Zweifelhafte Masken-Geschäfte Fynn Kliemann: "Betrogen habe ich nicht"
07.05.2022, 10:42 Uhr
Fynn Kliemann gibt an, überfordert gewesen zu sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Jan Böhmermann wirft dem Musiker Fynn Kliemann krumme Geschäfte mit Corona-Masken vor. Nach einem Statement im Netz nimmt der 34-Jährige auch in einem Interview Stellung. Ein großer Geschäftspartner zieht dennoch bereits Konsequenzen.
Der Satiriker Jan Böhmermann wirft dem Influencer und Musiker Fynn Kliemann vor, in zweifelhafte Geschäfte mit Schutzmasken verwickelt zu sein. Nun hat sich Kliemann in einem Interview zu den Vorwürfen geäußert. Dem Magazin "Spiegel" sagte er: "Betrogen habe ich nicht, hier geht es höchstens um Falschdarstellungen auf Webseiten. Da wurde ich vielleicht missbraucht, wie auch immer Sie das bezeichnen wollen." Zudem räumte er mehrfach ein, in unangemessener Art mit Freunden und Bekannten kommuniziert zu haben. Kliemann dementierte aber, Masken aus Bangladesch verkauft oder "absichtlich kaputte Masken an Flüchtlingslager geliefert" zu haben. Er sei insgesamt überfordert gewesen.
Böhmermann hatte am Freitag einen längeren Beitrag über Kliemann in der Show "ZDF Magazin Royale" veröffentlicht. Darin wirft er ihm vor, angeblich fair in Europa produzierte Corona-Masken zu Dumpinglöhnen in Asien produziert zu haben und beschädigte Masken an Flüchtlinge gespendet zu haben. Zudem soll Kliemann mit seinem Ferienwohnungsvermietungsservice Spendengelder eingenommen haben, deren Verwendung äußerst schwammig formuliert war.
Bereits vor dem "Spiegel"-Interview hatte Kliemann ein langes Statement veröffentlicht, in dem er sein Handeln kritisch reflektierte. Darin heißt es: "Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun "auf den ersten Blick" enttäuscht und geschockt sind." Er bat zugleich um einen differenzierten Blick. Manches stimme nicht. Konkret ging es unter anderem um den Produktionsort von Schutzmasken, der möglicherweise bewusst nicht transparent gemacht worden sein könnte.
"Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte." Weiter heißt es: "Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung." Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht.
About You nimmt Masken aus dem Online-Shop
Böhmermanns Vorstoß führte bereits zu ersten Konsequenzen. Der Online-Händler About You, der zum Otto-Konzern gehört, teilte mit: "Das ZDF Magazin Royale Video hat uns erreicht und ist uns bekannt. Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild von dem Sachverhalt zu verschaffen." In einem ersten Schritt habe man Masken der Marke "Oderso" offline genommen. Kliemann ist laut Impressum des Shops Geschäftsführer. Zudem teilte die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit, dass sie eine Auszeichnung aberkenne, die Kliemann 2020 erhalten habe.
Die betreffende Textilmanufaktur, die Böhmermann in Verbindung mit Kliemann setzt, ist die Firma Global Tactics. Unternehmensgründer Tom Illbruck sagte zu dem Masken-Produktionsort-Vorwurf: Masken seien in dem betreffenden Zeitraum 2020 auch in Bangladesch produziert worden, nicht nur in Europa. Wenn zum Beispiel ein Großkunde keinen Wert darauf gelegt habe, dass die Masken explizit aus einem bestimmten Land oder explizit aus Europa kommen, "haben wir Masken angeboten, ohne explizit an jeder Stelle zu sagen, wo die Masken herkommen".
Nachgefragt zu About You sagte Illbruck: "Nach dem, was uns an Dokumenten vorliegt, gibt es keine Absprachen mit About You, dass die Masken explizit aus Portugal gekommen sind und das ist an keiner Stelle schriftlich versichert worden."
Quelle: ntv.de, jpe/dpa