifenden Rockstars in "A Star is Born". In Sam Peckinpahs Western "Pat Garrett and Billy the Kid" von 1973 spielte er zusammen mit James Coburn die Rolle des berüchtigten Outlaws.

Hausmeister bei Columbia Records

Johnny Cash und Kristofferson 1983 in Nashville.

Johnny Cash und Kristofferson 1983 in Nashville.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Kristofferson wurde als Enkel schwedischer Einwanderer am 22. Juni 1936 in Brownsville, Texas, geboren und zog häufig um, da sein Vater General bei der Air Force war. Nach seinem Abschluss am Pomona College in Kalifornien, wo er Football und Rugby spielte, besuchte Kristofferson mit einem Rhodes-Stipendium die Oxford University und folgte dann der Familientradition, indem er zur Armee ging. Er besuchte die Elite-Ranger-Schule der Armee, lernte das Hubschrauberfliegen und erreichte den Rang eines Captains.

1965 wurde Kristofferson eine Stelle als Englischlehrer an der U.S. Military Academy in West Point, New York, angeboten - er war fasziniert von den Werken des Dichters William Blake -, aber er lehnte ab, um nach Nashville zu gehen. Kristofferson wurde Hausmeister im Studio von Columbia Records, weil er dort die Chance hatte, seine Songs den großen Stars anzubieten, die dort aufnahmen. Er arbeitete auch als Hubschrauberpilot und transportierte Arbeiter zwischen den Ölfeldern Louisianas und den Offshore-Bohrinseln.

Während dieser Zeit schrieb Kristofferson einige seiner denkwürdigsten Songs, darunter "Help Me Make It Through the Night", das er nach eigenen Angaben auf einer Ölplattform schrieb. Sein kühnster Song-Einfall kam, als er seinen Hubschrauber auf Johnny Cashs Rasen landete - obwohl er Cashs Version bestritt, wonach er mit einer Tonbandkassette in der einen und einem Bier in der anderen Hand aus dem Cockpit geklettert sei. Cash hatte später mit Kristoffersons Klagelied "Sunday Morning Comin' Down" einen Nummer-1-Hit.

Songzeile von Leonard Cohen als Grabinschrift

"Ich singe wie ein Frosch": Kris Kristofferson bei einem Festival 2019.

"Ich singe wie ein Frosch": Kris Kristofferson bei einem Festival 2019.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

Drei Jahre nach der Scheidung von seiner zweiten Frau Rita Coolidge heiratete Kristofferson 1983 die Anwältin Lisa Meyers, mit der er bis zuletzt zusammen auf Hawaii lebte. Gemeinsam hatten sie fünf Kinder und Pflegekinder. "Er lässt sich nicht managen", sagte seine Frau einmal über ihn. "Sogar wenn ihm jemand sagt, dass er einen guten Tag haben soll, antwortet er: 'Sag mir nicht, was ich machen soll'."

Seine Konzerte hatte Kristofferson bis zuletzt immer mit dem Song "Shipwrecked in the 80's" begonnen. Aus Aberglauben. Das Lied sollte ihm Glück bringen. Dass er überhaupt selbst als Sänger mit seinen Songs getourt ist und Hallen gefüllt hat, hat ihn selbst wohl am meisten überrascht. "Jeder Künstler, der meine Songs gesungen hat, hat das besser gemacht als ich", sagte Kristofferson einmal. "Ich singe wie ein Frosch." Die "New York Times" sah das ähnlich: "Mr. Kristofferson ist über drei Akkorde nie hinausgekommen."

Trotzdem liebten ihn die Fans, für die der singende Poet mit seiner Gesellschaftskritik und Melancholie das gebrochene Lebensgefühl der Vietnam-Generation verkörperte. Für seinen Abschied hatte Kristofferson vorgesorgt und sich eine Songzeile von Leonard Cohen für seinen Grabstein ausgesucht: "Like a bird on the wire, like a drunk in a midnight choir, I have tried in my way to be free."

Quelle: ntv.de, mau/AP/dpa

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