Gewalt gegen Kinder in "Sparta"? Festival zieht Seidl-Film nach Missbrauchsvorwurf zurück
09.09.2022, 23:52 Uhr
Auf der diesjährigen Berlinale war Ulrich Seidl noch ein gerngesehener Gast.
(Foto: IMAGO/snapshot)
Der österreichische Filmemacher Ulrich Seidl provoziert gern mit seinen Werken. Nun ist er womöglich zu weit gegangen. Das renommierte Filmfestival in Toronto wird seinen Streifen "Sparta" nicht zeigen, nachdem Missbrauchsvorwürfe beim Dreh erhoben wurden. Seidl widerspricht.
Das Internationale Filmfestival von Toronto hat nach Misshandlungsvorwürfen die Weltpremiere des Films "Sparta" des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl abgesagt. "Dieser Film wurde zurückgezogen", schrieb das Toronto International Film Festival auf seiner Website. "Sparta" handelt von einem österreichischen Judo-Trainer, der versucht, seine Pädophilie zu überwinden, indem er in einer abgelegenen Region Rumäniens ein neues Leben beginnt.
Nach einem Bericht des Magazins "Spiegel" von der vergangenen Woche, der sich auf Aussagen von Filmcrew-Mitgliedern und in dem Film mitspielenden Kindern beruft, sollen diese am Drehort Gewalt ausgesetzt gewesen sein. Auch Eltern kamen in dem Bericht zu Wort. Sie berichteten, nicht angemessen über die Thematik des Films informiert worden zu sein.
Seidl wies die Vorwürfe zurück. "Wie alle anderen Darsteller wurden selbstverständlich auch die Kinder und Jugendliche von mir niemals gedrängt, vor der Kamera Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten", erklärte der 69-Jährige auf seiner Website nach der Veröffentlichung des "Spiegel"-Artikels.
"Beim Dreh wurden keine Grenzen überschritten"
Kein Kind sei "nackt oder in einer sexualisierten Situation, Pose oder Kontext gedreht" worden. "Solche Szenen waren niemals meine Intention und wurden auch nicht gedreht", schrieb der Regisseur. Während der Dreharbeiten seien "nie die Grenzen des ethisch und moralisch Gebotenen überschritten" worden.
Die Staatsanwaltschaft im Bezirk Satu Mare im Nordwesten Rumäniens, wo die Dreharbeiten stattfanden, untersucht die Vorwürfe, wie AFP aus Gerichtskreisen erfuhr. "Sparta" soll nach derzeitigem Stand noch auf dem Festival von San Sebastián in Spanien gezeigt werden, das am 16. September beginnt.
Der exzentrische österreichische Regisseur Seidl schockiert das Publikum seit 20 Jahren mit schonungslosen Blicken auf die Schattenseiten der Gesellschaft. Seine "Paradies"-Trilogie über Sex, Macht und die kulturelle Besessenheit von Frauenkörpern wurde auf den Filmfestivals in Berlin, Cannes und Venedig uraufgeführt.
Quelle: ntv.de, als/AFP