Melania, Ivanka, Kellyann, Karen Frauen - immer gut? Mitnichten.
10.03.2017, 16:35 Uhr
Okay, in manchen Situationen sind Frauen was ganz Feines ...
(Foto: REUTERS)
Wir Frauen sollen zusammenhalten. Wir Frauen wollen auch zusammenhalten! Aber es ist nicht immer einfach! Frauen sind nicht per se gute Menschen, bloß weil sie "Frau" sind. Das wird einem im alltäglichen Leben klar, aber auch auf höchster Ebene.
Ok, ich setze mich jetzt vollkommen in die Nesseln, so kurz nach dem Weltfrauentag, wo sich alle Frauen am liebsten rosa Mützen aufgesetzt haben, auf Straßen demonstrierten oder Texte schrieben, die auf eine große Schwesternschaft schließen lassen. Und es ist auch so: Es geht nichts über Freundinnen!! Aber ich erkenne 100 Meter gegen den Wind, wann eine Frau nie meine Freundin werden wird, warum sie auch nie irgendjemandes Freundin sein kann, und warum sie der Grund dafür sein wird, dass ich mich in der Gegenwart von den dümmsten Männern noch immer wohler fühlen würde als in der Gegenwart dieser Frau (die Worte "stutenbissig" und "Miststück" kommen mir in den Sinn). Deswegen gibt es wahrscheinlich auch mehr "Bromances" als "Womances" im Kino (obwohl: Bald kommt "Girls Night Out" in die Kinos und es lief auch bereits "Bad Moms" mit Mila Kunis).
Der Grund ist einfach: Von den Männern erwarte ich nichts. Von einer Frau erwarte ich - und der Rest der Welt - eine Menge. Es funktioniert ungefähr nach dieser Formel: Ein Vater, der zu spät zum Elternabend kommt, ist total süß, weil er sich ja so bemüht hat, überhaupt zu kommen (die Frauen auf den Mini-Stühlen kichern und reichen ihm die Anwesenheitsliste zusammen mit einem Keks, der Arme hat sicher noch nichts gegessen). Eine Mutter, die zu spät zu einem Elternabend kommt, wird meist missachtet oder von oben bis unten taxiert. Die Anwesenheitsliste bleibt liegen. Die Kekse auch (sie sollte eh abnehmen); und süß, dass sie überhaupt noch gekommen ist, findet das keine(r), denn anscheinend hat sie ein mieses Zeitmanagement.
Wir sind alle bessere Menschen
An diesem Missverhältnis müssen wir also noch arbeiten. Daran, dass Frauen grundsätzlich netter zueinander sein sollten, auch. Dass sie mehr Netzwerke bilden sollten sowieso, dass sie sich unterstützen und nicht immer nur denken, die andere könnte ihr etwas wegnehmen. Manche Dinge sollte frau sich dennoch im wahrsten Sinne des Wortes abschminken: dass "Frausein" grundsätzlich bedeutet, gut zu sein. Auch nicht, wenn Mark Zuckerberg gerade die schleimigste Ode an "die Frauen" gepostet hat, da seine Priscilla wieder schwanger ist. Hier in Auszügen, was Herr Zuckerberg von seiner noch nicht geborenen Tochter erwartet: "Meine nächste Hoffnung war, dass es ein Mädchen wird. Ich kann mir kein größeres Geschenk vorstellen, als eine Schwester zu haben (...)", schreibt der 32-Jährige.
"Wir alle sind bessere Menschen wegen der starken Frauen in unseren Leben - Schwestern, Mütter, Freundinnen. Wir können es nicht erwarten, unsere neue Kleine willkommen zu heißen und das Beste zu geben, um sie zu einer weiteren starken Frau zu erziehen", beendet Zuckerberg seinen Post. Sein Wort in Gottes Gehörgang - die Realität sieht ja nunmal anders aus. Und viel Glück auch für seine Töchter, dass sie ja so werden, wie ihr Vater das plant.
Es ist ein Leichtes, festzustellen, dass viele Frauen in einem Raum noch lange nichts Gutes bedeuten, siehe hier: First Lady Melania Trump, First Daughter Ivanka, Second Lady Karen Pence und Berater-Katastrophe Kellyanne Conway. Sie haben gemeinsam mit anderen Frauen den International Women's Day im Weißen Haus zelebriert, sozusagen in der Höhle des Löwen. Worüber die sich wohl unterhalten haben? Das wissen wir nicht, aber hier lesen Sie, wofür diese Damen in letzter Zeit einstanden.
Melania Trump: Für die einen der Beweis, dass es sich für junge, einigermaßen gut aussehende Frauen doch noch immer lohnt, sich einen betagten Geldsack zu angeln. Für andere die absolute Horrorvorstellung - sie selbst inzwischen höchstwahrscheinlich eingeschlossen. Denn konnte sie in New York noch ganz gepflegt und relativ unbeobachtet ihrem Leben als verwöhnter Gattin nachgehen, steht sie nun unter totaler Beobachtung. Jede Miene, die sie verzieht, wird analysiert, interpretiert und retouschiert. Guckt sie ihren Mann denn auch verliebt genug an? Oder eher angeekelt? Guckt er sie streng an? Sieht sie aus wie ein Opfer häuslicher Gewalt, und sei es auch "nur" psychischer Gewalt?
Von Melania lernen Mädchen Folgendes: Dass ein Mann, vor allem der eigene, mit allem durchkommt. Selbst, wenn er andere Frauen belästigt. Nachdem im Wahlkampf 2016 das Video aus dem Jahr 2005 in die Öffentlichkeit gelangte, in dem Trump dem - inzwischen entlassenen - Moderator von "Access Hollywood", Billy Bush, während einer Busfahrt verriet, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne, weil er berühmt sei - er könne ihnen sogar zwischen die Beine grapschen ("grab them by the pussy"), verteidigte ihn seine Melania: "Ich war überrascht, denn das ist nicht der Mann, den ich kenne." Sie akzeptiere aber seine Entschuldigung. Moderator Billy Bush habe ihn sicher angestachelt, "dreckige und schlimme Sachen zu sagen", so Melania. Die 46-Jährige bezeichnete die Aussagen als "Gespräch unter Jungs". Möglicherweise hätten die beiden Männer nicht gewusst, dass das Mikrofon angeschaltet gewesen sei - was die Sache ja nicht wirklich besser macht.
Karen Pence: Seit über dreißig Jahren mit Mike Pence verheiratet, Mutter von drei Kindern und Gründerin der Firma "That's My Towel" (Das ist mein Handtuch). Sie ist außerdem Pilotin, sehr religiös und gemeinnützig tätig. So weit so schön. Karen Pence hatte zum Amtsantritt ihres Mannes angekündigt, dass sie sich im Bereich der Kunst-Therapie für traumatisierte Patienten einsetzen wolle - schade nur, dass die Kunst-Therapeuten das gar nicht so gut finden. Die American Art Therapy Association begüßte den Vorschlag zwar, einige Therapeuten allerdings finden, dass der Ansatz der Second Lady nicht zu vereinbaren ist mit dem, was sie, die Therapeuten, repräsentieren: "Wie sollen wir unseren Kriegsüberlebenden und anderen Traumatisierten erklären, dass Pence für die Abschaffung von Obamacare steht und Flüchtlinge nicht ins Land lässt", fragt man sich. Ihre Ablehnung Homosexuellen, Farbigen, Muslimen, Frauen, die abgetrieben haben und anderen gegenüber, die von der Politik Trumps betroffen sind, ist nicht vereinbar mit den Zielen, die Trauma-Therapeuten gemeinhin vertreten.
Ivanka Trump: Sie scheint oberflächlich ganz vernünftig zu sein. Mutter von drei Kindern, bestens ausgebildet, Geschäftsrau, mit einem jüdischen Zeitungsherausgeber und Milliardär verheiratet, fragt man sich jedoch ständig: Wann wird sie ihrem Vater endlich mal so richtig die Meinung sagen? Gar nicht, steht zu befürchten. Donald Trump behandelt Ivanka Trump nicht wie seine Tochter, sondern wie sein Eigentum, schon immer. Ständig steht sie hinter ihm, scheint ihm näher als seine eigene Frau zu sein, und versucht, die verbrannte Erde, die er hinterlässt, wieder aufzuforsten. Sie ist mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden und tut gern so, als wäre Gleichberechtigung und die Balance zwischen Kindern und Berufstätigkeit eine spielerische Angelegenheit.
In ihrem Buch "The Trump Card" schreibt sie: "Ich konzentriere mich darauf, den Erfolg der Trumps an die nächste Generation weiterzugeben. Schließlich sind wir Trumps dafür gemacht, zu gewinnen. Wow, ich klinge wie mein Vater, oder? Aber so ist das nunmal, wenn man Daddy's Girl ist." Da kann man bzw. frau schon Angst bekommen. Sie gibt zwar zu, mit vielen Privilegien aufgewachsen zu sein; gleichzeitig ist es aber ganz selbstverständlich für sie, nun den Platz an der Seite ihres Vaters, sowohl geschäftlich als auch familiär als auch in der Politik, eingenommen zu haben. Klingt ein bisschen nach Königshaus.
Zu guter Letzt Kellyanne Conway: Erfinderin des "Bowling Green-Massakers", Werbetreibende für Ivanka-Trump-Produkte (Schmuck), "Fake News" und "Alternative Fakten"-Herausgeberin: "Jedes Mal, wenn ich sie im Fernsehen gesehen habe, war etwas verschoben, unangebracht oder falsch," erläutert die Moderatorin der MSNBC Morning Show ihre Entscheidung, Kellyanne Conway nicht mehr einzuladen. Eine Entscheidung übrigens, die auch andere Sender unterstützen. "Ich glaube nicht einmal, dass sie etwas sagt, wovon sie weiß, dass es nicht wahr ist. Sie sagt einfach nur Dinge, um im Fernsehen zu sein und sich ihrer Bedeutung zu versichern," bekräftigt ein TV-Produzent die Aussage. Die Frau, die sich gern lässig im Oval Office gibt, während andere stramm stehen, verkleidet sich auch so, wie sie sich sieht: als Superwoman. Allerdings fordert die US-Ethikbehörde Ermittlungen gegen Conway.
So, vielleicht ist jetzt ein bisschen deutlich geworden, warum es tatsächlich nicht immer ein Traum ist, mit vielen Frauen in einem Raum zu sein. Es gibt viel zu tun - packen wir's an.
Quelle: ntv.de